Wölfin mit Nachwuchs

Fragen zum Leben mit dem Wolf

Der Wolf ist der größte fleischfressende Beutegreifer der Familie der Hunde. Unsere heutigen Haushunde stammen von Wölfen ab. Wölfe leben in Rudeln, die sich aus Familien zusammensetzen. Geleitet werden diese Rudel durch die Elterntiere. Ein Rudel lebt in einem Gebiet von circa 250 Quadratkilometer Größe. Männliche Wölfe können zwischen 30 und 80 Kilogramm, Weibchen maximal 55 Kilogramm schwer werden. Wölfe ernähren sich Studien zufolge bis zu über 90 Prozent von Wild wie beispielsweise Rehen, Wildschweinen und Rothirschen. Das haben Untersuchungen des Senckenberg Museums für Naturkunde (Görlitz) an über 2.000 Kotproben von den in Deutschland lebenden Wölfen ergeben. Die restlichen zehn Prozent bestehen je nach Region aus Damhirsch, Muffelschaf, Hase, kleinen und mittelgroßen Säugern und zu circa 1-2 Prozent aus Nutztieren wie Schafen oder Ziegen.

Bevor der Wolf im 20. Jahrhundert ausgerottet wurde, trug der Wolf zum ökologischen Gleichgewicht bei. Seine Rückkehr nach Deutschland verändert das Verhalten der Wildbestände. Sie bewegen sich mehr, fressen weniger und werden scheuer (etwa bei Rehen, Hirschen und Wildschweinen), was übermäßigen Wildverbiss und Schäden an der Vegetation reduziert. Dadurch wird die natürliche Waldverjüngung gefördert, Böden werden vor Erosion geschützt und Lebensräume für andere Arten geschaffen.
Wölfe jagen oft kranke, alte oder schwache Tiere, was Infektionsketten unterbricht und die Gesundheit der Wildpopulationen verbessert. Das wirkt sich auch positiv auf die Biodiversität aus, da Aasfresser von zurückgelassenen Kadavern profitieren. Zudem beeinflussen sie das Verhalten von Beutetieren, die sich nicht mehr dauerhaft in bestimmten Gebieten aufhalten, was der Vegetation zugutekommt. Langfristig unterstützt der Wolf die Renaturierung von Ökosystemen und trägt zu einem ökologischen Gleichgewicht bei.

Wölfe sind Raubtiere (fachlich: Beutegreifer). Die Beute von Wölfen sind Rehe, Hirsche, Wildschweine und andere Wildarten. Der Wolf ist ein opportunistischer Jäger, das bedeutet, er sucht sich die am einfachsten zu erlegende Beute aus, mit der eine Konfrontation am ungefährlichsten für ihn ist. Denn eine Verletzung bedeutet für einen Wolf in den meisten Fällen den Tod. 

Grundsätzlich zeigen Wölfe kein Interesse an Interaktionen mit Menschen. Menschen können also bedenkenlos im Wald spazieren gehen. Wölfe sind jedoch wehrhafte Wildtiere, die – wie Wildschweine und andere Wildtiere auch – niemals gefüttert oder aktiv bedrängt werden dürfen. Seit dem Jahr 2000 breitet sich der Wolf eigenständig wieder in Deutschland aus. In diesem Zeitraum wurde bisher kein aggressives Verhalten gegenüber Menschen registriert. Allerdings haben sich seitdem zwei Wölfe auffällig gegenüber Menschen verhalten, da sie die Nähe zu diesen tolerierten. Dieses Verhalten ist sehr wahrscheinlich auf eine Anfütterung dieser Wölfe in jungen Jahren durch Menschen zurück zu führen.  Eines dieser beiden Tiere wurde daraufhin mit entsprechender Genehmigung getötet und das andere Individuum tot aufgefunden.

