„Die Geschwindigkeit, mit der die Klimakrise voranschreitet, überfordert unsere heimischen Wälder. Die mittlerweile mehr als drei Jahre anhaltende Dürre in den Sommermonaten sowie der Borkenkäferbefall bedrohen unseren Wald. Daher brauchen wir eine verantwortungsvolle und wissenschaftlich fundierte Waldbewirtschaftung. Nur so können wir unsere Wälder auf ihrem Weg in eine ungewisse Zukunft unterstützen“, sagte Staatsministerin Anne Spiegel während einer Exkursion mit Försterinnen und Förstern aus Wissenschaft und Praxis im Idarwald.
Spiegel informierte sich auf einer Freifläche über die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise auf die heimischen Wälder und entsprechende Zukunftskonzepte, mit denen Landesforsten Rheinland-Pfalz diese Herausforderung angeht. Der Idarwald zählt wegen seiner Höhenlage eigentlich zu den kühleren und regenreicheren Regionen in Rheinland-Pfalz. Aufgrund der ausgeprägten Dürre der vergangenen Jahre und dadurch ausgelöster, massenhafter Borkenkäfervermehrung sind auch hier große Schadflächen entstanden. Diese müssen wiederbewaldet werden. Wo immer möglich, setzen die Försterinnen und Förster dabei auf die Kräfte der Natur und auf die natürliche Ansamung von Baumarten. Sie pflanzen punktuell Kleingruppen von Bäumen wie etwa Traubeneichen, Linden oder Esskastanien, die den künftigen klimatischen Bedingungen hoffentlich besser gewachsen sind. Dadurch wird die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der jungen Waldgeneration erhöht.
„Dieses Vorgehen entspricht unserer landesweiten Strategie für den Staatswald, die wir auch den übrigen Waldbesitzenden empfehlen. Ich bin dankbar, dass Landesforsten sie hier im Idarwald schon seit Jahren vorbildlich umsetzt und die Waldentwicklung langfristig wissenschaftlich begleitet“, lobte Spiegel die Arbeit der Försterinnen und Förster vor Ort. Seit über zwei Jahrzehnten werden von Landesforsten artengemischte Waldgenerationen gefördert, indem naturferne reine Fichtenbestände mit hinzugepflanzten kleinen Buchen ökologisch stabilisiert werden. „Der Wald ist ein Ökosystem. Seine natürliche Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen zu stärken, ist eine Jahrhundertaufgabe. Ich danke unseren Försterinnen und Förstern, dass sie sich so vehement dieser hoch anspruchsvollen Herausforderung widmen“, erläuterte die Ministerin und betonte: „Eine Veränderung des Waldzustands von heute auf morgen ist nicht möglich. Wir legen heute mit der langfristigen ökologischen Waldentwicklung den Grundstein für Prozesse, die sich über viele Jahrzehnte erstrecken werden. Unsere Försterinnen und Förster schaffen das aber nicht alleine. Um das Klima zu schützen – und damit auch unsere Wälder – sind wir alle in der Verantwortung. Hier steht an erster Stelle der Klimaschutz. Denn klar ist: Schützen wir unser Klima, retten wir unsere Wälder“, so Spiegel abschließend.
Hintergrund
2020 war in Rheinland-Pfalz mit einer mittleren Jahrestemperatur von 11,0 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Im Wald zeigen sich die Auswirkungen der rasanten Temperaturanstiege bereits heute deutlich. Allein im letzten Jahr kam es durch Borkenkäferbefall, Sturm- und Dürreschäden landesweit zu rund sechs Millionen Festmetern Schadholz. Neben Fichtenwäldern sind auch Wälder mit zuvor vitalen Baumarten betroffen: auch Buchen, Birken, Waldkiefern und Eichen zeigen sich geschwächt. Das stellt die Försterinnen und Förster vor große Herausforderungen. Sie sorgen mit ihrem täglichen Engagement dafür, dass die rheinland-pfälzischen Wälder für die Zukunft gerüstet sind. Der Wald ist eine Ressource, er ist ein Ort der Erholung und bietet wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Zudem ist der Wald wichtig für das Klima: Er speichert Wasser, CO2 und reinigt die Luft.
Zentrale Aufgabe der Försterinnen und Förster ist die zukunftsfähige, naturnahe und multifunktionale Waldbewirtschaftung. Um hierbei die Selbstregulierungskräfte von Wäldern als Ökosysteme zu aktivieren, setzen die Försterinnen und Förster vorrangig auf die Stärkung der natürlichen Dynamik. Die Widerstandsfähigkeit und Resilienz der Wälder soll so gezielt gefördert werden. Für ein Beispiel der natürlichen Waldentwicklung steht ein buchenreiches Naturwaldreservat im Idarwald. Seit mehr als 40 Jahren findet hier eine vom Menschen völlig unbeeinflusste Waldentwicklung statt. Die Forstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler von Landesforsten beobachten die Entwicklung hinsichtlich konkreter Hinweise für eine naturnahe Waldbewirtschaftung.