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Katrin Eder: „Es ist fünf vor zwölf für den Feldhamster in Rheinland-Pfalz“

Im Mainzer Raum lebt die größte bekannte Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz – Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz arbeitet aktuell mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen – Zuchtprogramm soll helfen, gefährdeten Bestand zu retten
Feldhamster
Feldhamster

Der Feldhamster steht kurz vor dem Aussterben. Noch in den 1950er Jahren schien das bei einem Ernteschädling kaum vorstellbar, doch heute zählt der Feldhamster zu den am stärksten gefährdeten Tieren in Deutschland. Daher gibt es in Rheinland-Pfalz große Bemühungen, die letzten Populationen zu erhalten. Hierbei wird unter anderem eng mit Landwirtinnen und Landwirten zusammengearbeitet.

„Die Feldhamsterpopulation ist Teil des artenreichen Rheinland-Pfalz. Sie zu schützen, sichert ein Stück ökologische Vielfalt. Denn Biodiversität ist ein Schatz der Natur, den wir bewahren müssen. Oftmals wissen wir noch gar nicht, wie wertvoll dieser Schatz ist – oder vielleicht in Zukunft einmal sein wird. Denn nur durch die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb einer Art ist Anpassung möglich. Der Feldhamster erfüllt wichtige Funktionen – etwa bei der Bodenbeschaffenheit. Gefährdete Populationen wie die der Feldhamster zu schützen, trägt zur Resilienz wichtiger Ökosysteme bei. Unser Ziel ist, dass der Feldhamster hier dauerhaft eine Heimat hat“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder.

Landwirtinnen und Landwirte setzen in den Feldhamstergebieten Schutzmaßnahmen um. Das ist einer der wichtigsten Bausteine, um den Feldhamstern das Überleben zu ermöglichen. Junge und erwachsene Tiere, können sich in stehengelassenen Getreidestreifen sowie angelegten Blühstreifen oder Luzerneflächen zurückziehen und finden dort ausreichend Futter und Schutz vor Beutegreifern.

Dazu arbeitet die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz im Stadtgebiet Mainz aktuell mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen. In Mainz lebt die größte bekannte Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz. Hier werden auf zirka 230 Hektar landwirtschaftliche Maßnahmen für die Feldhamster umgesetzt.

Dies soll verhindern, dass die Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz noch stärker unter Druck gerät. Denn der Lebensstil des Feldhamsters ist an die Landwirtschaft angepasst. Im Spätsommer sammeln sie reife Getreidekörner in ihren Hamsterbacken und bringen sie als Wintervorrat in den Bau. Nach dem Winterschlaf erwachen sie und leben auf den Äckern und Feldern. Jedoch reift das Getreide immer früher. Im Sommer ist dann eine frühe Ernte für die Hamster gefährlich: es fehlt von einem Tag auf den anderen sowohl die Deckung und die Nahrung. Greifvögel und Füchse haben so als natürliche Räuber leichtes Spiel. Besonders dramatisch ist die Situation für die Jungtiere, die in einem zweiten Wurf im Sommer geworfen werden. Diese Jungtiere sind meist erst Ende Juli selbstständig und verlassen den mütterlichen Bau. Ohne Deckung und Nahrung können sie sich auf den abgeernteten Feldern kaum behaupten. Hier greifen landwirtschaftliche Maßnahmen.

In der jetzigen Phase sind die Feldhamster gerade aus dem Winterschlaf erwacht. In dieser Woche wurden daher von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zirka 180 Hektar kartiert. Um die Arbeiten zu unterstützen haben sich über 50 Helferinnen und Helfer bei der Stiftung gemeldet.

Die Feldhamsterpopulation wurde durch das Senckenberg Institut für Wildtiergenetik genetisch untersucht. Nach einer Studie für das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz wird der Fang von einzelnen Feldhamstern empfohlen, um sie in einer Zuchtstation kontrolliert zu vermehren und die Rückkehr in die Natur zu ermöglichen.

„Diese Vorgehensweise ist ein anerkanntes Instrument für den Erhalt der Art. Die Situation zur Rettung der Feldhamster ist so dramatisch, dass wir über diese Maßnahme die genetische Vielfalt vor unserer Haustür schützen und erhalten wollen“, so Staatsministerin Katrin Eder. Hier greift ein Projekt, das von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz betreut und vom Umwelt- und Klimaschutzministerium finanziert wird.

In dieser Woche konnte in diesem Rahmen zunächst nur ein Feldhamster gefangen werden. Das Weibchen wurde in die Feldhamsterzuchtstation des Heidelberger Zoos verbracht. Leiter Dr. Ulrich Weinhold und ein Team von Biologinnen und Biologen kümmern sich dort um diesen und viele andere Feldhamster. Nach der Verpaarung und der Geburt der Jungtiere besteht die Möglichkeit, dass der Feldhamster in seinen Lebensraum zurückgebracht wird.

„Die Feldhamsterschutzstrategie des Landes sieht vor, mit den gezüchteten Tieren in den nächsten Jahren die Feldhamsterpopulationen zu stabilisieren. Durch die Paarung mit Zuchttieren wird die genetische Vielfalt erhöht, das Risiko für Krankheiten gesenkt und so ein wichtiger Beitrag zum Fortbestand der Feldhamster in Rheinland-Pfalz geleistet“, erklärte Umweltministerin Katrin Eder.

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