Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich und ihre rheinland-pfälzische Amtskollegin Ulrike Höfken haben heute in Bingen den Bahnlärmindex für das Mittelrheintal vorgestellt. Der Index ist Teil des 10-Punkte-Programms „Leises Rheintal“ und bildet Belästigungen und Schlafstörungen durch Bahnlärm zwischen Koblenz und Mainz/ Wiesbaden, in Rheinhessen sowie im Rheingau ab. Die Wirksamkeit künftiger Lärmschutzmaßnahmen lässt sich anhand der neuen Daten genauer als bisher beurteilen.
Beide Landesregierungen fordern seit Jahren, dass Bund und Bahn endlich zusätzliche Maßnahmen zur Lärmminderung umsetzen. „Die zumutbare Belastungsgrenze für die Menschen im Mittelrheintal ist mittlerweile deutlich überschritten“, betonten die beiden Ministerinnen. Unter anderem fordern sie eine sofortige Geschwindigkeitsbegrenzung, ein lärmabhängiges Trassenpreissystem sowie ein Durchfahrverbot für laute Güterzüge ab 2020.
„Die Berechnungen zeigen, dass die Aussage der Bahn, mit den durchgeführten Schallschutzmaßnahmen sei das Ziel des Nationalen Verkehrslärmschutzpaketes, den Lärm mindestens zu halbieren, bereits weitgehend erreicht, mit der Wirklichkeit im Rheintal wenig zu tun hat“, so Puttrich und Höfken. Allein auf der rechtsrheinischen Strecke verursachen pro Nacht mehr als 120 Güterzüge einen Spitzenpegel von über 100 dB(A). Trotzdem soll der Schienengüterverkehr auf der Rheinstrecke als Teil des europäischen Korri-dors Rotterdam – Genua weiter wachsen.
Mit dem nun vorgelegten Bahnlärmindex wird erstmals die Lärmwirkung auf die Menschen im Mittelrheintal umfassend dargestellt. Rheinland-Pfalz und Hessen haben die Studie 2011 bei der Fachhochschule Trier und der ZEUS GmbH (Hagen) in Auftrag gegeben. Die repräsentative Umfrage von über 1.000 Personen ergab zunächst, dass im Mittelrheintal jede zweite Person durch Lärm und jede fünfte durch Erschütterungen hoch belästigt ist. Jede fünfte Person berichtet von hochgradigen Schlafstörungen.
Die Lärmbeeinträchtigungen sind rechtsrheinisch in der Regel höher als links-rheinisch: Am höchsten belästigt sind St. Goarshausen, Koblenz-Stolzenfels, Kaub, und Teile von Rüdesheim. Die Aufwachreaktionen sind in Kaub, Kestert, Kamp-Bornhofen und in Teilen von Rüdesheim mit zwölf am häufigsten. Der Schlaf ist im Mittelrheintal mit durchschnittlich sieben Aufwachreaktionen stärker gestört als selbst in unmittelbarer Nähe von zivilen Flugplätzen, wo ab etwa 0,5 statistischen Aufwachreaktionen Nachtschutzzonen nach Fluglärmgesetz bestehen und Schallschutzfenster für alle obligatorisch sind.
„Das Rheintal braucht dringend ein Bündel weiterer Schallschutzmaßnahmen, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden müssen“, forderten die beiden Ministerinnen. 40 Millionen Euro aus Mitteln des Bundes hat die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahren für Lärmsanierungsmaßnahmen im Mittelrheintal investiert. Höfken und Puttrich: „Das Untersuchungsergebnis zeigt, dass neben einer sofortigen Geschwindigkeitsbeschränkung ein lärmabhängiges Trassenpreissystem notwendig ist.“
Solange die preisgünstigeren LL-Sohlen nicht zugelassen sind, müssten eben K-Sohlen wie schon in der Schweiz eingebaut werden. Der Bund hat sich im Nationalen Verkehrslärmschutzpaket II bereits im August 2009 zu einer Halbierung des Bahnlärms bis zum Jahr 2020 bekannt, was ohne vollständigen Austausch der Graugussbremsen nicht möglich ist. In der Schweiz ist aus Lärmschutzgründen ein flächendeckendes Verbot der zu lauten Güterzüge ab 2020 in Vorbereitung. „Ab 2020 dürfen nur noch Güterzüge auf leisen Sohlen im Mittelrheintal verkehren“, fordern die beiden Ministerinnen.
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