| EU-Schulprogramm

Katrin Eder: „Eine ausgewogene Ernährung ist ein Gewinn für die Gesundheit der Kinder und des Planeten“

4,6 Millionen Euro für nachhaltige Ernährung: Klimaschutzministerium stellt mit EU-Schulprogramm seit zehn Jahren Kita- und Schulkindern wöchentlich eine Portion frisches Obst und Gemüse zur Verfügung / Wettbewerb soll Wertschätzung von Lebensmitteln fördern und für weniger Verschwendung sorgen
Klimaschutzministerin Katrin Eder mit Lehrern der Stephanus Schule aus Polch und Doris Fey von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung
Klimaschutzministerin Katrin Eder mit Lehrern der Stephanus Schule aus Polch und Doris Fey von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung

„Eine gesundheitsförderliche Ernährung und genügend Bewegung sind der Grundstein für unser Wohlbefinden. Wer dies bereits von klein auf lernt, profitiert davon ein Leben lang. Für eine gesundheitsförderliche Ernährung sollen Kinder und Jugendliche in jeder Kita und jeder Schule mindestens einmal pro Woche eine kostenfreie Portion Obst und Gemüse erhalten und in ihrem Alltag einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln erfahren. Dies ist ein Gewinn für die Gesundheit unserer Kinder und des Planeten. Denn die Herstellung von Lebensmitteln verbraucht wertvolle Ressourcen, wie Wasser, Energie und Boden“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag in Mainz. Dort stellte sie die Ergebnisse des Evaluationsberichts zum EU-Schulprogramm vor und gab die Gewinner eines Schulwettbewerbs zur Reduzierung von Lebensmittelresten bekannt. 

Mit dem EU-Schulprogramm erhalten die teilnehmenden Kitas und Schulen wöchentlich frisches Obst und Gemüse und wahlweise auch ungesüßte Trinkmilch. Das Klimaschutzministerium setzt sich dafür ein, dass keiner Bildungseinrichtung die Teilnahme verwehrt wird und investiert daher allein im aktuellen Schuljahr rund 3 Millionen Euro für einen Beitrag zur gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Ernährung von Kindern und Jugendlichen, die EU steuert rund 1,6 Millionen Euro bei. 

Mit dem Programm werden 90 Prozent aller Schulen und 85 Prozent aller Kitas in Rheinland-Pfalz erreicht. Das sind in etwa 3.200 Bildungseinrichtungen mit bis zu 320.000 Kindern, die mindestens einmal pro Woche eine kostenfreie Portion Obst und Gemüse erhalten. Um sich die Dimension der Liefermengen vorstellen zu können, werden jährlich bis zu 1.000 Tonnen Obst und Gemüse an Kita- und Schulkinder in Rheinland-Pfalz kostenfrei verteilt. 

Dass dies nachweislich das Ernährungsverhalten von Kindern positiv beeinflusst, zeigt der Evaluationsbericht zum EU-Schulprogramm. Demnach würden Kinder an teilnehmenden Bildungseinrichtungen mehr Obst essen als solche in einer Vergleichsgruppe. Mit rund 2,3 Portionen Gemüse und Obst täglich ist dies jedoch immer noch zu wenig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt fünf. Dabei entspricht eine Portion in etwa der Größe einer Kinderfaust, je nach Alter. 

„Der Bericht zeigt, dass 90 Prozent der Kinder immer von dem gelieferten Obst und Gemüse essen würden – über alle Altersspannen und sozialen Milieus hinweg. Das ist in anderen Kontexten nicht selbstverständlich, dass Kinder hier stets zugreifen. Kinder beobachten gerne und lernen durch Erfahrungen. Indem sie ausgewogen in Gemeinschaft essen und sie zudem erfahren, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden, können sie selbst später zu selbstbestimmten Verbraucherinnen und Verbrauchern heranwachsen und wissen, welchen Einfluss ihre Ernährung auf sie selbst und die Umwelt hat“, so Klimaschutzministerin Eder. Daher werde neben dem Obst und Gemüse stets pädagogisches Begleitmaterial angeboten, etwa Ideen zu Kochkursen, Ausflüge auf den Bauernhof und ähnliches.

Der Ergebnisbericht ergab zudem, dass sich die Bildungseinrichtungen mehr Ideen zur Vermeidung von Lebensmittelresten wünschen. Denn oftmals gebe es vor Ort keine Lagermöglichkeiten. Daher initiierte das Klimaschutzministerium gemeinsam mit der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung einen landesweiten Wettbewerb für alle Grund- und Förderschulen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Dafür haben sich 101 Schulen beworben, den ersten Platz machte die Stephanus Schule aus Polch. Sie überzeugte damit, dass sie aus Schulmilch und Schulobst Shakes für ein gemeinsames Frühstück in ihrem Schülercafé zubereitet haben.

„Unsere Lebensmittel sind einfach zu wertvoll, um im Müll zu landen. Weltweit landet ein Drittel aller Lebensmittel von der Erzeugung auf dem Acker bis zum Kühlschrank im Supermarkt oder Zuhause im Müll. Weltweit sind dies 1,3 Milliarden Tonnen, in Deutschland 11 Millionen Tonnen. Wären Lebensmittelabfälle ein Land, wären sie mit 4,4 Gigatonnen laut der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen der weltweit drittgrößte Verursacher von CO2. Auch enorme Mengen an Ressourcen werden damit vergeudet. Allein ein Viertel der weltweiten Süßwasservorräte brauchen wir, um Lebensmittel herzustellen. Das alles verursacht hohe Kosten für die Natur, fürs Klima – aber auch für unseren Haushalt. Denn wer noch verzehrfähiges Essen wegwirft, wirft Bares in den Müll. In Deutschland macht dies rund 300 Euro pro Kopf aus“, so Eder. 

Angebote des Klimaschutzministeriums zur Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung für Kinder im Überblick:

  • 2013 hat die Landesregierung das Landesprogramm „Rheinland-Pfalz isst besser“ ins Leben gerufen, um dafür zu werben, dass sich Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene gesundheitsfördernd und nachhaltig ernähren. 
  • Ziel ist es, dauerhaft gesundheitsförderliches und klimafreundliches Essen aus möglichst saisonalen Zutaten mit einem hohen Gemüse- und Obstanteil auf den Speiseplänen der Bildungseinrichtungen zu verankern. Dazu wurde 2021 das Fachzentrum Ernährung mit der Ernährungsberatung und der Vernetzungsstelle „Kita und Schulverpflegung“ im Land aufgebaut, die neben dem Verpflegungsangebot auch die ernährungsbezogene Bildungsarbeit in Kitas und Schulen im Blick haben. 
  • Allein durch die Coaching-Initiative „Kita isst besser“ wurden seit dessen Start vor zehn Jahren knapp 14.000 Kleinkinder erreicht. 
  • Mit der Grundschulreihe „Das ABC der Lebensmittel“, eine pädagogische Begleitmaßnahme zum EU-Schulprogramm, sind seit 2010 fast 25.000 Grundschülerinnen und Grundschüler insgesamt erreicht worden.

Seit seinem EU-weiten Startschuss im Jahr 2009 nimmt Rheinland-Pfalz am EU-Schulprogramm teil. Kitas und Schulen können dabei wöchentlich kostenlos frisches Obst und Gemüse und wahlweise auch frische Trinkmilch erhalten. Daran nehmen etwa 90 % aller Grund- und Förderschulen und 85 % aller Kindertageseinrichtungen teil.
 

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