In ganz Europa gab es von 1950 bis 2000 bei einem geschätzten Bestand von ungefähr 20.000 Wölfen, insgesamt 59 dokumentierte Zwischenfälle. In acht Fällen endeten diese für den Menschen, meist Kinder, tödlich. Die Ursachen waren in der Regel eine Tollwutinfektion oder das vorherige Anfüttern des Wolfes. Seit 2008 gilt Deutschland als offiziell von der Tollwut befreit und es sind keine neuen Fälle von terrestrischer Tollwut bei Haus- oder Wildtieren aufgetreten.1  

Die Angst vor dem Wolf in der Bevölkerung ist tief verankert und muss ernst genommen werden.  Forschungsstudien schätzen die Wahrscheinlichkeit von einem Wolf angegriffen zu werden als sehr gering ein. 

Entsprechende Verhaltenshinweise sind bei Begegnung mit einem Wolf zu beachten (siehe Frage “Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einem Wolf begegne?”)


1Im Jahr 2002 veröffentlichte eine Forschungsgruppe des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) eine Studie, in der alle bis dahin weltweit bekannten Übergriffe von Wölfen auf Menschen aufgelistet wurden, und die weitreichende Beachtung fand. Von 2002-2020 fanden die Wissenschaftler weltweit 489 Angriffe, von denen 26 tödlich endeten. Schwerpunktregionen für Konflikte sind Iran, Türkei und Indien. Der Großteil (78%) der Angriffe lässt sich auf Tollwut zurückführen. In Europa und Nordamerika – in denen die Lebensumstände von Menschen als auch Wölfen vergleichbar sind (ausreichend wilde Beutetiere, keine Tollwut, sozioökonomischer Status) bestätigten die Wissenschaftler in den vergangenen 18 Jahren insgesamt 14 von Wölfen angegriffene Menschen, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren.
 

Aufgrund der Ausbreitungs- und Anpassungsfähigkeit von Wölfen ist damit zu rechnen, dass Wölfe sich weiterhin in für sie geeigneten Lebensräumen ansiedeln und weitere Rudel bilden. Die dichte menschliche Besiedlung, Zerschneidung der Landschaft und das Nahrungsangebot begrenzen den geeigneten Lebensraum und damit auch die Anzahl der Wölfe. Hinzukommt, dass sich geschlechtsreife Jungwölfe dort niederlassen, wo kein anderes Rudel ansässig ist. Wolfsreviere sind groß – in Europa zwischen 100 und 350 Quadratkilometern. Ein Wolfsrudel duldet in seinem Revier kein zweites Rudel. Das bedeutet, dass die Wölfe die mögliche Wolfsdichte selbst beschränken.

Wölfe können in sehr unterschiedlichen Landschaften leben. Nach einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz (Skript 201/2007) gibt es außer in Hamburg, Berlin und Bremen, in jedem Bundesland wolfsgeeignete Regionen. Das heißt im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Wölfe sich in all diesen Regionen Deutschlands ansiedeln werden. Die dichte menschliche Besiedlung, Zerschneidung der Landschaft und nicht zuletzt der limitierende Faktor der natürlich zugänglichen Nahrung, haben u. a. eine bedeutende Auswirkung auf die Eignung als Wolfslebensraum.

Seit den 1990er-Jahren kehren Wölfe nach Deutschland zurück. Die ersten Wolfsrudel siedelten sich ab dem Jahr 2000 in Sachsen an. Mittlerweile gibt es eine sich über mehrere Bundesländer erstreckende Population.

Laut aktuellen Daten leben in Deutschland (Stand 2023/2024) etwa 1.600 bis 2.000 Wölfe, verteilt auf mindestens 209 bestätigte Rudel, 46 Paare und 19 territoriale Einzeltiere. Diese Zahlen werden jährlich überwacht und angepasst. Auf der Homepage der Dokumentation und Beratungsstelle des Bundes für den Wolf, kurz „DBBW“, lassen sich die aktuellen Bestandszahlen, die jährlich aktualisiert werden, für Deutschland einsehen.   

