„Rheinland-Pfalz ist mit knapp 43 Prozent das waldreichste Bundesland. Auch im vergangenen Jahr hat unsere Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt in 151 Wäldern insgesamt 3.624 Stichprobenbäume begutachtet. Hierbei wurde ganz Rheinland-Pfalz in den Blick genommen“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2024. Um auf einer gesicherten Datengrundlage zu wissen, wie es dem Wald geht, wird seit 1984 jährlich ein Waldzustandsbericht erstellt. Mithilfe von Stichproben sind Aussagen zur Schadensentwicklung für den gesamten Wald und für die häufigsten Baumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer möglich.
Die Ergebnisse des diesjährigen Berichtes sind weiterhin besorgniserregend. Insgesamt sind 87,5 Prozent der Bäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern geschädigt. Der Anteil der deutlich geschädigten Waldbäume erreicht mit rund 53 Prozent den höchsten Wert, der in den vergangenen 40 Jahren erhoben wurde. Bei Eiche und Buche wurden Verschlechterungen des Kronenzustands festgestellt. Insgesamt wurden nur noch an 3,2 Prozent der Eichen keine Schadmerkmale gefunden. Bei der Buche liegt der Anteil bei 9,9 Prozent. An der Fichte ging der Borkenkäferbefall weiter: Mit sechs Prozent ist die Ausscheiderate der Probebäume das sechste Jahr in Folge überdurchschnittlich hoch. Gerade die Schadentwicklung der Eiche erschreckt umso mehr, ist sie doch ein wichtiger Bestandteil des klimastabilen Waldes der Zukunft. Vor allem der grassierende Befall durch den Eichenprachtkäfer, einem Profiteur des Klimawandels, nimmt hauptsächlich an geschwächten Eichen deutlich zu.
„Wir müssen mit dem Ökosystem Wald so umgehen, dass er die besten Möglichkeiten hat, gegenüber den Klimawandelfolgen durch unsere naturnahe Waldbewirtschaftung resilienter zu werden. Das ist ein langfristiger Prozess, den wir geduldig und beharrlich verfolgen“, erläuterte Eder. Dem Waldboden sowie der Bedeutung intakter Wälder für eine nachhaltige Grundwasserneubildung in Zeiten des Klimawandels sind daher jeweils Sonderkapitel im diesjährigen Waldzustandsbericht gewidmet.
„Dass wir hinsichtlich der naturnahen Waldbewirtschaftung auf einem guten Weg sind, belegen die Daten der alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur 4. Nach diesen Ergebnissen ist unser Wald in Rheinland-Pfalz noch einmal naturnäher und vielfältiger geworden und hat in den vergangenen zehn Jahren mehr CO2 gebunden, als in ihm freigesetzt worden ist. Insgesamt zeigen die Ergebnisse für Rheinland-Pfalz einen Mischwaldanteil von 86 Prozent, der Anteil von mehrschichtigen Wäldern hat sich von 69 Prozent auf 81 Prozent erhöht und rund 96 Prozent der vorhandenen jungen Bäume wurden nicht gepflanzt, sondern stammen aus Naturverjüngung“, stellte die rheinland-pfälzische Umweltministerin klar.
Im rheinland-pfälzischen Wald sind derzeit 91,2 Millionen Tonnen Kohlenstoff in lebenden und toten Bäumen gespeichert. Damit hat sich die gesamtheitliche Kohlenstoffmenge im Wald von 2012 bis 2022 um insgesamt 4,67 Millionen Tonnen erhöht. Dadurch war der Wald in der Gesamtbilanz der letzten zehn Jahre eine CO₂-Senke mit einer Absorption von 1,7 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr. Damit der Wald auch zukünftig effektiv Kohlenstoff binden kann, müssen auch die in den vergangenen Jahren kahl gefallenen Flächen wiederbewaldet werden. Voraussetzung hierfür ist auch eine effektive Begrenzung von Wildschäden. „Vor dem Hintergrund des schlechten Gesundheitszustands des Waldes und seiner Klimaschutzfunktion müssen wir weiterhin die Maßnahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung konsequent umsetzen. Denn der Wald gehört zu Rheinland-Pfalz wie Wein und Rhein. Der Wald prägt das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes“, schloss Katrin Eder.
Der Waldzustandsbericht kann in voller Länge eingesehen werden, unter https://fawf.wald.rlp.de/veroeffentlichungen/waldzustandsbericht