| Energiepolitik

Polnische Delegation informiert sich über regionale Energiewende - Griese: Biogas-Energie oder Nahwärmenetze können Beispiel geben

Eine hochrangige polnische Delegation aus der polnischen Wojwodschaft Podlasien informiert sich zurzeit über Konzepte und Maßnahmen der Energiewende in Rheinland-Pfalz. Auf Einladung von EuroNatur besuchen die Gäste vier Tage beispielhafte Projekte in der Region Trier und im Hunsrück.

Staatssekretär Thomas Griese begrüßte die Delegation unter Leitung von Maciej Zywno, dem Vizemarshall der Woiwodschaft Podlasien, am Dienstag auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld. Die Region Podlasien sei ähnlich strukturiert wie Rheinland-Pfalz, fast identisch groß und noch deutlich stärker ländlich geprägt, so Griese. Die Delegation interessierte sich daher besonders für Erneuerbare-Energie-Projekte im ländlichen Raum. „Mit Nahwärmenetzen wie in der Gemeinde Schillingen, dem Holzheizkraftwerk in Neuerburg, der energieautarken Kläranlage in Trier oder dem Verbund-Projekt Westeifel haben wir beispielgebende Projekte, die auf großes Interesse stoßen“, berichtete Griese. Vieles davon könne auch in Polen umgesetzt werden, ist sich EuroNatur Direktor Lutz Ribbe sicher. 

Maciej Zywno zeigte sich beeindruckt von den Projekten sowie davon, wie in Rheinland-Pfalz die Energiewende mit den Menschen vor Ort und in den Kommunen umgesetzt wird. Es stellte fest, dass in Rheinland-Pfalz bereits heute eine Menge an Strom aus Windkraft erzeugt wird, die dem Gesamtstromverbrauch Podlasiens entspricht. „Das Konzept der Energieagentur als Beratungsstelle und Motor für innovative Projekte in den Gemeinden könnte auch eine Idee für die Region Podlasien sein, so Zywno.

„Die Zukunft der Energiewende ist dezentral und flexibel – sie findet in der Region statt“, so Griese. Rheinland-Pfalz sei mit 40 Prozent Eigenversorgung auf einem guten Weg. Mit einem Anteil von 47 Prozent an der Stromerzeugung im Jahr 2016 spielen Sonne, Wind, Wasser und Biomasse bereits eine zentrale Rolle in der rheinland-pfälzischen Energieversorgung, stellte Griese heraus. Ein rheinland-pfälzisches Leuchtturmprojekt für die regionale Energieeigenversorgung stellt das Verbundsystem Westeifel dar. Insgesamt könnten hier 48 bestehende Biogasanlagen der Region an eine Leitung angeschlossen werden. „Die intelligente Nutzung von Biogas ist ein Schlüssel für die dezentrale Energieversorgung. Damit kann je nach Bedarf schwankender Strom aus Wind und Sonne ausgeglichen werden“, sagte Griese. Neben dem Stromsektor biete vor allem die Wärmewende großes Potenzial für die Gemeinden im Land. „Durch regenerative Nahwärmenetze können fossile Heizungsanlagen ersetzt werden: Das spart CO2 und stärkt die regionale Wertschöpfung“, erläuterte Griese. „Mit unserem neuen Wärmekonzept stellen wir die Wärmewende daher stärker in den Fokus und fördern zum Beispiel energetische Quartierskonzepte, Nahwärmenetze, effiziente Öfen sowie Maßnahmen zur Verknüpfung von Strom und Wärme“, so Griese.

Am heutigen Donnerstag besuchte die Delegation den  Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Der Landrat des Landkreises Hajnowka, Miroslaw Romaniuk, in dessen Gebiet der weltweit bekannte Nationalpark Bialowieza liegt, nannte das bürgernahe Verfahren zur Ausweisung des Hunsrück-Nationalparks ein „Modellfall für Europa“. Die Berücksichtigung der Interessen der Bürger, wie zum Beispiel bei der Brennholzbeschaffung, sei „etwas, was wir in Polen ähnlich praktizieren sollten“. Als ein Ergebnis der Reise wurde vereinbart, eine Kooperation mit den Verantwortlichen der Nationalparkverwaltung, dem „Umwelt-Campus“, der Energieagentur Region Trier und den Gemeinden Birkenfeld und Schillingen zu prüfen. 

Teilen

Zurück