„Der Klimawandel ist auch in Rheinland-Pfalz deutlich spürbar. Innerhalb Deutschlands zählt unser Bundesland zu den am stärksten betroffenen Regionen. Das zeigt sich schmerzlich an der verheerenden Unwetterkatastrophe vor wenigen Wochen. Unsere Gedanken sind weiterhin bei den Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben und Zerstörungen in bis dahin undenkbarem Umfang verkraften müssen. Neben deutlich gestiegenen Temperaturen haben Hochwasserereignisse in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Gleiches gilt für extreme Wetterereignisse wie Sturm und Hagel. Wir müssen damit rechnen, dass Hochwasserabflüsse an großen Flüssen und Wetterextreme zunehmen, die an kleinen Gewässern zu extremen Hochwasser führen. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagte Klimaschutzministerin Anne Spiegel heute in Grolsheim, wo sie den ertüchtigten Hochwasserschutzdeich offiziell eröffnete.
Bei dem im November 2018 begonnenen Projekt in der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen wurde der in den 1930er Jahren errichtete Deich auf einer Länge von rund 1,3 Kilometern ertüchtigt, der Mühlgraben verfüllt und die Deichhöhe auf die Wasserspiegellage eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses plus einem halben Meter Freibord ausgebaut. Insgesamt betrugen die Kosten für diesen dritten Bauabschnitt zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der unteren Nahe rund 9,3 Millionen Euro. Bereit gestellt haben die Gelder zu 50 Prozent die Europäischen Union und zu 50 Prozent das Land und die Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen.
„Das Land hat in den letzten 25 Jahren insgesamt fast 1,2 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert – vor allem für technische Hochwasserschutzmaßnahmen, wie Deiche, Polder, Hochwasserschutzmauern und Rückhaltebecken insbesondere am Oberrhein. Aber auch an der Nahe wird seit Jahren viel für den Hochwasserschutz getan. So wurde nach den verheerenden Hochwasserereignissen im Dezember 1993 und Januar 1995 ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Hochwasserschutzes aufgelegt. Bereits fertiggestellt sind im Oberlauf der Nahe der Hochwasserschutz in Bad Kreuznach und der Polder in Planig. Im Bereich der unteren Nahe gilt das für die Hochwasserschutzwand in Bingen, die Deichertüchtigungen zwischen Bingen-Büdesheim und Bingen-Dietersheim sowie im Bereich der Ortslagen Dietersheim und Langenlonsheim und für die Deichrückverlegung Bretzenheim“, bilanzierte Spiegel.
Die verheerenden Starkregenereignisse im Juli hätten erneut gezeigt, dass Hochwasser nicht vollständig zu beherrschen seien, allen müsse klar sein, dass technische Bauwerke nur einen begrenzten Schutz böten, so die Mahnung der Ministerin. „Deshalb sind die technischen Maßnahmen des Landes nur ein Teil eines umfassenden Hochwasserrisikomanagements, was alle Bereiche der Hochwasservorsorge beinhaltet. Wir unterstützen mittlerweile 25 Hochwasserpartnerschaften in Rheinland-Pfalz. Für die untere Nahe existiert eine solche Hochwasserpartnerschaft seit 2011. Darüber hinaus fördert das Land seit 2014 die Aufstellung örtlicher Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte. Etwa ein Viertel von mehr als 1.100 aktuell sich in Aufstellung befindlichen örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte sind bereits fertiggestellt, unterstrich die Ministerin.
Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd Prof. Dr. Hannes Kopf betonte: „Die Umsetzung der Deichbaumaßnahme in Grolsheim hat zwar länger gedauert, als ursprünglich geplant. Dafür wurde aber ein deutlicher Gewinn an Sicherheit für die Bevölkerung und ein Mehrwert für die Natur erreicht: Denn es wurde Rücksicht genommen auf die Natur. Für die Lebensräume, die im ehemaligen Mühlgraben weggefallen sind, wurde vorab auf der Bretzenheimer Naheseite Ersatz geschaffen. Das hat etwas Zeit gebraucht. Weil der Schwachpunkt Mühlgraben weggefallen ist und die Katharinenmühle in den geschützten Bereich einbezogen wurde, ist die Ortslage heute deutlich sicherer. Auch während eines Hochwassers konnte der Schutz durch das schnelle Schließen der Baulücke durchgehend gewährleistet werden.“