Das neue „Kompetenzzentrum Staatliche Vogelschutzwarte und Artenvielfalt in der Energiewende“ (KSVAE) hat im Landesamt für Umwelt (LfU) seine Arbeit aufgenommen. Klimaschutzministerin Katrin Eder stellte das Konzept in Mainz gemeinsam mit LfU-Präsident Dr. Frank Wissmann vor. „Der Klimawandel und das Artensterben verlaufen parallel und sorgen gemeinsam für ein schnelleres Erreichen von Kipppunkten. Daher dürfen Artenschutz und der Ausbau Erneuerbarer Energien nicht länger gegeneinander ausgespielt werden“, betonte Eder. „Das dramatische Artensterben schreitet weiter voran. Rund eine Million Arten - von insgesamt geschätzten acht Millionen – sind möglicherweise bis zum Ende des Jahrhunderts vom Aussterben bedroht. Die Haubenlerche zum Beispiel ist nahezu ausgestorben und das früher häufig auf Wiesen anzutreffende Braunkehlchen ist stark gefährdet. Gleichzeitig hängt der Klimaschutz und eine Begrenzung der Erderwärmung insbesondere am Ausbau der Erneuerbaren Energien. Angesichts der großen Herausforderungen gilt es diese Themen im Gleichklang voranzubringen und zu versöhnen.“ Um den Artenschutz bei der Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren gleichwertig zu berücksichtigen werden die Fachkompetenz beider Themenfelder organisatorisch zusammengeführt: „Im neuen Kompetenzzentrum werden auf Fachebene bereits im Vorfeld mögliche Konfliktfelder identifiziert, analysiert und Lösungswege aufgezeigt. Wir wollen uns nicht mehr nur auf die Probleme fokussieren, sondern lösungsorientiert denken“, führte die Ministerin aus.
Präsident Dr. Wissmann betonte die Rolle des LfU als Obere Umweltfachbehörde des Landes: „Ein wesentlicher Aufgabenschwerpunkt des Kompetenzzentrums ist der Aufbau einer Beratungsstelle für Naturschutzbehörden bei artenschutzfachlichen Fragen in der Energiewende. Im Kompetenzzentrum fließen Informationen über Vögel, Fledermäuse sowie Biotope und ihre Betroffenheit beim Ausbau Erneuerbarer Energien in Rheinland-Pfalz zusammen und werden in Handlungsempfehlungen für Politik und Behörden berücksichtigt. Dazu zählt auch eine Unterstützung bei der geplanten Zentralisierung der Genehmigungsbehörden für Windenergieanlagen.“
Für das neue Kompetenzzentrum wird das Personal um insgesamt fünf zusätzliche Stellen verstärkt. Entsprechend den Anforderungen des Aufgabengebietes „Artenvielfalt in der Energiewende“ wird das KSVAE mit drei neu geschaffenen Mitarbeiterstellen (im höheren Dienst) ausgestattet, die sich im Einzelnen mit den Themen „Windenergie und Vögel“, „Windenergie und Fledermäuse“ sowie „Naturschutz und Freiflächen-Photovoltaikanlagen“ befassen. Die „Staatliche Vogelschutzwarte“ im KSVAE wurde mit zwei neu geschaffenen Mitarbeiterstellen (im höheren Dienst) ausgestattet.
Angesichts des dramatischen Verlustes an Artenvielfalt, der Klimakrise und einer Energiekrise, die aus der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen resultiere, dürfe bei der Energiewende keine Zeit verloren werden. Unbestreitbar sei der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden, sagte Eder. Diese Eingriffe müssten jedoch so naturverträglich und schonend wie möglich erfolgen, hohe ökologische Schutzstandards müssten gewahrt bleiben. Hier komme dem neuen Kompetenzzentrum eine wichtige Rolle zu.
Eine Besonderheit besteht darin, dass die Staatliche Vogelschutzwarte in die neue organisatorische Einheit integriert wurde. Erstmals übernimmt das Land Rheinland-Pfalz damit diese wichtige Aufgabe in Eigenverantwortung, nachdem im Vorjahr die seit 1973 gemeinsam von den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland betriebene Staatliche Vogelschutzwarte in Frankfurt/Main aufgelöst wurde. Im Kompetenzzentrum werden künftig Artenschutzprogramme und Handlungsempfehlungen für rheinland-pfälzische Brutvogelarten und Konzepte zum Schutz von Zug- und Rastvögeln erstellt und ihre Umsetzung begleitet. Neben dem Thema Vogelschutz bzw. Fledermausschutz rund um Windenergieanlagen steht auch das Thema Freiflächen-Photovoltaik und deren Auswirkungen auf die umgebende Natur im Fokus.
Neben wirksamen Naturschutzmaßnahmen für die betroffenen Arten und ihre Lebensräume betreibt das Kompetenzzentrum ein kontinuierliches Monitoring. Damit soll die Datenlage zu Zustand und Weiterentwicklung von Natur und Landschaft in Rheinland-Pfalz insgesamt verbessert werden. Dazu fließen hier im Landesamt für Umwelt Informationen über Vögel, Fledermäuse sowie Biotope und ihre Betroffenheit beim Ausbau Erneuerbarer Energien in Rheinland-Pfalz zusammen.
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Artenschutz in der Energiewende