„Die Flutkatastrophe im Ahrtal vom 14./15.07.2021 hat erwartungsgemäß zu höheren Schadstoffwerten in Wasser, Boden und Luft geführt. Allerdings sind diese Werte derzeit nicht beunruhigend und lassen auch keine längerfristigen gravierenden Belastungen befürchten,“ zog Klimaschutzministerin Anne Spiegel ein Zwischenfazit des Sondermessprogramms an der Ahr. Seit 4. August untersucht das Landesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der SGD Nord im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität die Umweltfolgen des verheerenden Hochwassers.
Für die Gewässeruntersuchung wurden an 14 Messpunkten entlang der Ahr in bislang vier Durchgängen sowie durch das Messschiff MS Burgund an der Ahrmündung in den Rhein Proben entnommen und analysiert. Als größte Quelle der Belastungen haben sich dabei zerstörte Kanäle und nur eingeschränkt funktionsfähige Kläranlagen ergeben. Dabei nehmen die Belastungen vom Oberlauf zum Unterlauf zu. Insbesondere unterhalb der Siedlungsgebiete von Bad Neuenahr und Sinzig steigen die gemessenen Nährstoffeinträge stark an.
Bis Jahresende sollen alle Bürgerinnen und Bürger wieder an die Kläranlagen Adenauer Bach im Dümpelfeld, Untere Ahr in Sinzig und an mehrere provisorische Kläranlagen im Bereich der mittleren Ahr angeschlossen sein. Die Sanierung und Erneuerung aller defekten Kanäle und die Neuausrichtung der Abwasserentsorgung insgesamt wird hingegen einige Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin lässt sich nicht vermeiden, dass Abwasser zum Teil unzureichend behandelt oder sogar unbehandelt in die Ahr gelangt und das Gewässer belastet.
Nach Regenfällen wurden zudem höhere Konzentrationen von Mineralölen und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gemessen. „Das spricht dafür, dass diese Schadstoffe aus Kanälen und von zerstörten Straßen oder Parkplätzen eingeschwemmt werden“, sagte Ministerin Spiegel.
Das Hochwasser hat im Verlauf der Ahr auch die Besiedlung mit Kleinlebewesen beeinträchtigt. „Die Wirkung dieser Hochwasserwelle ist mit einem Sandstrahlgebläse zu vergleichen“, veranschaulichte Spiegel. Die natürliche Wiederbesiedlung im Unterlauf könne viele Jahre dauern. Bei den Fischen ist nach erster Einschätzung noch etwa die Hälfte des Bestandes vorhanden. „Wir werden die Entwicklung an der Ahr mit weiteren Untersuchungen begleiten“, gab Ministerin Spiegel bekannt. Das chemische Monitoring findet momentan alle zwei Wochen statt, weitere biologische Untersuchungen laufen aktuell und sind für das kommende Frühjahr geplant.
Relativ gering ist demgegenüber der Einfluss der Flutkatastrophe auf die Gewässerchemie des Rheins. Aufgrund der großen Verdünnungseffekte sind erhöhte Werte lediglich im Nahbereich der Ahrmündung messbar.
Boden- und Staubuntersuchungen haben keine gesundheitsgefährdenden Verschmutzungen ergeben. Lediglich der Messpunkt am „Ahrtor“ zeigte bei den Staubniederschlägen leicht erhöhte Schwermetallwerte (mit fallender Tendenz), die vermutlich auf Abbrucharbeiten und erhöhtes Lkw-Aufkommen zurückzuführen sind. Teilweise sind die gemessenen Werte sogar unterhalb der Nachweisgrenze.
„Bei den Böden haben wir uns auf besonders sensible Bereiche wie Kinderspielflächen und auf Flächen konzentriert, an denen sich viele Sedimente abgelagert haben“, erläuterte Ministerin Spiegel. Insgesamt wurden rund 120 Flächen in der Westeifel und im Ahrtal beprobt. Leicht erhöhte Messwerte bei Schwermetallen oder PCB sind vermutlich gar nicht auf das Hochwasser zurückzuführen. Bei einzelnen Flächen wurden schon vor der Flutkatastrophe bestehende „Alt“-Bodenbelastungen entdeckt. „Selbstverständlich werden die an wenigen Stellen notwendigen Maßnahmen wie etwa Bodenaustausch durch die zuständigen Behörden auf den Weg gebracht und zusätzliche Untersuchungen im Umfeld von auffälligen Bereichen fortgesetzt“, versicherte Ministerin Spiegel abschließend.
Die aktuellen Messergebnisse sind auf der Internetseite der SGD Nord einsehbar: www.sgdnord.rlp.de
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Sondermessprogramm