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Katrin Eder: „Wir verleihen dem Naturschutz vor Ort ein neues Gesicht“

Umweltministerin startet erste Modell-Naturschutzstation in Rheinland-Pfalz – Einstieg in größte strukturelle Veränderung der vergangenen Jahrzehnte im rheinland-pfälzischen Naturschutz – Förderbescheid über rund 500.000 Euro überreicht
Umweltministerin Katrin Eder mit Vertreterinnen und Vertretern der IG Süd
Umweltministerin Katrin Eder mit Vertreterinnen und Vertretern der IG Süd
Umweltministerin Katrin Eder übergibt den Förderbescheid an Pollichia-Präsident Dr. Michael Ochse
Umweltministerin Katrin Eder übergibt den Förderbescheid an Pollichia-Präsident Dr. Michael Ochse

„Klima- und Artenkrise bedingen sich gegenseitig und müssen deshalb gemeinsam bewältigt werden. Um unsere Artenvielfalt bestmöglich zu erhalten, brauchen wir einen zielgerichteten Natur- und Artenschutz, der mit passgenauen Lösungen und Ansprechpartnerinnen und -partnern vor Ort die Herausforderungen angeht. Mit unserem Vorhaben, in Rheinland-Pfalz landesweit Naturschutzstationen zu etablieren, die jeweils zwei bis drei Landkreise betreuen, streben wir die größte strukturelle Veränderung der vergangenen Jahrzehnte im rheinland-pfälzischen Naturschutz an und richten ihn langfristig dezentral aus. Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Naturschutz, der Landwirtschaft und den Kommunen wollen wir auf diese Weise den Naturschutz regional verankern und ihm vor Ort ein neues Gesicht verleihen“, sagte Umweltministerin Katrin Eder bei der Vorstellung der ersten rheinland-pfälzischen Modell-Naturschutzstation.
 
Anhand zweier Modell-Naturschutzstationen wird das Vorhaben einer landesweit neuen Organisationsstruktur für das Naturschutzmanagement entwickelt. In den Landkreisen Donnersbergkreis, Bad Dürkheim sowie der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße haben sich Akteurinnen und Akteure aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen zusammengeschlossen, um mit der Modell-Naturschutzstation Süd die erste von zwei Modell-Naturschutzstationen zu betreiben. Die zweite Modell-Naturschutzstation soll im rheinland-pfälzischen Norden entstehen und wird derzeit in Gesprächen mit Verantwortlichen vor Ort auf den Weg gebracht. Die Modellregionen werden damit in den Zuständigkeitsbereichen der Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGD) Nord und Süd liegen. 

Trägerin der Modell-Naturschutzstation Süd ist der forschende Naturschutzverein Pollichia, dessen Präsident Dr. Michael Ochse und Geschäftsführerin Julia Schulze stellvertretend für die gesamte Interessengemeinschaft einen Förderbescheid über 502.573 Euro von Umweltministerin Katrin Eder entgegennahmen. „Die Pollichia ist eine starke Partnerin in unserer ersten Modellregion, die das Vertrauen zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen ausbauen möchte und damit den Grundstein für ein zukunftsfähiges Naturschutzmanagement legt“, lobte die Ministerin das Engagement des etwa 2.800 Mitglieder starken Vereins. 

„Mit der neuen Station verbinden wir die Hoffnung, den Schutz unserer Landschaft und ihrer wundervollen Natur auf neue Beine stellen zu können. Der Rückgang von Tier- und Pflanzenarten hält weiter an und daher helfen wir mit hoher Motivation bei diesem interessanten Vorhaben. Wir freuen uns dabei besonders, dass hier Interessengruppen aus Landwirtschaft und Kommunen mit uns zusammenarbeiten wollen und danken allen Beteiligten für ihr Vertrauen in uns und in die Sache“, sagte Dr. Michael Ochse, Präsident der Pollichia.

Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV), Ökonomierat Eberhard Hartelt, sind die Naturschutzstationen eine Chance für eine flächendeckende Umsetzung des kooperativen Ansatzes beim Naturschutz: „Seit Jahren fordern wir regional angepasste, mit dem örtlichen Naturschutz abgestimmte Maßnahmen, die produktionsintegriert und damit flächeneffizient gestaltet werden. Die Naturschutzstationen haben das Potential hier einen Schritt nach vorne zu machen. Dabei sollten die vielen bereits bestehenden Projekte, wie auch die Ergebnisse des derzeit laufenden Prozesses zum Schulterschluss Artenvielfalt, eingebunden werden. Klar muss allerdings immer sein, dass Landwirte und Winzer auch mit Naturschutz Geld verdienen müssen, sonst sind alle Bemühungen zum Scheitern verurteilt.“

