„Gut statt viel: Damit weniger Nahrungsmittel weggeworfen oder verschwendet werden, will die Landesregierung die Wertschätzung von Lebensmitteln erhöhen – und zwar vom Acker bis zum Teller. Lebensmittel im Wert von rund 1000 Euro gehen jedes Jahr pro Familie in die Tonne“, erklärte Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken heute im Plenum des Landtags. Die Lebensmittelverluste fielen in der gesamten Wertschöpfungskette an. Darauf weise eine aktuelle Studie aus Nordrhein-Westfalen hin. Im Gegensatz zur Bundesregierung, die weiter die verschwenderische industrielle Massenproduktion unterstütze und mit einer millionenteuren Aufklärungskampagne nur die Verbraucher zur Verantwortung ziehe, setze die rheinland-pfälzische Regierung auf eine Neuausrichtung der Agrar- und Ernährungspolitik, auf Qualität, umwelt- und tiergerechte Erzeugung sowie Ernährungsbildung, so Höfken.
Ein Umsteuern sei dringend erforderlich, das könne man auch heute wieder lesen: Mit dem aktuellen Preisverfall von Milch und Butter, aufgrund der Deregulierung des Milchmarktes und enormer Überproduktion, werden die bäuerlichen Produkte zu Schleuderpreisen vermarktet. Die Appelle an Verbraucher durch Frau Aigner reichen nicht aus, um Lebensmittel in bedeutendem Ausmaß vor der Tonne zu bewahren. Wenn Milch oder Butter aus anonymer Herkunft für Spottpreise zu haben sind, sinken die Anreize für Handel sowie für Verbraucherinnen und Verbraucher, bewusst mit den Lebensmitteln umzugehen.
Die Landesregierung setze sich daher auf allen politischen Ebenen für eine nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung ein. Dazu gehöre die Unterstützung von „Greening-Maßnahmen“ im Rahmen der europäischen Agrarreform oder die Abschaffung der Privilegierung von Massentierhaltung durch das Baugesetzbuch in Deutschland. Überprüft werden müsse darüber hinaus auch die Umsatzsteuerermäßigung für Außer-Haus-Verpflegung. „Es kann nicht sein, dass das vollwertige Mittagessen an der Schule mit 19 Prozent, das Fastfood am Imbisstand beispielsweise aber nur mit 7 Prozent besteuert wird, so die Ministerin.
„Für mehr Wertschätzung unserer Lebensmitte ist ein Umdenken notwendig. Dabei kommt der Ernährungsbildung eine bedeutende Rolle zu“, sagte Höfken. Rheinland-Pfalz plane daher eine Kampagne für Kindertagesstätten, bei denen regionale und Bio-Lebensmittel auf den Tisch kommen. Landesweit werde zudem das Schulobstprogramm an Grund- und Förderschulen umgesetzt. Und mit dem „Veggie Day“ sei geplant, einen fleischarmen Tag in der Gemeinschaftsverpflegung einzuführen. Gerade in der Massenfleischproduktion würden enorme Ressourcen verschwendet, erklärte die Ministerin.
Gut statt viel, das sei ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung und der Lebensmittelherstellung. „Gerade im Vorfeld der internationalen Rio-Konferenz für Nachhaltigkeit im Juni, müssen wir uns verstärkt unserer globalen Verantwortung stellen: Die gigantische Verschwendung von Lebensmitteln ist umweltschädlich und in höchstem Maße unethisch. Denn gleichzeitig leidet weltweit eine Milliarde Menschen an Hunger und Unterernährung“, betonte Höfken, die zur deutschen Delegation der Rio-Konferenz gehört.
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