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Katrin Eder: „Hochwasserschutz und -vorsorge bleiben eine Daueraufgabe“

Umweltministerium stellt Erweiterung des 7-Punkte-Plans vor – HydroZwilling bedeutet einen Quantensprung
Pressekonferenz in Mainz: Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder gibt einen Überblick über die Weiterentwicklung des 7-Punkte-Plans
Pressekonferenz in Mainz: Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder gibt einen Überblick über die Weiterentwicklung des 7-Punkte-Plans

„Rheinland-Pfalz ist besonders stark von der Erderhitzung betroffen. Das bedeutet, dass damit auch die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen steigt. Wir müssen also vorsorgen. Das ist unsere dauerhafte Verpflichtung aus der verheerenden Ahrtal-Katastrophe. Das ist aber auch notwendig um die Bürgerinnen und Bürger in allen Teilen unseres Bundeslandes möglichst gut zu schützen. Dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen – im Wissen, dass es einen bestmöglichen, aber keinen absoluten Schutz geben kann. Um dies zu gewährleisten, habe ich vor zwei Jahren einen Sieben-Punkte-Plan zur Verbesserung der Hochwasservorsorge in Rheinland-Pfalz vorgestellt. An diesem wurde seither kontinuierlich weitergearbeitet. Denn Hochwasserschutz und -vorsorge sind eine Daueraufgabe“, erklärte Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder, die in Mainz einen Überblick über die Weiterentwicklung des 7-Punkte-Plans gab.

Hier die wesentlichen Punkte: 

Der HydroZwilling ist ein 3D-Simulations- und Visualisierungsmodell für Wassergefahren auf der gesamten Landesfläche. In der Endausbaustufe kann jede Person in Rheinland-Pfalz mit modelltechnisch bestmöglicher Genauigkeit in einem 3-D-Modell sehen, wie sich ein Starkregen- oder Hochwasserereignis auf ihren Ort, ihre Straße, ihr Haus auswirken könnte. Dieses landesweite, IT-gestützten Modellsystem („HydroZwilling RLP“) befindet sich aktuell im fortgeschrittenen Aufbau. Es soll für ganz Rheinland-Pfalz dazu dienen, neben der durch Überflutung betroffenen Fläche auch die Wirkung möglicher Schutzmaßnahmen simulieren und beurteilen zu können. Diese Informationen können die Kommunen zum Beispiel auch für die Aufstellung der Alarm- und Einsatzpläne des Katastrophenschutzes nutzen. Das System soll allen rheinland-pfälzischen Kommunen für eigene Detail-Berechnungen zur Verfügung gestellt werden. Voraussichtlicher Zeitplan: Im 4. Quartal dieses Jahres sollen die Kommunen Zugang zu dem System erhalten (zunächst nur für die Simulation von Starkregenereignissen). Voraussichtlich im Frühjahr 2026 erfolgt die 3D-Visualisierung der Sturzflutgefahren für die Öffentlichkeit. 2026 steht die Erweiterung des kommunalen und öffentlichen Modells für Hochwassergefahren an. 
Dazu Umweltministerin Katrin Eder: „Der HydroZwilling ist ein Quantensprung zu allen bisherigen Systemen und eine ganz praktische Hilfe für die Bürgerinnen und Bürger. Wir beschreiten hier bundesweites Neuland. Die Erarbeitung möglichst präziser Karten und Simulationen wird sich über Jahre weiterentwickeln.“

Die Berücksichtigung historischer Hochwasser in den Pegelstatistiken: Hierzu werden historische Wasserstandsmarken aufwändig in Abflüsse umgerechnet, die letztlich für die Pegelstatistiken genutzt werden können. Dieser Prozess läuft noch. Konkret: Arbeiten laufen an der Kyll, Vorbereitungen an der Wied. Auch hier wird Neuland betreten. Um historische Hochwasserabflüsse zu ermitteln und in die Hochwasser-Statistiken einarbeiten zu können sind gründliche Recherchen (z.B. zur damaligen Geländetopographie, Landnutzung und Bebauung im Umfeld der Markierung) notwendig. Dieser Prozess wird sich über die kommenden Jahre weiter fortsetzen.
 

Überarbeitung der Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten: Alle Hochwassergefahrenkarten für alle Risikogewässer des Landes werden derzeit mit dem HydroZwilling neuberechnet. Darüberhinausgehend erfolgt die Berechnung für alle weiteren Gewässer – unter Berücksichtigung zusätzlicher Szenarien (HQ 5, 10, 15 etc.) und Informationsangaben (u.a. Fließgeschwindigkeiten) in den Karten. Das umfangreiche Datenmaterial soll zur Unterstützung betroffener Personen und Einsatzkräfte dienen. Aus diesem Grund werden alle Risikogewässer des Landes, auch in den kommenden Jahren noch, umfangreich vermessen. Die Hochwassergefahrenkarten liegen voraussichtlich bis Ende 2025 vor.