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit acht sesshafte erwachsene Tiere (Stand Mitte Februar 2025). Sie gehören zum Hochwald-, Puderbacher-, Hachenburger- und dem Leuscheider-Rudel, welches grenzübergreifend teilweise auch in Nordrhein-Westfalen lebt. Gesicherte Hinweise auf das Vorkommen von Wölfen werden auf der Seite Nachweise von Wölfen in Rheinland-Pfalz des KLUWO eingestellt und regelmäßig aktualisiert. Wird ein Wolf als gesichert etabliert nachgewiesen, so wird ein Präventionsgebiet auswiesen (vgl. Managementplan für den Umgang mit Wölfen in Rheinland-Pfalz).

Innerhalb dieses Gebiets können Nutztierhaltende Herdenschutzförderungen beantragen. Dies wird von der Landesregierung sehr empfohlen und entsprechend gefördert.

Grundsätzlich muss in allen Bundesländern jederzeit zumindest mit durchziehenden Einzelwölfen gerechnet werden. Noch nicht fest etabliert haben sich Wölfe lediglich in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie in Schleswig-Holstein.

Nein, der Wolf ist selbstständig nach Deutschland zurückgekehrt und wurde nicht durch den Menschen wiederangesiedelt. Wölfe wandern mitunter über weite Distanzen (bis zu 500 Kilometer, in Ausnahmen auch 1.000 bis 1.500 Kilometer) und können so den weiten Weg von angrenzenden Populationen zurück zu unseren Landschaften, die für sie als Lebensraum bestens geeignet sind, überwinden. Die Rückkehr des Wolfes hängt auch mit dem Fall der Berliner Mauer 1990 zusammen. Durch die Trennung von Ost- und Westdeutschland gab es auch für Wölfe wenig Möglichkeiten sich in Deutschland in der Fläche auszubreiten. Die Wölfe in den nörd- und östlichen Bundesländern stammen folglich von eingewanderten Tieren aus Polen ab. Die Tiere der südlichen Bundesländer stammen vereinzelt aus der Alpen-Population. Eine Zuwanderung über die Schweiz, Jura und Vogesen nach Rheinland-Pfalz ist möglich.

Begegnungen mit Wölfen stellen (auch nachts) grundsätzlich keine Gefahr für Menschen jeglichen Alters dar.
Es gelten dieselben Verhaltensregeln wie bei Begegnungen mit anderen wehrhaften Wildtieren:

  • Begegnen Sie den Tieren mit Respekt, halten Sie Abstand, gehen Sie nie direkt auf die Tiere zu und bedrängen Sie sie auf keinen Fall.
  • Machen Sie sich durch lautes Reden, Rufen und in die Hände klatschen bemerkbar. Bleibt der Wolf stehen, entfernen Sie sich langsam unter lautem Reden.
  • Füttern Sie unter keinen Umständen Wölfe! An Futter gewöhnte Individuen können dieses aufdringlich und/oder aggressiv einfordern. Auch eine indirekte Fütterung (zum Beispiel Liegenlassen von Speiseresten und Schlachtabfällen) ist zu vermeiden.
  • Falls Sie einen Hund bei sich führen: Leinen Sie diesen an, da er von Wölfen als Eindringling in ihr Revier angesehen werden kann. Wenn sich der Wolf dennoch dem Hund nähert, sollten Sie langsam rückwärtsgehen, den Wolf durch Rufen und Gestikulieren auf sich aufmerksam machen und notfalls mit Gegenständen auf ihn werfen.
  • Wenn Sie einen Wolf gesehen haben, bitte melden Sie die Sichtung mit möglichst genauer Ortsangabe an die Hotline (06303 911 199). Idealerweise dokumentieren sie das Geschehen mit dem Handy.

Der Hund sollte sich stets in unmittelbarer Nähe zu seinem Halter/Halterin aufhalten, ansonsten muss er in Wolfsgebieten zu seiner eigenen Sicherheit an der Leine geführt werden. Wölfe können Hunde als Eindringlinge in ihr Revier ansehen, was vor allem während der Paarungszeit (Ranzzeit) von Januar bis März zu ernsthaften bis tödlichen Verletzungen bei herumstreunenden Hunden führen kann. Da Wölfe freilaufende fremde Hundeartige in ihrem Revier als Eindringling wahrnehmen können, werden sie versuchen, diese zu stellen und zu vertreiben. Missversteht der Hund die Signale des Wolfes, kann er sein Revier durch einen Angriff verteidigen. Hält sich der Hund in unmittelbarer Nähe zu seinen Halterinnen/Haltern auf, erkennt der Wolf, dass es sich um keine potentiellen Revierstreitigkeiten durch den Hund handelt.
 
