„Wer sich künftig zeitnah über neue Wolfsnachweise in Rheinland-Pfalz informieren möchte, kann das nun per Mausklick machen. In einer Tabelle werden alle gesicherten Nachweise eingetragen, sobald Wölfe genetisch oder anhand einer Foto- oder Videoaufnahme bestätigt wurden“, sagt Umweltministerin Ulrike Höfken zur Online-Schaltung der Auflistung snu.rlp.de/de/projekte/woelfe/verbreitung-recht/wolfsnachweise-rlp/. Diese wurde vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten gemeinsam mit der Stiftung Natur und Umwelt und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) erstellt. So könne jede und jeder verfolgen, wo sich Wölfe dauerhaft ansiedeln, einmalig gesichtet wurden oder wo ein Tier tot aufgefunden wurde.
Die neuesten Einträge in die Liste stammen wie die Mehrzahl der früheren Nachweise aus dem Westerwald. In den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld und Rengsdorf-Waldbreitbach gab es jeweils Fotonachweise und einen Kotfund Mitte März. Mit dem Kotfund existiert erstmals ein genetischer Nachweis für den rheinland-pfälzischen Wolfs-Nachwuchs. Das Tier ist rund zehn Monate alt und trägt die Bezeichnung GW1581f. Dabei zeigt das f an, dass es sich um eine Fähe, also ein weibliches Tier, handelt.
Die Mutter des Jungtieres (GW 914f) stammt aus der Gegend von Möckern in Sachsen-Anhalt – rund 450 Kilometer entfernt. Sie wurde im Westerwald erstmals im März 2018 genetisch nachgewiesen. Ein gutes Jahr später hat sie offensichtlich Junge bekommen – mit hoher Wahrscheinlichkeit die fünf (oder mehr) Wolfswelpen, die im August 2019 bei Bad Hönningen vor eine Wildtierkamera liefen. Das Herkunftsgebiet des Vaters ist unbekannt, der Rüde mit der Bezeichnung GW1159m wurde hier im Dezember 2019 erstmals nachgewiesen, muss sich aber schon deutlich länger im Westerwald aufhalten. Denn die Paarungszeit der Wölfe liegt zwischen Januar und März.
Wölfe im Westerwald sesshaft
In Rheinland-Pfalz ist damit derzeit von einem Wolfsrudel im Westerwald mit den Elterntieren GW 914f und GW1159m auszugehen und außerdem von einer unbekannten Zahl von Einzelwölfen, die sich kürzer oder länger im Lande aufhalten. Bislang ging man stets von zwei sesshaften Fähen im Westerwald aus. Die zweite Fähe GW1072f, die aus Niedersachsen stammt und nach einem genetischen Nachweis im Januar 2019 auf dem ehemaligen Truppenübungs-platz Daaden (Westerwaldkreis) als ebenfalls resident galt, konnte jedoch seither nicht mehr genetisch nachgewiesen werden. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt, sie kann sich aber durchaus noch in der Region aufhalten. Um weitere Tiere als sesshaft einzuordnen, ist ein (genetischer) Nachweis desselben Individuums in derselben Gegend im Abstand von mindestens sechs Monaten erforderlich.
Elf Wolfsindividuen seit 2012 nachgewiesen, weitere Wölfe fotografiert
Weitere Wölfe haben sich zumindest zeitweise in Rheinland-Pfalz aufgehalten: Mit der neu nachgewiesenen Jungwölfin wurden seit 2012 elf verschiedene Individuen mittels eines DNA-Nachweises bestätigt, davon sind zwei nachweislich nicht mehr am Leben: der 2012 illegal getötete Wolf Pierre Luigi und der Wolf GW1478m, der im Januar dieses Jahres bei Mainz-Finthen überfahren worden war.
Außerdem gibt es zahlreiche Film- und Fotonachweise von Wölfen in Rheinland-Pfalz. Da man anhand von Bildnachweisen nicht auf ein bestimmtes Individuum schließen kann, kann man nicht gesichert sagen, ob es sich bei den fotografierten oder gefilmten Tieren auch um jene handelt, deren Genmaterial man analysiert hat.
Wolfssichere Zäune im Präventionsgebiet für Weidetiere vom Land finanziert
Seit Oktober 2019 gab es keinen bestätigten Nutztierriss durch einen Wolf mehr. Das Umweltministerium bittet dennoch weiterhin Nutztierhalterinnen und -halter im Präventionsgebiet Westerwald, ihre Zäune wolfssicher zu gestalten. Auch der Wolfsnachwuchs darf nicht auf die Idee kommen, Weidetiere könnten leichte Beute sein.
Bereits 2012 hat das Ministerium vorausschauend gehandelt und noch vor den ersten Wolfnachweisen einen Wolfsmanagementplan erstellt. 2018 wurde das Präventionsgebiet Westerwald ausgewiesen. Im Präventionsgebiet werden wolfssichere Zäune mit ausreichender Elektrosicherung für den Mindestschutz vor Nutztierrissen vom Land finanziert. Das gilt auch für die sogenannte Pufferzone Eifel, die im Jahr 2019 ausgewiesen wurde. Nutztierrisse werden zu 100 Prozent entschädigt, wenn sie nachweislich von einem Wolf verursacht wurden. Im Präventionsgebiet Westerwald ist dafür der sogenannte „Mindestschutz“ für die Weidetiere Vo-raussetzung. Ist dieser nicht vorhanden, kann nur eine reduzierte Entschädigung ausgezahlt werden.
Wie kann ich einen Wolf melden?
Personen, die ein Foto eines vermeintlichen Wolfes aufgenommen haben oder Bilder aus einer Wildtierkamera erhalten haben, sollen diese mit einer genauen Ortsangabe an wolf(at)snu.rlp.de senden oder sich an die Wolfshotline (Tel. 06306-911199) wenden. Dabei sollte die Urheberin oder der Urheber für Rückfragen zur Verfügung stehen. Anschließend wird das Bildmaterial an die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt sowie an die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) geschickt. Die jeweiligen Wolfsexpertinnen und -experten beurteilen unabhängig voneinander, ob es sich bei dem fotografierten Tier um einen Wolf handelt. Liegen jeweils die Einschätzungen vor, prüft der oder die örtliche ehrenamtliche Großkarnivorenbeauftragte, ob der angegeben Ort tatsächlich so auffindbar ist und es sich nicht um eine Gehege-Aufnahme oder Ähnliches handelt.
Dort, wo Sichtungen von Wölfen gemeldet werden, werden von den Großkarnivoren-Beauftragten Wildtierkameras installiert, um weiteres Bildmaterial zu erhalten. Maßnahmen bei einem Aufeinandertreffen Mensch-Wolf und weitere Informationen zum Wolfs-Managementplan sind hier online abrufbar.
Hinweis: Zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Wolf und Luchs ist mittlerweile das 2021 gegründete Koordinationszentrum Luchs und Wolf (KLUWO).
Die KLUWO-Homepage erreichen Sie über folgenden Link: https://fawf.wald.rlp.de/de/forschung-und-monitoring-unsere-aufgaben/koordinationszentrum-luchs-und-wolf/
Die Telefonhotline ist 06306 – 911199 oder 06131 884 268 199