„Wohnen ist eins der drängenden Themen unserer Zeit und hinzukommt, dass der Gebäudesektor für knapp 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Diesen beiden Zielkonflikten zu begegnen ist eine wichtige Aufgabe: Die richtigen Baumaterialien sowie modulares, serielles und platzschonendes Bauen können hier zur Lösung verhelfen. Wie klimafreundlich ein Gebäude ist, wird unter anderem durch die Wahl der Baumaterialien bestimmt. Holz beispielsweise, als nachwachsender Rohstoff, ist deutlich klima- und umweltfreundlicher als Stahl und Beton, die viel Energie zur Produktion benötigen und problematischen Müll hinterlassen. Das Holzbau-Lehrprojekt ‚The Hive Home‘ der Hochschule Koblenz verfolgt hier einen spannenden Ansatz“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder.
Der Forschungsdemonstrator „Hive Home“, der vom Klimaschutzministerium über das „Klimabündnis Bauen in Rheinland-Pfalz“ mit 156.000 Euro gefördert wird, ermöglicht den Studierenden erste konzeptionelle und praktische Erfahrungen mit dem Rohstoff Holz. Zwei Studentinnen der Hochschule Koblenz, Victoria Peil und Lena Schleicher, haben ein hölzernes „Mikro-Haus“ entworfen, das auf weniger als zwei Parkplätzen ein komfortables Wohnen ermöglicht. Nun soll dieser Entwurf im Selbstbau realisiert werden. Dazu werden die Studierenden selbst handwerklich tätig um dadurch praktische Erfahrungen beim Bauen und Umgang mit dem Baustoff Holz sammeln. Aber auch die Gebäudetechnik, etwa der Einsatz einer Photovoltaik-Anlage, wird von den Studierenden – unter Anleitung – geplant, berechnet und installiert.
Prof. Stephan Jost und Prof. Jo Ruoff, die das Projekt an der Hochschule Koblenz betreuen, schätzen den großen didaktischen Wert des „selber Hand anlegen um zu begreifen“, sowie die Unmittelbarkeit der Erfahrung des klimagerechten Bauens durch Selbstbau.
In dem äußerlich einer Bienenwabe nachempfundenen Gebäude haben Eingang, Bad und Küche ihre feste Position. Um den Platzbedarf zu verringern, sind aber die drei Haupt-Wohnfunktionen (Schlafen, Arbeiten, und entspanntes Sitzen) in einem liegenden Zylinder untergebracht, der innerhalb der Wabe drehbar gelagert ist: Die gerade benötigte Funktion ist in dem Zylinder in der unteren Position und damit nutzbar, die beiden anderen auf den gegenüberliegenden Seiten des Zylinders. Wird eine andere Funktion benötigt, dann dreht man den Zylinder bis diese Funktion unten angekommen ist. Auf diese Weise wird der Platzbedarf für die drei Funktionen auf ein Drittel reduziert.
Mehrere „Hive Homes“ können aneinandergereiht und gestapelt werden, beispielsweise auf durch die Verkehrswende freigewordenen PKW-Stellplätzen oder als Aufstockung auf vorhandenen Gebäuden. So entstehen Räume für temporäres Wohnen in Innenstädten, Wandererunterkünfte in der Natur oder Studierendenwohnungen auf dem Hochschulcampus.
Das „Hive Home“ kann bei Bedarf in einzelne Module zerlegt, transportiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Das Mustergebäude soll im Herbst 2024 in der Koblenzer Innenstadt für einige Wochen ausgestellt werden. Anschließend soll es auf dem Campus der Hochschule aufgestellt und von Studierenden probeweise bewohnt werden.
„Hier werden Studierende an den klimafreundlichen Werkstoff Holz herangeführt. Ergänzend Parkplätze, die im Zuge der Mobilitätswende frei werden, als Wohnraum zu nutzen ist innovativ und zukunftsweisend. Hier werden mehrere drängende Probleme auf einen Schlag angegangen“, so Katrin Eder.
Hintergrund
Das „Klimabündnis Bauen in Rheinland-Pfalz – nachwachsende und kreislaufeffiziente Rohstoffe stärken“ unterstützt unter anderem Hochschulen und Universitäten, die im Bereich der effizienten und alternativen Holzverwendung forschen.
Weitere Informationen zum Klimabündnis Bauen unter: www.klimabuendnis-bauen.rlp.de