| Klimaschutz

Klimafreundlich essen und den Wald schützen

Trierer Mensen machen Klimaauswirkungen von Speisen transparent / Studierende können freiwillig fünf Cent pro Mahlzeit für Biotopbäume im Stadtwald zahlen
Tablett mit Essen
Tablett mit Essen

Die Gäste der Mensen im Studiwerk Trier können mit fünf Cent ihre Mahlzeiten klimaneutral stellen und investieren so in ein nachhaltiges Baumprojekt im Wald am Trierer Kockelsberg. Gemeinsam mit der Waldeigentümerin „Vereinigte Hospitien“ in Trier und dem Forstamt Trier werden mit diesen Zahlungen sogenannte „Biotopbaumgruppen“ entwickelt und gesichert, die klimaschädliches CO2 aufnehmen.

„Nur wer weiß, welchen CO2-Fußabdruck welches Essen hinterlässt, kann sich gezielt für eine klimafreundliche Ernährung, etwa mit saisonalen Produkten entscheiden. Das Studiwerk Trier ist hier ein Vorreiter und macht allen Gästen die Auswirkungen ihrer Mahlzeiten auf das Klima transparent. Deshalb hoffe ich, dass die gemeinsame Aktion des Studiwerks, der Stiftung Vereinigte Hospitien und des Forstamtes Trier viele Nachahmer findet“, sagte Klimaschutzstaatssekretär Michael Hauer am heutigen Freitag in Trier. Hier wurden die ersten Biotopbäume ausgezeichnet. Diese werden dauerhaft aus der Bewirtschaftung genommen und können so zu imposanten Habitatbäumen heranwachsen. Bis zur natürlichen Zersetzung verbleiben die ausgewählten „Mensa-Bäume“ im Wald, bieten zahlreichen Organismen Lebensraum und speichern Kohlendioxid im Holz. „Damit wird die Biodiversität im Wald gestärkt und zusätzlich ein Beitrag zu der durch die EU und den Bund vorgegebenen Kohlenstoffbindungszielen in unseren Wäldern geleistet“, sagte Hauer.

Seit dem Sommer des vergangenen Jahres haben alle Mensa-Besucherinnen und -Besucher die Möglichkeit, einerseits den konkreten CO2-Fußabdruck ihrer Mahlzeit zu erfahren und können zudem den „Klima-Button“ an der Kasse drücken. Damit können sie freiwillig fünf Cent mehr bezahlen, die in den Wald bei Trier investiert werden. Bis Ende des Jahres 2022 wurde dieser Button 7.000 Mal gedrückt. 

„Dieses bundesweit einmalige Projekt ermöglicht unseren Mensa-Gästen einen nachhaltigen und klimabewussten Genuss; dabei fußt das Konzept auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen einer Promotion. Wir haben die Chance genutzt auf den neuen Self-Checkout-Kassen einen optionalen Klima-Button zu implementieren, der unseren Gästen mit einem Klick die Möglichkeit bietet, den durchschnittlichen Kohlendioxidpreis, der mit der Herstellung eines Essens verbunden ist, zusätzlich zu zahlen“, freut sich Andreas Wagner, Geschäftsführer im Studiwerk Trier, über die Zusammenarbeit mit dem Forstamt Trier und den Vereinigten Hospitien Trier, die Besitzer des Waldes in der Nähe der Hochschul-Mensa am Kockelsberg sind. „Dass wir dann mit dem Forstamt und den Vereinigten Hospitien motivierte Partner vor Ort gefunden haben, ist ein echter Glücksfall“, so Wagner weiter. 

Das Studiwerk Trier überweist am Ende jeden Jahres den Betrag an die Vereinigten Hospitien. Für je 200 Euro wird im Gegenzug ein Biotopbaum aus der Bewirtschaftung genommen. Zum Start des Projektes sind dies zunächst drei Bäume im Wald angrenzend an die Hochschule. 

„Unser Fokus liegt in dieser Kooperation auf der Umweltvorsorge und Biodiversität. Wir haben uns der Kooperation angeschlossen, weil wir von der gesellschaftlichen Gesamtleistung des Waldes überzeugt sind. Als Stiftung des öffentlichen Rechts mit einer nachhaltigen Ausrichtung sehen wir uns diesen Zielen verpflichtet“, bestätigt Tobias Reiland, kaufmännischer Direktor der Vereinigten Hospitien. 

Die Auswahl der Mensa- beziehungsweise Biotopbäume übernimmt die zuständige Revierleitung des Forstreviers aus fachlicher Sicht. Biotopbaumgruppen werden nur dort ausgewiesen, wo keine erhöhte Verkehrssicherungspflicht besteht oder in Zukunft erwartet wird, womit der dauerhafte Bestand der „Mensa-Bäume“ bis zu ihrem natürlichen Lebensende gewährleistet werden soll.

Durch die wissenschaftliche Begleitung in Verbindung mit fachlich geeigneten und motivierten Projektpartnern bietet das Projekt ein Höchstmaß an Transparenz. Die Mensa-Gäste und Wanderer finden bei einem Spaziergang im Waldgebiet am Kockelsberg die Hinweistafel mit Informationen zur Lage der Bäume vor Ort. Darüber hinaus sind die GPS-Daten der Bäume (und weitergehende Informationen) auf der Projekt-Homepage zu finden: https://www.studiwerk.de/eo/cms?_sprache=de&_template_variant=1001&_bereich=artikel&_aktion=detail&idartikel=233111

Wissenschaftliche Erkenntnisse in den Wald übertragen 

Dr. Benedikt Lorse promovierte über Carbon Footprints als Indikator für Nachhaltigkeitsbewertungen. Bereits während seines Studiums an der Universität Trier war Benedikt Lorse als Gast mit den Studiwerk-Mensen verbunden. Für seine spätere Dissertation untersuchte er die Campus-Gastronomie und kam zu dem praxisrelevanten Ergebnis, dass der CO2-Preis eines durchschnittlichen Mensa-Essens rund fünf Cent beträgt. Die genaue Bilanzierung und Gegenrechnung von zusätzlichen Waldleistungen in Bezug auf Treibhausgase ist nicht exakt leistbar, da die „Mensa-Bäume“ bereits viele Jahre im Wachstum sind. Ein reines Aufforstungsprojekt außerhalb des Waldes war bisher aufgrund der Flächenkonkurrenzen nicht realisierbar. Gundolf Bartmann, Leiter des Forstamtes Trier, sagt: „Mit dem von Landesforsten entwickelten Konzept: Biotopbäume, Altholz und Totholz, kurz BAT, bieten wir dem Waldbesitzer und dem Studiwerk eine passende, nachvollziehbare, und dauerhaft dokumentierte ökologische Aufwertung des Waldes in direkter erlebbarer Nähe. Alle drei BAT-Elemente stärken die Biodiversität im Wald in hohem Maße. Derzeit suchen wir intensiv mit unseren Partnern darüber hinaus nach einer geeigneten Aufforstungsfläche im Offenland, um durch die Waldmehrung eine echte CO2-Senke zu schaffen.“
 

#Themen

Wald, Ernährung

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