Wolf und Hund sind paarungsfähig, deswegen könnte sich ein Wolf auch aus Paarungsinteresse einem Hund nähern. Halten sie den Hund nah bei sich und machen auf sich aufmerksam.

Der Wolf hat eine natürliche individuelle Fluchtdistanz vor dem Menschen. Wird der Wolf allerdings vom Menschen angefüttert, verbindet er diesen immer mehr mit einer Futterquelle und verliert die Distanz (Habituierung). Bleibt das Futterangebot dann von Seiten der Menschen aus, kann der Wolf mitunter dreistes Verhalten entwickeln und dabei auch gefährlich werden. Das Füttern anfüttern von wildlebenden Wölfen ist nach Bundesnaturschutzgesetz §45a (1) verboten. Das Füttern von Wölfen sollte deshalb unbedingt unterlassen werden!

In der Regel gar nicht. Wölfe halten zum Menschen Abstand und bemerken Menschen lange bevor der Mensch den Wolf bemerkt. Fast immer werden Wölfe durch wiederholte Beobachtungen und Spurenfunde durch Jäger oder Naturschützer nachgewiesen und die Öffentlichkeit entsprechend von der zuständigen Stelle des Landes informiert. Gesicherte Hinweise werden unter folgendem Link auf der Seite des KLUWO eingestellt und regelmäßig aktualisiert: Nachweise von Wölfen in Rheinland-Pfalz.

Der aktuelle Stand der Wissenschaft ist, dass die meisten freilebenden Wolfsrudel Familiengruppen sind, die durch die Elterntiere angeführt werden. Der Begriff des Alphawolfs wird in der Wissenschaft nicht mehr verwendet, da heute ein anderes Wissen über das Sozialverhalten von Wölfen besteht. Der Begriff des Alphawolfs geht auf den Schweizer Verhaltensforscher Rudolf Schenkel 1944 zurück. Die wissenschaftlichen Beobachtungen, die zur Annahme geführt hat, dass ein Rudel alleine durch ein dominantes Männchen geleitet würde, wurden in Gefangenschaft gemacht, in der keine Familienbande bestanden. Schenkel selbst setzte sich Zeit seines Lebens dafür ein, den Begriff des Alphawolfs nicht mehr zu verwenden. Werden Wölfe geschlechtsreif, trennen sie sich von ihrem Rudel und wandern auf der Suche nach Paarungspartnern und einem eigenen Gebiet mit genügend Beutetieren, das noch nicht von anderen Wölfen besetzt worden ist.

Paaren sich ein Hund und ein Wolf, ist das Ergebnis ein Wolfshybrid. Solchen Hybriden wird weniger Scheu vor Menschen nachgesagt sowie der vermehrte Riss von Nutztieren. In Rheinland-Pfalz gibt es kaum freilaufende Hunde oder nicht kastrierte Straßenhunde, was die Möglichkeit eines Hybriden stark einschränkt. Davon abgesehen zeigen Daten aus der Toskana, dass sich die Lebensweise kaum von reinrassigen Wölfen unterscheidet. Ein Grund dafür liegt in der Sozialisierung der Tiere. Da bei einer Hybrid-Paarung die Mutter häufig der Wolf ist, wachsen die Hybriden bei der Mutter sprich bei einem Wolf auf. Die Hybridisierungsrate in Deutschland liegt derzeit bei unter einem Prozent. Erstmals wurde 2003 in Sachsen ein Wurf mit Wolfhybriden nachgewiesen. Insgesamt sind fünf solcher Ereignisse im Land bekannt. Es werden große Anstrengungen unternommen, Hydride zu detektieren, Stichwort genetisches Monitoring, und deren Ausbreitung im Freiland zu minimieren.

Herdenschutzhund bewacht Schafherde
Junger Wolf auf einer Wiese
Wolf