In dem Projekt arbeiten der Bund, Hessen und Rheinland-Pfalz zusammen, um entlang des Flusses einen guten ökologischen Zustand, einen umweltverträglichen Hochwasserschutz und einen nachhaltigen Tourismus zu erreichen. LIFE-IP ist ein spezielles Förderprogramm der Europäischen Kommission zur Finanzierung einer integrierten Entwicklung in einer Region. „Zwischen Westerwald und Taunus ist die Lahn eine wichtige Lebensader und wunderschöne Flusslandschaft, die unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. Mit dem LIFE-IP-Projekt nutzen wir die Chance, Naturschutz, Tourismus und Regionalentwicklung an der Lahn grenzüberschreitend voran zu bringen“, sagte der rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretär Dr. Thomas Griese.
Für das Projekt „LiLa – Living Lahn“ stellt die Europäische Kommission rund neun Millionen Euro zur Verfügung, weitere etwa sechs Millionen Euro steuern die Projektpartner über die Gesamtlaufzeit des Projektes von zehn Jahren bei. Beim LIFE-IP-Projekt „LiLa – Living Lahn“ handelt es sich um ein neues Programm, ein sogenanntes „Integriertes LIFE-Projekt (IP)“, mit dem die EU besonders solche Vorhaben fördert, die verschiedene Interessengruppen und Institutionen an einen Tisch bringen. In diesem Fall ist das neben dem hessischen und dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium auch die Bundesanstalt für Gewässerkunde, das Regierungspräsidium Gießen, die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (Rheinland-Pfalz) und das Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz. Das Projekt „Living Lahn“ war eines der ersten von sechs Projekten mit diesem integrierten Ansatz, die von der EU bewilligt wurden.
Naturschutz, Hochwasserschutz und Tourismus
Mit den EU Fördermitteln soll zum einen ein Konzept für die Zukunft der Bundeswasserstraße Lahn entwickelt werden, das die Landund Gewässernutzer, die Naturschutz- und Tourismusverbände sowie Bürgerinnen und Bürger vor Ort einbindet. Zum anderen werden über das Programm verschiedene Maßnahmen finanziert, um zum Beispiel bisher unüberwindbare Wanderhindernisse für Fische durchgängig umzubauen.
Ein weiteres Ziel ist die Aufwertung des ökologischen Zustands des Oberlaufs der Lahn und ihrer Nebenflüsse. Die Maßnahmen im Projekt sollen auch positive Auswirkungen auf das Hochwasserrückhaltevermögen und den Hochwasserschutz haben. Darüber hinaus sollen die Naherholungsmöglichkeiten für Wanderer und Wassersportler an und auf der Lahn verbessert werden. Außerdem werden Qualität und Transport der Sedimente in der Lahn wissenschaftlich untersucht. „Bei der Renaturierung der Lahn setzen wir auf ein Konzept, das langfristig angelegt und nachhaltig ist. Die lange Laufzeit des Projektes unterstützt diesen Ansatz. Ich sehe hier große Chancen für den Naturschutz, den Hochwasserschutz und einen nachhaltigen Tourismus“, so Staatssekretärin Tappeser.
Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schiff-fahrt (WSV), sagte dazu: „Die große Chance des LIFE-Projektes „Living Lahn“ besteht darin, für die Zukunft der Lahn eine ökologisch nachhaltige Perspektive zu entwickeln.“ Auf 2.800 Kilometer Bundeswasserstraßen werden kaum noch Güter transportiert. Hier gilt es umzudenken und neue Möglichkeiten auszuloten, die Natur, Menschen und Wirtschaft gleichermaßen berücksichtigen. „An einem Tisch mit den Nutzern der Lahn wollen wir die verschiedenen Interessen – Natur, Wirtschaft und Tourismus – an dem Fluss zusammenbringen und neue Ideen entwerfen. Dazu gehört auch, nicht mehr benötigte Schleusen oder Wehre zurück- oder umzubauen und mit nachhaltigen Renaturierungen zu verbinden. Das ist eine generationenübergreifende gesellschaftliche Aufgabe. In der WSV gibt es dazu die notwendige die Fachexpertise und Erfahrung“, so Witte.
Hintergrund:
Die Lahn ist ein typischer Mittelgebirgsfluss mit bedeutenden Städten und malerischen Landschaften. Im Zuge ihres Ausbaus zur Wasserstraße im 19. Jahrhundert wurde sie über weite Strecken ökologisch von ihren Auen abgeschnitten, ihre Ufer befestigt und ihre Dynamik durch Staustufen eingeschränkt. Von Gießen bis zur Mündung in den Rhein ist die Lahn im Eigentum des Bundes. Heute hat sie aufgrund veränderter Trans-portströme und Schiffsgrößen ihre Bedeutung für den Güterverkehr verloren. Deshalb wird die zuständige Wasser und Schifffahrtsverwaltung ihre Ziele für zukünftige Unterhaltungsmaßnahmen und Investitionen überprüfen.
LIFE steht für „L’Instrument Financier pour l’Environnement“. Das Förderinstrument der Europäischen Kommission finanziert Umweltschutzmaßnahmen in der gesamten EU sowie bestimmten Nachbarländern und Beitrittskandidaten. Das LIFE-Programm ist strukturell in zwei Teilprogramme „Umwelt“ und „Klimapolitik“ mit jeweils drei Schwer-punkten gegliedert. Das Besondere an Integrierten LIFE-Projekten (LIFE-IP) ist, dass sie verschiedene Interessenträger einbindet und zur Mobilisierung mindestens einer weiteren Finanzierungsquelle beiträgt – von der EU, national oder privat. Darüber sollen die Integrierten LIFE-Projekte dabei helfen, wichtige EU-Vorschriften in den vier Bereichen Naturschutz, Wasser, Luft und Abfall umzusetzen.
Das LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ steht in enger Verbindung mit dem „Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ zur Renaturierung von Fließgewässern und Auen.
Das Integrierte LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ wird von folgenden Institutionen getragen:
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz
Bundesanstalt für Gewässerkunde
Regierungspräsidium Gießen
Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (Rheinland-Pfalz)
Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz