Bahnlärm macht die Menschen krank. Das bestätigt eine aktuelle Literaturstudie, die das rheinland-pfälzische Umweltministerium gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen und Hessen erstellt hat. Dazu wurde die einschlägige wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Bahnlärm ausgewertet. „Die Bundesregierung muss die Bürger an bestehenden Schienenstrecken besser schützen. Wir brauchen verbindliche und anspruchsvolle Lärmobergrenzen“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken am Dienstag in Mainz: „Besonders nachts bedeutet Lärm eine Gefahr für die Gesundheit, weil er den Schlaf der Menschen stört. Wir müssen daher auch die nächtlichen Maximalpegel im Blick haben.
Lärm kann schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben. Zu den Folgen zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen und Stress. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass Umweltlärm im Westen Europas jedes Jahr zum Verlust von über einer Million gesunden Lebensjahren führt. „Lärm ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit, der Bund muss hier dringend handeln“, forderte Ministerin Höfken. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das den Lärm aus allen Quellen betrachtet und Grenzwerte vorgibt, die sich an der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Menschen orientieren.“
Höfken wies darauf hin, dass Rheinland-Pfalz zusammen mit den anderen Ländern aktuell auf der Umweltministerkonferenz sowie im Bundesrat den Bund wieder aufgefordert habe, die gesetzlichen Regelungen zum Schutz vor Bahnlärm zu verbessern. Höfken: „Wir bleiben hartnäckig am Ball. Bei der anstehenden Änderung der Verkehrslärmschutzverordnung werden wir unsere Forderungen erneut einbringen.“
Die Ergebnisse der Literaturstudie zum Bahnlärm wurden im April in Düsseldorf in einem Fachgespräch mit Experten aus der Lärmwirkungsforschung und dem Umweltbundesamt diskutiert. Im Anschluss formulierten sie die wichtigsten Kernaussagen und ihre Forderungen in einem gemeinsamen Eckpunktepapier.
Die wichtigsten Kernaussagen sind:
• Bahnlärm kann sich genauso auf die Gesundheit der Menschen auswirken wie andere Verkehrslärmquellen.
• Bahnlärm kann das Risiko für Bluthochdruck und langfristige Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
• Bahnlärm stört den Schlaf. Er verändert die Schlafqualität und beeinflusst das autonome Nervensystem. Bereits ab einem Maximalpegel von 33 Dezibel dB(A) am Ohr des Schlafenden steigt die Herzschlagfrequenz und die Wahrscheinlichkeit, durch Bahnlärm aufzuwachen, erhöht sich. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie hoch die Maximalpegel sind und wie oft diese pro Nacht auftreten.
• Bahnverkehr verursacht Erschütterungen. Diese können die Auswirkungen des Bahnlärms auf die Gesundheit verstärken.
Diese Erkenntnisse müssen künftig berücksichtigt werden, wenn es um die Formulierung von Anforderungen an den Lärmschutz geht. So ist es wichtig, dass die Werte der Weltgesundheitsorganisation für den Schutz vor Lärm (z. B. der Zielwert für die Nacht: 40 dB(A) außen) auch für Lärm aus dem Bahnverkehr als Orientierung dienen.
Insbesondere für die Anwohnerinnen und Anwohner von stark frequentierten Güterverkehrsstrecken wie dem Mittelrheintal bestehen gesundheitliche Belastungen. Durch eine Verbesserung der gesetzlichen Regelungen beim Bahnlärm müssen sie deshalb vor allem in der Nacht besser vor Bahnlärm und den damit verbundenen Erschütterungen geschützt werden. Umweltministerin Höfken forderte den Bund auf, dies auch bei den Beratungen zur Verkehrslärmschutzverordnung zu berücksichtigen: „Die bestehenden Regelungen müssen grundlegend überarbeitet werden. Denn so schützen sie die Menschen nicht ausreichend“, so Höfken.
Als zentrale Forderungen an einen verbesserten Lärmschutz ergeben sich deshalb:
• Anwohnerinnen und Anwohner an bestehenden Schienenstrecken müssen einen rechtlichen Anspruch auf Lärmschutz bekommen.
• Die Immissionsgrenzwerte und Auslösewerte für die Lärmsanierung müssen überarbeitet werden.
• Für den Schutz der Nachtruhe sollen hierzu die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagenen Zielwerte als Orientierung dienen und Kriterien für die Höhe von Maximalpegeln und die Häufigkeit von Zugvorbeifahrten entwickelt werden.
• Oftmals leiden Anwohnerinnen und Anwohner sogar unter Mehrfachbelastungen von Lärmquellen. Deshalb muss Bahnlärm zusammen mit anderen Verkehrslärmbelastungen betrachtet werden. Dabei müssen auch die Erschütterungen aus dem Bahnbetrieb am Wohnort mit einbezogen werden.
Die Literaturstudie und das Ergebnis des Fachgespräches sowie die Kernaussagen zur Gesundheit und die Eckpunkte zur Verbesserung der gesetzlichen Regelungen sind im Internet abrufbar:
<link http: mulewf.rlp.de mensch-und-umweltschutz gesundheitlicher-umweltschutz studie-bahnlaerm>mulewf.rlp.de/mensch-und-umweltschutz/gesundheitlicher-umweltschutz/studie-bahnlaerm/
|
Lärmschutz
Höfken: Bahnlärm macht krank/ Neue Literaturstudie zu gesundheitlichen Auswirkungen von Bahnlärm
Bahnlärm macht die Menschen krank. Das bestätigt eine aktuelle Literaturstudie, die das rheinland-pfälzische Umweltministerium gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen und Hessen erstellt hat. Dazu wurde die einschlägige wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Bahnlärm ausgewertet.
![Bahnreifen, Foto: Istockphoto Bahnreifen, Foto: Istockphoto](https://mkuem.rlp.de/fileadmin/_processed_/9/5/csm_Bahnrad_b27f3c1399.jpg)