„Statt Lebensmittel in den Müll zu werfen, sollten wir das dadurch verschwendete Geld besser in hochwertige, umwelt- und tiergerecht erzeugte Produkte investieren“, sagte die rheinland-pfälzische Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Ulrike Höfken beim Aktionstag „Taste the waste á la carte“ am Freitag in Mainz. In einer Podiumsdiskussion mit dem Filmemacher Valentin Thurn („Taste the waste“) kündigte die Ministerin eine Initiative für mehr Ernährungsqualität in Rheinland-Pfalz an: „Die wenigsten Kinder bekommen regelmäßig ein warmes Mittagessen. Sie lernen nicht, wie man mit Lebensmitteln umgeht, wie man Einkäufe plant und kocht. So geraten sie in eine Spirale der Fehlernährung und Verschwendung, diese Spirale müssen wir durchbrechen, da sind Politik, Wirtschaft und Verbraucher in der Verantwortung.“ Höfken plant, die Vernetzungsstelle Schulverpflegung des Landes auf Kitas auszuweiten und ein Beratungsangebot für Seniorenheime aufzubauen.
„Es ist unsere Mitverantwortung, dass eine Milliarde Menschen hungern und täglich 24.000 Menschen an Hunger sterben. Wir brauchen einen völlig veränderten Umgang mit Lebensmitteln. Wie im Energiebereich sind die Ressourcen begrenzt. Die vier „E“ - Einsparen, Effizienz, Ernährungs-Wertschätzung und Ernährungs-Bildung – müssen unseren Konsum neu prägen“, sagte Ministerin Höfken.
Weltweit landet ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. Als Ursache für diese „gigantische Fehlentwicklung“, machte Höfken die Politik der Vergangenheit aus: „Die Politik hat die Landwirtschaft industrialisiert, um billige Rohstoffe für die Ernährungsindustrie herzustellen und den Konsum in anderen Bereichen zu fördern. Damit wurden Lebensmittel und die Ernährung zunehmend entwertet. Die Folge ist, dass heute die Kosten ernährungsbedingter Krankheiten in Deutschland jährlich fast 100 Milliarden Euro betragen.“ Ziel der gemeinsamen Agrarpolitik in Europa (GAP) müsse es sein, die Landwirtschaft wieder nachhaltig zu gestalten: „Dazu gehört auch, dass die Preise die Kosten der Produktion widerspiegeln und sich die Konsumgewohnheiten ändern.“ Derzeit betrage der Stundenlohn eines Landwirts in Rheinland-Pfalz nur 5,57 Euro.
Höfken kündigte auch an, dass sie sich für einen wöchentlichen „Veggie Day“, also einen fleischlosen Tag, in Rheinland-Pfalz stark machen werde: „Weniger und dafür regional erzeugtes Fleisch von guter Qualität zu essen ist gut für den Tierschutz und für unser Klima.“ Mit einem deutschlandweiten „Veggie Day“ pro Woche könnten jährlich weit über zwei Millionen Tonnen Getreide eingespart werden. Diese Menge würde ausreichen, um den Kalorienbedarf von acht Millionen Menschen zu decken. Agrarpolitisch will Höfken in Rheinland-Pfalz regional erzeugte Produkte besser unterstützen.
Veranstalter des Aktionstags „Taste the waste á la carte“, der in ähnlicher Form in verschiedenen deutschen Städten stattfindet, sind Slow Food Deutschland, Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst. Sie wollen als Ergänzung zu dem jüngst gestarteten Film „Taste the waste“ für das Thema Lebensmittelverschwendung sensibilisieren.