Rainer Guth, Landrat des Donnersbergkreises, erklärte: „Das Miteinander der Naturschutzverbände, der Naturschutzbehörde und der Landwirtschaft wird im Donnersbergkreis an vielen Stellen schon sehr gut gelebt. Das ist eine wichtige Basis für die Weiterentwicklung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Region. In der Landwirtschaft ist der Donnersbergkreis unter Beteiligung zahlreicher Landwirte zum Beispiel Modellregion für ‚Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM)‘. Wir freuen uns sehr, dass das Miteinander auch bei dem Projekt Naturschutzstationen weiter verstetigt und intensiviert werden kann.“

Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat des Landkreises Bad Dürkheim erläuterte: „Wir sind sehr stolz darauf, als Landkreis mit starken Partnern Teil des Modellprojekts und der Interessengemeinschaft zu sein. Gerne unterstützen wir den Aufbau der Naturschutzstation Süd mit Fachkenntnis, Engagement und Arbeitszeit. Denn diese und die geplanten weiteren Stationen sind ein wichtiger Schritt für ein zukunftsträchtiges Naturschutzmanagement im ganzen Land, vor allem aber auch regional verankert vor Ort – für den Erhalt von Artenvielfalt, Biotopen und Naturschutzgebieten.“

Bernhard Adams, Beigeordneter der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße, sagte: „Da die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter zurückgeht und auch Mitgliederzahlen und Engagement in Naturschutzverbänden tendenziell sinken, brauchen wir in der Landschaftspflege einen Austausch von Kenntnissen, Erfahrungen, Fertigkeiten und Technik über Gemeinde- und Kreisgrenzen hinaus. Nur so können wir auch als Kommunen Naturschutzflächen vor allem auf Sonderstandorten langfristig erhalten. Anbieter landschaftspflegerischer Dienstleistungen, Halter für die Landschaftspflege geeigneter Nutztiere sowie die Zahl naturwissenschaftlich versierter Profis und Ehrenamtler zu vernetzen, kann daher eine wichtige Aufgabe der künftigen Naturschutzstationen sein.“ 

Ziel der beiden Modell-Naturschutzstationen ist es, den ab 2026 sukzessive angepeilten Betriebsbeginn der bis zu 12 Naturschutzstationen bestmöglich vorzubereiten. Bis dahin sollen – in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) – in den Modell-Naturschutzstationen Abläufe, Arbeitshilfen und Empfehlungen für den Aufbau entwickelt und ein Wissenstransfer zum aktuellen Naturschutzmanagement hergestellt werden. „Für Rheinland-Pfalz stellt die Etablierung der Naturschutzstationen eine besondere Herausforderung dar. Es gilt, das erfolgreiche und langjährig etablierte System des Naturschutzmanagements zur Umsetzung der Vertragsnaturschutzberatung und der Biotopbetreuung zu sichern und weiterzuentwickeln“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder bei einer gemeinsamen Begehung des Naturschutzgebiets Schelmenkopf, das in der Modellregion liegt. Dort begleitete die Ministerin gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Interessengemeinschaft den Weideschäfer Ralph Brendel mit seiner Herde. Michael Ochse, Präsident der Pollichia und der derzeitige Biotopbetreuer, Jens Tauchert, präsentierten die Besonderheiten dieses Naturschatzes am Schelmenkopf.


Hintergrund

Im Rahmen der Etablierung von Naturschutzstationen in Rheinland-Pfalz soll in der Modellregion Süd, die die Landkreise Bad Dürkheim, Donnersbergkreis und die kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße umfasst, eine Modell-Naturschutzstation durch die Interessengemeinschaft Modell-Naturschutzstation Süd (IG Süd) aufgebaut und betrieben werden. In der IG Süd finden sich Organisationen und Einzelpersonen aus Landwirtschaft, Kommunen und Naturschutz zusammen, die Interesse am Aufbau der Modell-Naturschutzstation Süd haben und an deren strategischer und inhaltlicher Ausrichtung mitwirken. Die Entscheidung, dass die Pollichia für die Modellphase als Förderantragsstellerin fungieren soll, wurde von der IG einvernehmlich gefällt. Die Koordinierungsstelle Naturschutzstationen Rheinland-Pfalz steht der IG Süd beratend zur Seite. 

Mitglied der IG Süd sind folgende Organisationen und Einzelpersonen:

  • Kreisverwaltung Bad Dürkheim
  • Kreisverwaltung Donnersbergkreis
  • Stadt Neustadt an der Weinstraße
  • Pollichia Verein für Naturforschung, Naturschutz und Umweltbildung e.V., Hauptverein sowie Gruppe Bad Dürkheim
  • NABU Donnersberg e.V.
  • NABU Eisenberg/ Leiningerland e.V.
  • NABU Gruppe Neustadt e.V.
  • Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
  • Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR) Rheinland-Pfalz
  • Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
  • Maschinenringe Rheinhessen-Nahe-Donnersberg
  • Stiftung Ökologie und Landbau
  • Bauern- und Winzerverband Süd
  • sowie Einzelmitglieder


Weitere Informationen zu den Naturschutzstationen finden Sie auf der Homepage der gemeinsamen Koordinierungsstelle von Umweltministerium und DVL: https://naturschutzstationen.rlp.de
 

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