„Kommunen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es um den Klimaschutz und um die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels geht. Deshalb unterstützen wir sie gern dabei, Treibhausgase zu reduzieren und Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Ich bin stolz, dass es bei uns in Rheinland-Pfalz viele Leuchtturmprojekte gibt. Jedes einzelne Gramm CO2, das wir vermeiden, bringt uns weiter an das Ziel der Klimaneutralität, das wir bis 2040 erreichen wollen“, sagte Klimaschutzstaatssekretär Michael Hauer am heutigen Samstag auf der BUGA 2023 in Mannheim. Dort hielt er einen Festvortrag mit dem Titel „Auf dem Weg zur Klimaneutralität mit einer nachhaltigen Entwicklung von Städten und Regionen“.
So seien wichtige Zielsetzungen der Abwasserbeseitigung, weiterhin für sauberes Wasser zu sorgen und gleichzeitig die dafür erforderliche Energie zu reduzieren sowie zur Erzeugung sauberer Energie beizutragen. Insgesamt sei der Energieverbrauch dank der Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz durch das Land und den Bund für alle rheinland-pfälzischen Kläranlagen seit einem Spitzenwert im Jahr 2006 um 73.000 MWh/a auf nun 187 000 MWh/a reduziert – und das bei einer deutlich gesteigerten Reinigungsleistung.
Zudem würden, so Hauer, bereits 32 Prozent des benötigten Stroms selbst von den Kläranlagen produziert werden, etwa durch PV-Anlagen auf den Gebäuden oder sogar auf dem Wasser selbst sowie durch Klärschlammvergärung und -verbrennung.
Durch letztere sei die Mainzer Kläranlage sogar energiepositiv geworden und könne überschüssige Wärme in das Fernwärmenetz der Stadt einspeisen. In naher Zukunft soll zudem ein Elektrolyseur installiert werden. Diesem kommt die Aufgabe zu, neben der Erzeugung von Wasserstoff zur Speicherung von Energie in Form von grünem Wasserstoff auch Sauerstoff bereitzustellen, der zum Betrieb einer vierten Reinigungsstufe genutzt werden soll.
Auch die Versorgung mit Trinkwasser könne, so Hauer, mit der Erzeugung und Speicherung von erneuerbarer Energie verknüpft werden. Das regionale Verbundnetz Westeifel zeige, wie: Hier wurde eine 128 Kilometer lange Trasse verlegt. Sie verbindet die nordrhein-westfälische Oleftalsperre und die Riveristalsperre in der Westeifel. Während zuvor das Trinkwasser innerhalb der kommunalen Grenzen auf den Berg in mehrere hundert Hochwasserbehälter gepumpt wurde, verläuft jetzt der Wassertransport auch über die Grenzen der Kommunen hinweg von Norden nach Süden – und muss dank des natürlichen Gefälles nicht mehr aufwändig gepumpt werden. „Das spart in Summe rund eine Million Kilowattstunden Pumpenergie im Jahr und erzeugt gleichzeitig durch den Einsatz von Turbinen zusätzlich rund 500.000 Kilowattstunden pro Jahr. Das Projekt hilft also nicht nur bei der Energieeinsparung, sondern auch bei der -erzeugung und sogar bei der -speicherung. Denn künftig sollen die Hochwasserbehälter immer dann befüllt werden, wenn gerade überschüssiger Strom vorhanden ist. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass dies auch an den Wasserverbrauch angepasst wird, so dass stets Wasser zur Verfügung steht“, so Hauer.
Der Klimaschutzstaatssekretär betonte außerdem, dass Rheinland-Pfalz viel unternommen habe, um den Ausbau der Erneuerbaren voranzubringen.
So werde in Rheinland-Pfalz inzwischen mehr als jede zweite Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt. So steuerte im Jahr 2021 die Windenergie circa 60 Prozent und die Sonnenenergie rund 20 Prozent zur regenerativen Stromerzeugung bei.
„Bereits bis zum Jahr 2030 wollen wir unseren Strombedarf bilanziell zu 100 Prozent aus heimischen Erneuerbaren Energien decken. Die aktuelle Ausbaudynamik, die die regenerative Stromerzeugung in den zurückliegenden Monaten in Rheinland-Pfalz erfahren hat, unterstützt das Erreichen dieses Ziels“, so Hauer und nannte dabei einige Änderungen, die das Land auf den Weg gebracht hat: das Landessolargesetz, die PV-Freiflächenverordnung, die Richtlinie für Denkmalbehörden im Hinblick auf die Genehmigung von Solaranlagen an oder auf Kulturdenkmälern, die Verringerung der Mindestabstände von Windenergieanlagen zur Wohnbebauung und das Hochzonen der Genehmigung von Windenergieanlagen von den Kreisverwaltungen zu den Struktur- und Genehmigungsdirektionen.
Mit dem Förderprogramm „Kommunales Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation“, kurz KIPKI, stellt dazu das Land zusätzlich 250 Millionen Euro für mehr Klimaschutz vor Ort bereit. „Ich rufe daher alle Kommunen dazu auf, einen entsprechenden Antrag zu stellen und so für weniger Treibhausgase und mehr Lebensqualität vor Ort zu sorgen“, so der Klimaschutzstaatssekretär.