Zum Welternährungstag am 16. Oktober haben das rheinland-pfälzische Umwelt- und Ernährungsministerium, das entwicklungspolitische Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN e.V.) sowie der Weltladen Unterwegs – Fachgeschäft für Fairen Handel in Mainz dafür geworben, beim täglichen Einkauf auch auf die Belange der Menschen in von Hunger bedrohten Regionen der Welt zu achten. „Jeder achte Mensch auf der Erde leidet Hunger, gleichzeitig landen jährlich weltweit 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll. Um den Hunger zu bekämpfen, müssen wir nicht mehr Lebensmittel produzieren, sondern unsere Verschwendungswirtschaft eindämmen“, sagte Ernährungsstaatssekretär Thomas Griese. Die Erde biete genügend Ressourcen für die Ernährung aller Menschen.
Auch die Landwirtschafts- und Ernährungspolitik müsse hier Verantwortung übernehmen, etwa bei der Inanspruchnahme von Agrarflächen im Ausland: Heute übersteige die ins Ausland ausgelagerte landwirtschaftliche Fläche mit mehr als 18 Millionen Hektar die in Deutschland vorhandene Fläche um 3,5 Millionen Hektar. Das seien fast 40 Prozent mehr als vor zehn Jahren. „Um diese fatale Entwicklung umzukehren, müssen wir den Import von Futtermitteln aus Übersee reduzieren“, appellierte Griese an die Bundesregierung.
Dem diese Woche erschienenen Welt-Hungerindex zufolge hungern derzeit 842 Millionen Erdbewohner. „Jeden Tag sterben je nach Schätzung zwischen 25.000 und 50.000 Menschen an Hunger und seinen Folgen, die meisten sind Kinder unter fünf Jahren“, stellte der Staatssekretär fest. In anderen Teilen der Welt belasteten ernährungsbedingte Krankheiten das Gesundheitssystem mit Summen in Milliardenhöhe, dort würden wertvolle Lebensmittel in unvorstellbaren Mengen weggeworfen. Griese: „Um hier Abhilfe zu schaffen, müssen wir nicht nur unser Ernährungs-, sondern auch unser Einkaufsverhalten überdenken.“ Daher unterstütze das Ministerium Informationsveranstaltungen und Projekte von Initiativen wie ELAN oder dem Weltladen Unterwegs, die sich für entwicklungspolitische Bildungsarbeit und fairen Handel engagierten, so der Staatssekretär.
Julian Schroeder, ELAN-Referent für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, wies auf die vielfältigen Ursachen der Hungerproblematik hin. Immer größere Flächen des weltweit kultivierten Landes würden unter anderem zum Anbau von Pflanzen benutzt, die als Tierfutter oder zur Herstellung von Treibstoff verwendet werden. Allein auf einem Drittel wachse Getreide, Mais und Soja, das direkt in die Futtertröge komme. Dabei komme es zur Zerstörung natürlicher Lebensräume und zum Verlust wertvoller Agrarflächen, Millionen von Menschen verlören ihre Existenzgrundlage. Auch Wasser und Energie würden zunehmend knapper und teurer. Die Preise für Lebensmittel seien auf einem Rekordhoch und für viele Menschen nicht mehr bezahlbar. „Wir leben in einer globalisierten Welt. Viele Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, haben weltweite Auswirkungen“, so Schroeder. Anhand der drei Beispiele Schokolade, Bananen und Fleisch verdeutlichte er, welche Auswirkungen das hiesige Konsum- und Kaufverhalten habe und welche Alternativen es gibt.
Der Weltladen Unterwegs versucht mithilfe fair gehandelter Produkte den Menschen in Mainz die Ungerechtigkeiten im weltweiten Handelssystem und die damit verbundenen massiven sozialen Probleme nahe zu bringen. Fairer Handel bedeutet hierbei nicht nur, dass den Produzentinnen und Produzenten ein fairer Preis bezahlt wird. Fairer Handel ist das Bemühen um Nachhaltigkeit auf allen Ebenen – wirtschaftlich, ökologisch und sozial. Der Weltladen Unterwegs stellte sein breites Sortiment an Lebensmitteln (wie Kaffee, Tee, Kakao, Zucker, Schokolade, Limo) und Kunsthandwerk vor. Am Beispiel von fair gehandelter Bio-Quinoa verdeutlichte Geschäftsführerin Stefanie Bartlett, wie eine verstärkte internationale Nachfrage nach Quinoa zur Ernährungssicherheit der Mitglieder des KleinbäuerInnenverbandes ANAPQUI in Bolivien beitragen kann und gab praktische Tipps zur Zubereitung des „Wunderkorns der Inka“. (<link http: www.weltladenmainz.de _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster>www.weltladenmainz.de)
Um die Gäste auf den Geschmack von fair gehandelten alternativen Lebensmitteln zu bringen, bereitete das Kochbus-Team der Landeskampagne „Rheinland-Pfalz-isst-besser“ live Gerichte mit Quinoa zu. Die glutenfreien Samen dieser zu den Gänsefuß-gewächsen gehörenden Pflanze können wie Getreide genutzt werden, die mineralstoffreichen Blätter werden als Gemüse oder Salat verzehrt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat 2013 zum „Jahr der Quinoa“ erklärt. Die Pflanze soll aufgrund ihrer spezifischen Vorteile helfen, den Hunger auf der Welt, gerade in Zeiten des Klimawandels, zu bekämpfen.
<link http: www.weltladenmainz.de _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster>www.weltladenmainz.de
<link http: elan-rlp.de _blank external-link-new-window wird in einem neuen browserfenster>www.elan-rlp.de