| Fachtagung

Manz: „Wälder sind elementar für Trinkwasserschutz und Hochwasservorsorge“

Strukturreiche Mischwälder sorgen für mehr Grundwasserneubildung, sauberes Trinkwasser, Schutz vor Bodenerosion und leisten Beitrag zum Hochwasserschutz
Mischwald im Frühling
Mischwald im Frühling

„Wir müssen unsere Wälder so gestalten, dass der Wald mehr Wasser speichert. Das ist elementar wichtig für die Grundwasserneubildung, für die Hochwasservorsorge und letztendlich auch für den Schutz der Wälder selbst. Denn je weniger geschwächt sie sind, desto besser können sie Gegenspieler, wie den Borkenkäfer und Krankheiten, abwehren“, so Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz am heutigen Donnerstag in Seibersbach bei der Fachtagung „Graben wir uns im Wald das Wasser ab?“, die von der Hochschule Geisenheim und Landesforsten Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Bundesverband Beruflicher Naturschutz und dem Regionalbündnis Soonwald-Nahe veranstaltet wurde.

Manz rief die Forstleute dazu auf, das Ziel strukturreicher Mischwälder konsequent zu verfolgen und nannte drei Vorteile von Mischwäldern für den Trinkwasserschutz und die Hochwasservorsorge: Ein solcher Mischwald nehme mehr Wasser auf als etwa eine Nadelwaldmonokultur, reinige das Wasser, schütze vor Bodenerosion und Hangrutschen: „In gesunden Mischwäldern ist der Waldboden gut durchlockert – das Wasser läuft nicht oberflächig ab, der Wald kann mehr Wasser aufnehmen. Pflanzen mit unterschiedlicher Wurzeltiefe sorgen zudem dafür, dass der Boden auch in tieferen Schichten erschlossen ist. Durch diese unzähligen Poren und Kanäle im Boden wird das Wasser außerdem gereinigt“, so Manz. „Indem in einem Mischwald Regen durch verschieden hohe Pflanzen stufenweise am Waldboden ankommt, wird die Kraft des Wassers gebremst und die Gefahr von Erosion und Hangrutschen bei Starkregenereignissen verringert“, so der Klimaschutzstaatssekretär. So ein Wald könne über und unter der Bodenoberfläche wie ein Schwamm wirken. In einem Mischwald komme auch mehr Wasser im Boden an als in einem reinen Nadelwald. – Und das wiederum stehe uns Menschen als sauberes Trinkwasser zur Verfügung.

„Wir möchten mit der Tagung die Aufmerksamkeit auf das in der Debatte vergessene Potenzial des Wasserhaushalts für den Aufbau klimaresilienter Wälder lenken“, erklärte Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrums Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim, in seiner Eröffnung der Tagung. Jedicke unterstrich die entscheidend steigerbare Bedeutung des Waldes im Wasserhaushalt für die Gesamtlandschaft: Hochwasservorsorge, Erosionsschutz und Grundwasserneubildung als Ökosystemleistungen vielfältiger Wälder seien essentiell auch für die Landwirtschaft und die Bevölkerung in den Siedlungen – sie kämen der Gesamtgesellschaft zugute. Nachhaltigkeit des Waldbaus müsse angesichts der Dürreschäden und ihrer Folgen heute neu definiert und die vom Waldgesetz geforderte Multifunktionalität der Wälder mit mehr Leben gefüllt werden. Die Tagung rege hier zu einem interdisziplinären Dialog an. 

Durch menschliche Eingriffe der vergangenen Jahrhunderte wiesen die Wälder vielfältige Entwässerungsstrukturen auf, die bis heute wirksam seien, ergänzte Dr. Jörn Schultheiß, Mitarbeiter des KULT, der diese Folgen im Hunsrück analysiert hat. 
Aus Erfahrungen der Vergangenheit lernen

„Der Walderhalt und die Entwicklung strukturreicher Mischwälder sind“, so Manz, „die wichtigste Aufgabe der Forstleute.“ Gleichzeitig gehe es auch darum, aus Erfahrungen  der Vergangenheit zu lernen. „Das Begradigen von Bächen, die Anlage von Drainagegräben und damit auch das Entwässern von Wäldern, wie es auch in Rheinland-Pfalz bis vor wenigen Jahrzehnten Praxis war, war ein großer Fehler“, so Manz. Auch beim Wegebau würde man heute anders handeln. „Natürlich brauchen wir Wege, aber sie müssen so angelegt werden, dass das Wasser nicht gesammelt wird und nicht wie auf Asphalt immer mehr Fahrt aufnehmen kann und so womöglich zu Erosion führt. Insgesamt muss schonend mit dem Waldboden umgegangen werden. Dazu gehört auch, dass genau abgewogen werden muss, wann, wo und mit welcher Technik Waldboden befahren wird, und dass dies immer nur auf denselben Linien geschieht. Denn auf einem verdichteten Boden läuft das Wasser schnell ab, unter ihm findet keine Grundwasserneubildung statt“, so der Klimaschutzstaatssekretär.

Das Wichtigste sei, so Manz, den Wald zu erhalten. Ein Hektar gesunder, tiefgründiger Waldboden könne weit über 1 Million Liter Wasser speichern. „Das heißt auch, dass wir Kahlflächen vermeiden müssen. Diese sind aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls an Fichten in den letzten Jahren recht häufig entstanden. Auch deshalb ist es so wichtig, auf Mischwälder zu setzen. Diese sind auch gegenüber Baumkrankheiten resilienter.“ 

Letztendlich würde man den Wasserschutz im Wald auch auf der Wasserrechnung merken: Je weniger Wasser oberflächig abfließt, desto besser schützt man auch andere Gewässer vor Eutrophierung – denn es werden weniger Nährstoffe ausgespült. „Das wiederum bedeutet, dass unser Trinkwasser weniger aufwändig aufbereitet werden muss“, so Manz.

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Wasser, Wald

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