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Fragen zu Herdenschutz und Förderung
Wölfe nutzen die für sie am leichtesten zugängliche Nahrung, fachlich nennt man das einen opportunistischen Jäger. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen wildlebenden und domestizierten Huftieren. Treffen sie bei ihren Streifzügen auf unzureichend geschützte Nutztiere, zum Beispiel eine Schafherde, ergreifen sie mitunter ihre Chance auf diese (im Vergleich zu scheuen Wildtieren) leicht zu überwältigende Beute. Nutztiere machen jedoch nur rund 1,6 Prozent seiner Nahrung aus. Meistens finden Nutztierübergriffe nur zufällig statt.
Größere und wehrhaftere Tiere wie Rinder und Pferde werden sehr selten durch Wölfe angegriffen oder getötet. In der Regel sind bei wehrhaften Tierarten überwiegend sehr junge Tiere, sprich Kälber oder Fohlen, betroffen. Das Land fördert aus diesem Grund wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen innerhalb ausgewiesener Präventionsgebiete für Schafe und Ziegen haltende Betriebe sowie Gehegewild, Neuweltkameliden wie Lamas und Alpakas, Kälber und Fohlen haltende Betriebe (vgl. VV Förderrichtlinie Herdenschutz - Förderung des Schutzes von Weidetieren vor Schäden durch den Wolf).
Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Allerdings lassen sich durch etablierte Herdenschutzmaßnahmen die Schäden an Nutztierbeständen stark minimieren. Das Ziel des Herdenschutzes ist es, dass der Wolf Weidetiere als schwere Beute einschätzt und wildlebende Tiere im Vergleich als einfacher zu erlegen ansieht.
Einen guten Schutz bieten eingezäunte Weideflächen, die entsprechend den vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) definierten wolfsabweisenden Vorgaben errichtet wurden. Die Zäune müssen die Weidefläche umschließen, da beispielsweise Bäche oder Geländekanten für den Wolf keine Barriere darstellen. Die Koppelgröße sollte so gewählt werden, dass die Tiere innerhalb der Koppel bei Beunruhigung ausweichen können, sollte sich beispielsweise ein Wolf nähern.
Zum Schutz vor Wölfen bieten sich mobile (Weidenetze oder 5-zügige Litzenzäune) oder fest installierte Elektrozäune an. In den Präventionsgebieten fördert das Land bis zu 100 Prozent der Kosten, die Halterinnen und Haltern von Schafen, Ziegen, Neuweltkameliden (etwa Lamas und Alpakas) und Gehegewild bei der Erstellung und der Materialanschaffung für Herdenschutzmaßnahmen entstehen. Auch Halterinnen und Halter von Kälbern oder Fohlen können sich einen Teil ihrer Weidefläche als sogenannte wolfsabweisend gezäunte Abkalb- beziehungsweise Abfohlweiden fördern lassen.
Zudem bietet das nächtliche Einstallen oder die Unterbringung der Tiere während der Geburtsphasen im Stall Schutz vor Übergriffen. Die Behirtung der Tiere während dem freien Weidegang ist eine sichere, aber auch aufwändige Schutzmaßnahme. Nutztierhalterinnen und Nutztierhaltern wird geraten, sich insbesondere bei der Herdenschutzberatungsstelle des KLUWO und den Nutztierhalterverbänden sorgfältig über die möglichen Schutzmöglichkeiten zu informieren.
Der Einsatz von mindestens zwei zertifizierten Herdenschutzhunden wird ab einer Mindestbetriebsgröße von in der Regel 200 Schafen oder Ziegen unterstützt. Herdenschutzhunde können sehr wirkungsvoll vor Übergriffen schützen. Allerdings sind die Haltung und die Ausbildung sehr anspruchsvoll. Deshalb sollte der Einsatz von Herdenschutzhunden gut durchdacht sein und eine Beratung wahrgenommen werden. Das Land Rheinland-Pfalz fördert nicht die Anschaffung eines Herdenschutzhunds, allerdings dessen Unterhalt.
Wölfe sind intelligente Tiere und daher lernfähig. Herdenschutzzäune, die von der Höhe her schwer zu überwinden sind und zudem unter Strom stehen, schrecken Wölfe in der Regel ab. Denn Wölfe vermeiden Verletzungen und gehen kein nötiges Risiko ein. Sie jagen möglichst leicht zu erlegende Beute. Daher bieten Zäune einen guten Schutz. Dennoch sind Wölfe in der Lage, ihre Jagdstrategie einem Hindernis anzupassen. In seltenen Fällen kann ein Wolf lernen auch einen 1,20-Meter-Zaun, der unter Strom steht, zu überwinden.
Als Hetzjäger kann es vorkommen, dass Wölfe mehr – der in der Regel leichter zu erbeutenden – Nutztiere töten, als sie fressen können. Da in freier Wildbahn Jagderfolge oft ausbleiben, die Jagd sehr aufwendig und kraftraubend ist und Wölfe teilweise über längere Zeit hungern müssen, ist dieses Verhalten hinsichtlich einer Vorratshaltung sinnvoll für den Wolf und wurde über Generationen hinweg erlernt. In der Natur findet dieses Verhalten seltener statt, da die Beutetiere im Gegensatz zu den eingezäunten Nutztieren fliehen können.
Förderfähig sind alle Maßnahmen, die der Herstellung eines wolfsabweisenden Zauns dienen. Das können mobile Zaunsysteme wie zum Beispiel Weidenetze oder 5-zügige mobile Litzenzaunsysteme oder fest installierte 5-zügige Litzenzaunanlagen sein. Darüber hinaus können Weidezaungeräte samt Akku und Solarmodul, Erdungsstäbe, Anschlusskabel und weiteres Zubehör über die Förderung abgedeckt werden. Bei der Anschaffung von Weidezaungeräten sollte darauf geachtet werden, dass diese eine Ausgangsleistung von mindestens drei Joule aufweisen und pro Joule mindestens ein Erdungsstab von einem Meter verwendet wird.
Bezüglich der Präventionsförderung und womöglich anfallender Ausgleichszahlungen infolge von nachgewiesenen Wolfsübergriffen wird nicht zwischen Haupt- und Nebenerwerbslandwirten oder Hobbyhaltungen unterschieden. Abgesehen von der Förderung bei Herdenschutzhunden ist die Anzahl gehaltener Tiere kein Kriterium bei der Förderung von Herdenschutz.
Auch Ausgleichzahlungen nach einem Nutztierübergriff durch bestätige Wolfsübergriffe können von Haupt-, Nebenerwerbs- und Hobby- Halterinnen und -Haltern beantragt werden.
Die Förderung geeigneter wolfsabweisender Schutzmaßnahmen innerhalb der Präventionsgebiete kann beim KLUWO beantragt werden. Die Unterstützung erfolgt über eine Anteilsfinanzierung der förderfähigen Kosten zum Erwerb von geeigneten Elektrozäunen und deren Unterhalt oder dem Unterhalt von Herdenschutzhunden. Es können bis zu 100 Prozent der anfallenden förderfähigen Kosten erstattet werden.
Ja. Schäden, die z.B. genetisch nachweisbar von Wolf verursacht wurden, werden auf freiwilliger Basis durch das Land ausgeglichen. In etablierten Wolfslebensräumen, den ausgewiesenen Präventionsgebieten, ist der Ausgleich bei schaf-, ziegen- oder gehegewildhaltenden Betrieben an das Vorhandensein des wolfsabweisenden Grundschutzes geknüpft. Ist dieser Grundschutz gegeben, werden Ausgleichszahlungen geleistet.
Kommt es außerhalb von Präventionsgebieten zu einem Riss, ist das Vorhandensein einer Zäunung gemäß der Vorgaben eines wolfsabweisenden Grundschutzes keine Voraussetzung für eine Ausgleichszahlung bei wolfsbedingten Schäden.
Die Schadenshöhe wird anhand einer Schätzung der Tierseuchenkasse in Rheinland-Pfalz auf Basis von aktuellen Werten ermittelt. Es kommt der durchschnittliche Marktwert in Abhängigkeit von Rasse, Geschlecht, Alter, Gewicht, Leistungsgruppe und sonstiger Eigenschaften, wie zum Beispiel Trächtigkeit oder Zucht, zur Anwendung. Ausgeglichen werden auch Folgeschäden, die im Betrieb des Tierhaltenden entstanden sind (Zaunschäden, verunfallte Weidetiere, Tierarztkosten etc.).
