„Für den Erhalt der Artenvielfalt ist jede naturnah gestaltete Fläche wichtig. In Rheinland-Pfalz gelten beispielsweise nur 90 der 175 Brutvogelarten als ungefährdet, ihr Bestand nahm in den vergangenen 25 Jahren um rund die Hälfte ab. Den Vögeln fehlt es dabei oftmals an Lebensraum und Nahrung. Deshalb unterstützen wir das Engagement der evangelischen Kirche der Pfalz, ihre rund 1.500 Gebäude und dazugehörigen Flächen umzugestalten, um die Artenvielfalt vor Ort zu erhöhen“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder. Am heutigen Freitag erfolgte der Start für dieses Projekt aus Mitteln der Aktion Grün mit einer Zuwendung in Höhe von rund 302.000 Euro. Die Förderlaufzeit beträgt dabei drei Jahre und umfasst das gesamte Projekt „Käferkarawane – Artenvielfalt in Kirchengemeinden“, bei welchem Gemeinden sensibilisiert und begeistert werden sollen, auf ihren Flächen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zu ergreifen. So sollen die Flächen rund um Kita, Kirche oder Gemeindehaus bis hin zu gemeinsam genutzten Gärten möglichst strukturreich und naturnah sein.
Den Start machte an diesem Freitag das Pfarramt Pleisweiler-Oberhofen, in dessen Garten unter anderem eine Vogelschutzhecke angelegt wird. Pfarrerin Angela Fabian sagte: „Wir wollen auf unserem Gartengelände mehr Lebensraum schaffen für Vögel und Insekten und dadurch beitragen, die Vielfalt in der wunderbaren Schöpfung Gottes zu erhalten. In einem Gottesdienst im Grünen und in der Konfirmandenarbeit wollen wir das Thema u.a. aufgreifen und dafür sensibilisieren.“
Die Gründe für den Artenschwund sind vielfältig und reichen von der Zerschneidung der Landschaft über Flächenversiegelung bis hin zu monotonen Agrarlandschaften, in denen es kaum Blühflächen und Rückzugsmöglichkeiten wie Hecken und Feldraine für Tiere gibt. Aber auch in Siedlungen fehlt es oft an naturnahem Grün mit Wildkräutern und einem ganzjährigen Blühangebot für Insekten, die zum einen wichtige Nahrungsquelle für viele Vögel, Fledermäuse und Amphibien sind und andererseits einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung unserer Wild- und Nutzpflanzen leisten. Deshalb sei jede grüne Insel wichtig, so Eder. Bei der Veranstaltung betonte sie auch den Aspekt, „naturnah“ auch in Form von Bildungsarbeit zu vermitteln. So sei beispielsweise nicht jede Blühpflanze automatisch gut für Insekten, da gerade nicht-heimische Arten nicht von Wildbienen angenommen werden. Oder etwa, dass Grünflächen erst nach der Blüte gemäht werden, um Insekten zu schonen und dass Laub nicht Unordnung, sondern beispielsweise einen Unterschlupf für Igel bedeuten würde: „Bei meinen Besuchen vor Ort in den Kirchengemeinden weise ich auf die Bedürfnisse von Flora und Fauna hin. Das Interesse an diesem Projekt ist groß und ich versuche, mit individuellen Lösungen vor Ort neue Sichtweisen auf die Schönheit der Natur zu ermöglichen“, so Désirée Winkler, Referentin im Projekt „Käferkarawane – Artenvielfalt in Kirchengemeinden“.
„Wir unterstützen gerne Projekte wie dieses sowohl finanziell als auch fachlich, damit die einzelnen Schritte hin zu mehr Artenvielfalt möglichst effektiv sind. So setzen Aktion-Grün-Projekte beispielsweise auf heimische Pflanzenarten aus ökologischem Anbau, verwenden torffreie Erde, um das Klima zu schonen und schaffen oft Sonderbiotope, wie Trockenmauern, die beispielsweise für Eidechsen wichtig sind. Interessierten Gemeinden zeigen wir leicht umsetzbare Maßnahmen, bei denen auch Ehrenamtliche mit einbezogen werden können“, so Eder und weist auf das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel hin, die Biodiversität zu erhöhen. „2015 hat die Landesregierung die Biodiversitätsstrategie verabschiedet. Mit ihr haben wir uns verpflichtet, in den kommenden Jahren die biologische Vielfalt im Land zu schützen und zu stärken. Kern ist es, Lebensräume zu erhalten und zu verbinden und dem Artensterben entgegenzuwirken. Dabei starten wir neue Projekte oder knüpfen an gestartete Projekte an und setzen diese fort. Was mit solchen Vorbildprojekten der Aktion Grün umgesetzt wird, steigert die positive Wahrnehmung des Naturschutzes in besonderem Maße und stärkt darüber hinaus die lokale und regionale Identität.“
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Aktion Grün