Gesetzliche ÜSG-Ausweisung: Wir schaffen derzeit eine gesetzliche Grundlage, die HQ100-Linie bzw. das Überschwemmungsgebiet (ÜSG) zukünftig unmittelbar aus den regelmäßig zu überprüfenden und dann ggf. zu aktualisierenden Hochwassergefahrenkarten und damit aktualisierten ÜSG abzuleiten, ohne dass es eines Festsetzungsverfahrens bedarf. Dies geschieht im Rahmen der angestrebten Novelle des Landeswassergesetzes. Die Erarbeitung des Gesetzes ist in Arbeit. Angestrebt wird, das Gesetz möglichst noch 2025 zu verabschieden. Durch die Novellierung des Landeswassergesetzes würden die Abläufe der Verwaltung erheblich vereinfacht und die Einheitlichkeit zwischen den informativen Hochwassergefahrenkarten und den rechtlich verbindlichen Überschwemmungsgebieten hergestellt.

Überprüfung aller RLP Pegel auf HQextrem: Derzeit werden alle Pegel in RLP überprüft, ob eine bauliche Anpassung gegen ein Extremhochwasser erforderlich ist oder ob zusätzliche Maßnahmen, wie der Bau eines zweiten, zusätzlichen Pegels für diesen Extremfall, nötig ist. 

Satellitenkommunikation für Pegel: Das Ziel ist eine redundante, hochwasserunabhängige Satellitenkommunikation für die Datenübertragung. Diese wird an Pilotstandorten getestet. Die Teststationen sind inzwischen bestückt. Sie liefern zuverlässig auch über Satellit Wasserstandsdaten. In einem zweiten Schritt wird geprüft, für welche weiteren Pegel im Land die Erweiterung um eine redundante Satellitenkommunikation sinnvoll ist. 

HKC – Hochwasser-Risikocheck online: Mit dem Hochwasser-Risikocheck soll die Eigenvorsorge von Betroffenen aktiviert werden. Durch das HKC e.V. (HochwasserKompetenzCentrum Köln e.V.) wird für Rheinland-Pfalz ein Online-Tool erstellt (Erarbeitung läuft), das auf Basis der verfügbaren Grundlagendaten adressgenaue Bewertungen der Gefährdung durch Hochwasser und Sturzfluten aufzeigt und konkrete Maßnahmen zur Schadensminimierung bereitstellt. Das Tool richtet sich insbesondere an Hausbesitzende oder Mieterinnen und Mieter, die im Bestand wohnen oder neu bauen wollen, adressiert aber auch gewerblich genutzte Immobilien, beispielsweise aus der Industrie.
Ziel ist, die Eigenvorsorge bei Hochwasser und Starkregen zu stärken. Die Fertigstellung des Hochwasser-Risikochecks für RLP erfolgt bis Mitte 2026.

Zusammenarbeit mit DWD: Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) im Dezember 2022 eine Vereinbarung zur „Nutzerorientierten Verbesserung der Kommunikation von Wetter- und Hochwasserinformationen“ abgeschlossen. Die Erhebung der Nutzererfahrungen fand durch eine bundesweite Umfrage statt. Daraus resultiert: Derzeit werden Konzepte für e-learning tools entwickelt. Sie geben Einblick über die Erstellung von Wetter- und Hochwasservorhersagen. Alle Vorhersagen sollen gut und einfach verständlich werden.
 

Fachberatung Wasserwehr: Die Fachberatung ist weitgehend umgesetzt; nahezu alle Stellen (5 von 6) bei SGD Nord und SGD Süd sind besetzt. Die Ausbildung der Kolleginnen und Kollegen läuft. EDV-Werkzeuge zur Unterstützung der Beratung sind im Aufbau. Sie werden die Einsatzkräfte der Wasserwehren und der Gefahrenabwehr beraten – während einer Hochwasserlage, aber insbesondere im Vorfeld bei der Erstellung von Alarm- und Einsatzplänen, um so ein maximales Schutzniveau herstellen zu können.

„Hochwasservorsorge und Hochwasserschutz sind für uns eine Verpflichtung. Als Lehre aus der Ahrtal-Katastrophe geht Rheinland-Pfalz an vielen Stellen innovative Wege. Bei diesem Engagement werden wir nicht nachlassen, weil der fortschreitende Klimawandel die Risiken erhöht“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder.
 

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