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Katrin Eder: „Wiedervernässung von Mooren schützt Umwelt und Klima“

Mosbrucher Weiher wird mit Hilfe von Freiwilligen wieder vernässt - Trockengelegte Moore verursachen sieben Prozent der Treibhausgase in Deutschland – Wiedervernässung gelingt mit einfachen Mitteln
Gruppenbild am Moor „Mosbrucher Weiher“ in der Eifel
Am Moor „Mosbrucher Weiher“ in der Eifel

„Moore können mehr als fünf Mal so viel CO2 speichern wie ein Wald auf gleicher Fläche. Diesen Klimaschutzeffekt können wir uns zunutze machen, indem wir Moore schützen. Denn andersherum gilt: Ist ein Moor zerstört, setzt es Unmengen an CO2 frei. „Moore sind aber nicht nur Klimaschützer, sie sind auch Lebensraum für zahlreiche bedrohte Pflanzenarten, etwa Fieberklee, Torfmoose, Sonnentau, Sumpfblutauge und Wollgras. Auch viele bedrohte Tierarten sind hier zu finden. Moore sind darüber hinaus wichtige und effektive Wasserspeicher. Durch den Wasserrückhalt in der Fläche wird der Wasserabfluss gebremst und Hochwasserspitzen können gebrochen werden“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder bei ihrem heutigen Besuch am Moor „Mosbrucher Weiher“ in der Eifel, das derzeit renaturiert wird. In Mooren ist das CO2 enthalten, das Pflanzen während ihres Wachstums gebunden haben. Zersetzen sich die Pflanzen, wird das CO2 wieder an die Atmosphäre freigegeben – außer, die Pflanzen und damit das in ihnen enthaltenen CO2, werden luftdicht konserviert. Dies ist bei intakten Mooren der Fall. 

Seit 2023 erarbeitet die SNU ein Konzept für die systematische Wiedervernässung und Renaturierung des rund 20 Hektar großen „Mosbrucher Weihers“. In diesem Sommer konnten die ersten Maßnahmen dieses Konzeptes auf der Fläche umgesetzt werden.
 
60 Freiwillige, die sich über den Verein Bergwaldprojekt engagieren, halfen verteilt über drei Wochen, das Moor „Mosbrucher Weiher“ wieder zu vernässen.

Wie aber repariert man ein Moor? Dazu haben die Freiwilligen mit Schubkarre und Schaufel Gräben verfüllt: In den ehemaligen Entwässerungsgräben wurden Holzwände gestellt und die verbleibenden Lücken zwischen Holz- und Grabenwand mit Sägemehl und Holzhackschnitzeln aufgefüllt. So kann sich wieder Wasser ansammeln. Gleichzeitig wurden ausgewählte Flächen entbuscht, um hier lichte Flächen für typische Moorarten zu erhalten.

Am Mosbrucher Weiher kann man an einigen Stellen erkennen, dass durch die Renaturierungsmaßnahmen der letzten Jahre ein Wachstum der moortypischen Vegetation erfolgte. Denn bereits vor den Freiwilligen-Wochen haben im Mosbrucher Weiher über die letzten Jahrzehnte Naturschutzmaßnahmen über die Kreisverwaltung, die Biotopbetreuung und ein LIFE Projekt der SNU stattgefunden. Nun soll es weiter in einen naturnahen Zustand versetzt und die Freisetzung von klimaschädlichem CO2 gestoppt werden.

95 Prozent der Moore in Deutschland wurden entwässert

Das Moor in der Eifel ist vor rund 10.000 Jahren entstanden und schließt damit abgestorbene Pflanzen und Tiere ein, die ebenso alt sind. Ist das Moor intakt, konserviert es die Biomasse und gewährt damit einen Blick in die Pflanzenwelt vor tausenden von Jahren. So gab es damals schon den Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, Moosbeeren und Wollgras. Heute sind diese gefährdet – da es immer weniger Moore gibt. Rund 95 Prozent der Moore in Deutschland wurden entwässert. Die Gründe: Sie wurden trockengelegt, um Torf abzubauen. Dieser diente früher zum Heizen und wird heute in Blumenerde eingesetzt, da es gut Wasser speichern kann. Auch für die Land- und Forstwirtschaft sowie um Bauland zu gewinnen, werden Moore trockengelegt. 

Das passierte auch am Mosbrucher Weiher: Um hier Heizmaterial sowie Grün- und Ackerland zu gewinnen, wurden ab dem 20. Jahrhundert rund zwei Meter tiefe Gräben gegraben. So floss das Wasser ab, – und CO2 entwich und entweicht an nicht renaturierten Stellen auch jetzt noch. 

Dem Umweltbundesamt zufolge entspricht die CO2-Menge, die durch trockene Moore in Deutschland freigesetzt wird jährlich rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht mehr als sieben Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands. Zum Vergleich: Der Verkehrssektor verursacht in Deutschland rund 20 Prozent der Emissionen. Der Moorforscherin Franziska Tannenberger zufolge, der im Oktober dieses Jahres von Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Mainz überreicht wird, bedecken Moore nur drei Prozent der weltweiten Landfläche, speichern aber etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde.

Der Koalitionsvertrag für die laufende Legislatur in Rheinland-Pfalz führt daher dazu aus: „Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für besonders empfindliche und seltene Pflanzen und Tiere. Sie können den Wasserabfluss verzögern und die Auswirkungen von Dürreperioden abmildern. Entwässerung, Torfabbau und Aufforstungen führten zu erheblichen Veränderungen, teilweise zum Verlust der Moore in Rheinland-Pfalz. Unsere Moore sollen aufgewertet und renaturiert werden.“ Das Klimaschutzministerium hat hierzu ein Moorschutzprogramm etabliert, mit dem Ziel die Moore wieder zu vernässen. In Rheinland-Pfalz gibt es mit rund 7.000 Hektar im bundesweiten Vergleich nur sehr wenig Moorflächen. Für den Klima- und Artenschutz leisten sie dennoch einen erheblichen Beitrag.

Zum Vergleich, in Niedersachsen sind es rund 669.000 Hektar, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit rund 284.000 Hektar. 

Wie entstand das Moor Mosbrucher Weiher?

Das Moor Mosbrucher Weiher entstand nach einer vulkanischen Explosion: In dem Krater bildete sich ein See, in dem vor etwa 10.000 Jahren die Verlandung einsetzte. Es entwickelte sich ein seltenes „Kesselmoor“. Das Besondere daran ist, dass die Torfschichten mit sechs Metern besonders hoch sind. Zu seinem Namen kam das Moor, da es im 19. Jahrhundert angestaut und als Fischweiher genutzt wurde – es war also zu viel Wasser im Moor und die typische Vegetation mit Moosen konnte sich nicht entwickeln. Ab dem 20. Jahrhundert wurde es schließlich entwässert, um landwirtschaftliche Fläche zu gewinnen, bis 1956 wurde hier zudem Torf abgebaut. 

Infos zum Moorschutzprogramm gibt es hier: https://snu.rlp.de/projekte/moorschutz/moorschutzprogramm  
 

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