| Biodiversität

Katrin Eder: „Streuobstwiesen sichern artenreichen Lebensraum“

Umweltministerin nimmt an Apfelblütenwanderung in Molsberg teil / Streuobst-Projekt durch Umweltministerium mit 243.350 Euro gefördert
Apfelblütenwanderung mit Umweltministerin Katrin Eder
Apfelblütenwanderung mit Umweltministerin Katrin Eder

„Streuobstgebiete sind ein Hotspot der Artenvielfalt und zählen heute zu den gefährdeten Biotopen. Die Möglichkeit, jahreszeitenunabhängig Obst im Supermarkt zu kaufen, ließ das wirtschaftliche Interesse an ihrem Erhalt schwinden, weshalb Streuobstbestände vielerorts Wohnraum sowie Gewerbe- und Industrieflächen gewichen sind. Hierdurch wurde das Artensterben beschleunigt, zahlreiche Tiere und Pflanzen haben ihren Lebensraum verloren. Umso wichtiger sind Projekte wie dieses hier, das vielen seltenen Vogelarten, wie dem früher weit verbreiteten Raubwürger, aber auch Insekten und beispielsweise dem Siebenschläfer ein wertvolles Habitat sichern“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder auf der heutigen Apfelblütenwanderung der Will und Liselott Masgeik-Stiftung in Molsberg im Westerwaldkreis. 

Seit drei Jahren widmet sich die Masgeik-Stiftung mit ihrem Projekt dem dauerhaften Erhalt der Streuobstwiesen in Molsberg und Umgebung. Das Projekt wird durch das Umweltministerium über die Aktion Grün mit 243.350 Euro gefördert. Innerhalb des Projektes wurden mehr als 1.300 Bäume gepflegt und neu gepflanzt. Dadurch werden alte, seltene und regionale Obstsorten reaktiviert. „Der Blick ins Supermarktregal zeigt, dass nur noch wenige Apfelsorten verkauft werden. Die restlichen sind verschwunden. Sie passten nicht ins Bild des normierten, mit niedrigen Kosten produzierten Obstes“, erläuterte Eder. „In Rheinland-Pfalz wurde bereits Mitte der 1980er Jahre die Bedeutung der Streuobstwiesen erkannt und gezielt Förderprogramme gestartet, die bis heute fortgeführt und stetig weiterentwickelt werden“, sagte die Ministerin. 

Der Bedarf an zu erhaltenden und neu zu etablierenden Streuobstflächen ist unbestritten, denn mit dem Verlust ausgedehnter Streuobstgebiete haben zwischenzeitlich zahlreiche an die Strukturen angepasste Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verloren oder müssen starke Einschränkungen hinnehmen. Die Flächen sind jedoch pflegeintensiv und unterliegen einer kontinuierlichen Nutzung – insbesondere des erzeugten Obstes. Die personalintensive Betreuung und die Auswirkungen der Klimaerwärmung erschweren einen Erhalt dieser seltenen und dadurch umso bedeutsameren Flächen. Vor dem Hintergrund, dass sich mit dem Absterben alter Bäume der Bestand in Streuobstgebieten reduziert und junge Kulturen in den ersten Jahren nicht sich selbst überlassen werden können, ist der Ansatz einer ortsansässigen etablierten Stiftung neu. Die Masgeik-Stiftung geht mit dem Projekt einen verantwortungsvollen Weg, der auch für die Landesregierung große Vorteile in punkto Nachhaltigkeit hat, da die Stiftung als örtliche Institution für den Schutz und die Pflege der Bäume stets greifbar ist. „Dieses vorbildliche Projekt ist ein wichtiger Anstoß für weitere Natur- und Streuobstschutzmaßnahmen hier in der Region. Das außerordentliche Engagement aller Beteiligten begeistert mich sehr“, so Eder.
 
Streuobst hat eine lange Geschichte in Rheinland-Pfalz. Seit mindestens dem Mittelalter wurden Obstbäume in Klöstern und Pfarreien kultiviert. „Das zeigt: Obstbäume waren schon immer ein wichtiger Bestandteil der Sicherung der Artenvielfalt, aber auch von gesunder Ernährung. Wer Streuobstwiesen erhält, muss am Schluss nicht in den sauren Apfel beißen“, so Eder. 

Hintergrund:

Streuobstwiesen gehören nach Paragraph 30 des Bundesnaturschutzgesetzes zu den pauschal geschützten Biotopen. Im Vertragsnaturschutz „Streuobst“ sollen Streuobstwiesen als artenreicher Lebensraum entwickelt und gesichert werden. Ziel ist einerseits die langfristige Sicherung von alten und die Pflege neuer Streuobstgebiete. Hierfür gewährt die rheinland-pfälzische Landesregierung unter anderem jährlich Prämien. 

Die Will und Liselott Masgeik-Stiftung für Natur- und Landschaftsschutz wurde 1992 gegründet um Pflanzen und Tiere in und um Molsberg im Kreis Westerwald zu schützen und deren Lebensräume für die Nachwelt zu erhalten. Die Stiftung widmet sich dem dortigen Naturschutz und der Umweltbildung.
 

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