Die Schadensregulierung erfolgt über das KLUWO.
Bei der Ausweisung eines Präventionsgebietes gilt eine einjährige Übergangsfrist für das Vorhalten eines wolfsabweisenden Grundschutzes bei der Haltung von Schafen, Ziegen und Gehegewild, als Voraussetzung für die Gewährung für einen vollen Ausgleich. In dieser einjährigen Übergangsfrist kann die volle Ausgleichszahlung auch ohne wolfsabweisenden Grundschutz erfolgen. Im zweiten Jahr nach der Ausweisung eines Präventionsgebiets werden ohne wolfsabweisenden Grundschutz bei den oben genannten Tierarten nur noch 50 Prozent der Ausgleichszahlung gewährt. Nach Ablauf des zweiten Jahres ist der Grundschutz Voraussetzung für eine Beantragung von Ausgleichszahlungen.
Die folgenden Schritte sollten befolgt werden, wenn man einen Riss entdeckt:
- Sicherung der Herde
- Versorgung verletzter Tiere
- Kadaver nicht berühren und Hunde / andere Tiere fernhalten
- Meldung des Vorfalls an die Großkarnivoren Hotline des Landes (06306-911-199)
- Fotografieren des Kadavers
- Umgebung auf Spuren (Trittsiegel, Kot, Haare) kontrollieren ggf. fotografieren und vor Witterungseinflüssen schützen
- Wenn keine zeitnahe Rissbegutachtung realisierbar:
a. Sicherung von Hinweise (Sammeln von Haaren & Kot) Fotodokumentation
b. (Übersichts-, Detail-Bilder)
Nur ein bestätigter Wolfsübergriff wird durch das Land erstattet. Der Einsatz von Staatsmitteln muss sauber dokumentiert und belegt werden. Die für den Tierhalter kostenlose Rissbegutachtung vor Ort wird ausschließlich durch die FAWF/KLUWO durchgeführt. Eine für das Land verwertbare Rissbegutachtung kann nicht durch sogenannte „Rissbegleitungen“ oder ungeschulte Dritte erfolgen.
Sollten nicht autorisierte Personen vor den Rissbegutachtenden des KLUWO das tote Weidetier beproben, findet keine amtliche Begutachtung mehr statt und eine Ausgleichszahlung durch das Land ist nicht mehr möglich.
Im Anschluss an die Beweisaufnahme wird ein Rissprotokoll zu Spuren und äußeren Verletzungen erstellt. Danach wird entschieden, ob eine eingehende Untersuchung des Tieres im Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz erfolgen soll. Die genommenen DNA-Spuren werden an das Senckenberg Institut geschickt. Über die ermittelten Laborergebnisse wird der Tierhalter durch das KLUWO informiert. Die Beantragung einer Ausgleichszahlung über das KLUWO ist nur möglich, wenn ein Wolf als Verursacher durch das KLUWO bestätigt wurde oder aufgrund einschlägiger Hinweise nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Das „Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik“ dient als „Nationales Referenzenzentrum für genetische Analysen bei Wolf und Luchs“. Dieses Labor ist bundesweit anerkannt, international in der Wissenschaftsgemeinde vernetzt und gilt als sehr zuverlässig. Seit 2010 werden alle bundesweit erhobenen Wolfsproben zentral im Senckenberg-Institut untersucht. Die Untersuchungen ergeben einen genetischen Fingerabdruck. Außerdem verlassen sich auch andere europäische Staaten auf die Expertise vom Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik.
In Abhängigkeit des Gesamtvolumens der Maßnahme hat der Antragsteller dem vollständig ausgefüllten Antrag ein Vergleichsangebot bei Nettobeträgen bis 3.000 Euro vorzulegen. Bei Nettobeträgen von über 3.000 Euro sind drei Vergleichsangebote vorzulegen. Die Maßnahmen dürfen nicht vor Bewilligung umgesetzt werden.
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