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Katrin Eder: „Bienwald wird als Naturschutzgroßprojekt weiter für Artenvielfalt und Regionalentwicklung gefördert“

Förderung des Bundes nach 17 Jahren ausgelaufen / Seither zahlreiche Maßnahmen zum Erhalt von Auwäldern, Sanddünen und anderen Biotopen umgesetzt
Katrin Eder mit den Landräten Fritz Brechtel und Dietmar Seefeldt sowie BfN Vizepräsident Thomas Graner
Katrin Eder mit den Landräten Fritz Brechtel und Dietmar Seefeldt sowie BfN Vizepräsident Thomas Graner
Beweidungsprojekt mit Eseln im Bienwald
Beweidungsprojekt mit Eseln im Bienwald
Lautermoor im Bienwald
Lautermoor im Bienwald

„Der Bienwald beherbergt einen immensen Schatz an Artenreichtum und bietet zahlreichen Arten einen Lebensraum. Er verbindet zudem die Biotope in den Rheinauen mit dem Pfälzerwald und ist damit beispielsweise für wandernde Arten, wie die Wildkatze, bedeutsam. Von Sanddünen über moorige Gebiete bis hin zu Auwäldern und Streuobstwiesen bietet der Bienwald selbst vielfältigste Lebensräume. Deswegen müssen wir ihn mit all seiner Vielfalt erhalten. Das kommt nicht nur seltenen Arten wie der Wildkatze, Mittelspechten oder der Bachmuschel, sondern auch dem gesamten Ökosystem Wald und uns Menschen zugute: Etwa, indem man in den Auwäldern versucht, das Wasser zu halten. Oder indem der Bienwald für viele Menschen eine Oase der Erholung ist. Der Wald wiederum profitiert davon, dass artenreiche Wälder sich besser an Veränderungen anpassen können und insgesamt widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise sind“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder. „Für uns als Land ist es klar, dass wir dieses Naturschutzgroßprojekt weiter fördern wollen und damit einen Beitrag zur Einhaltung der Ziele der Biodiversitätsstrategie sowie zur Regionalentwicklung beitragen.“ 

Am heutigen Freitag fand dazu eine Abschlussfeier der Projektlaufzeit statt. Insgesamt haben Bund, Land und die beiden Landkreise als Projektträger seit Beginn der Umsetzungsphase im Jahr 2009 rund zehn Millionen Euro in das Vorhaben investiert. Davon wurden anteilig 70 Prozent Bundesmittel aus dem Bundesprogramm „chance.natur“, 20 Prozent Landesmittel und zehn Prozent Mittel der beiden Landkreise eingesetzt.  

Während dieser Zeit wurden zahlreiche Maßnahmen im Wald, im Offenland und am Wasser ergriffen, um die unterschiedlichen Lebensräume im Bienwald zu erhalten und zu fördern. So wiesen die Forstleute von Landesforsten Rheinland-Pfalz beispielsweise 10.000 Alt- und Biotopbäume aus, pflanzten auf 50 Hektar Eichen in einem Naturwald und nahmen eine Waldfläche von rund 1680 Hektar komplett aus der Bewirtschaftung. 

Neben den letzten Bachauenwäldern in Süddeutschland gibt es im Bienwald auch lichte Trockenwälder. Diese werden beispielsweise durch eine gemischte Herde aus Ziegen, Eseln und Schafen beweidet und somit offengehalten. Die Tiere sorgen dafür, dass sich Neophyten wie Spätblühende Traubenkirsche oder Kermesbeere weniger stark ausbreiten können. 

Auch an den Bachläufen wurden die Forstleute und Naturschützerinnen und Naturschützer aktiv: Um die Gewässer und Auen naturnah zu erhalten oder wieder in einen naturnahen Zustand zu versetzen, wurden Gewässerrandstreifen und Stillgewässer angelegt. Somit bleibt mehr Wasser in der Landschaft, was zur Anpassung an den Klimawandel beiträgt. Das dient neben Insekten auch Amphibien, von denen alle 16 Arten in Rheinland-Pfalz auch im Bienwald vorkommen.

Eine besondere Herausforderung im Offenland waren die drei Flurbereinigungsverfahren. Ziel war auch die naturschutzgerechte Landbewirtschaftung, die Erhöhung des extensiv genutzten Grünlandanteils und die Einrichtung einer halboffenen Weidehaltung. Nun blühen auf wenig gedüngten, feuchten Wiesen seltene Orchideenarten. „Mir ist es immer wichtig, in enger Kooperation mit der Land- und Forstwirtschaft sowie den beteiligten Kommunen die erarbeiteten Konzepte zum Erhalt dieser wertvollen Biotope sowie zur Regionalentwicklung, zur Förderung der Naherholung und des nachhaltigen Tourismus dauerhaft umzusetzen. Das wollen wir auch in Zukunft so handhaben. Dazu tragen Vereinbarungen zwischen dem Projekt, Landesforsten und dem Naturschutz bei, in denen wir uns seitens des Landes verpflichten, uns im Rahmen des Folgemanagements an der Folgepflege zu beteiligen. Für die Offenhaltung der Trockenwälder, in denen sich charakteristische Sanddünen befinden, können wir bereits 80.000 Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre zusichern“, so Eder.

Steckbrief zum Bienwald

Der Bienwald ist 18.000 Hektar groß, wobei 12.000 Hektar Waldfläche sind. Diese sind in Besitz von Landesforsten Rheinland-Pfalz. Der Bienwald liegt in den Landkreisen Germersheim und Südliche Weinstraße und grenzt unmittelbar an die Landesgrenze zu Frankreich an. Im Projektgebiet leben zahlreiche Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Mehr als 2.200 Käferarten, darunter ein Drittel aller Laufkäferarten Deutschlands. 143 Vogelarten, wovon 120 Arten im Gebiet regelmäßig brüten, 15 Fledermausarten und damit 75 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Arten, 46 Libellenarten, darunter die Hälfte aller in Deutschland lebenden Arten. 

Von besonderer Bedeutung sind Populationen der Europäischen Wildkatze, des Ziegenmelkers und der Spechte, darunter die größte Mittelspecht-Population in Rheinland-Pfalz. Ebenso alle 16 in Rheinland-Pfalz vorkommenden Amphibien-Arten, vom Laubfrosch bis zum Springfrosch. Von nationaler Bedeutung sind auch die noch großen Bestände der Bachmuschel in der Bruchbach-Otterbach-Niederung. Und auf den feuchten und wenig gedüngten Wiesen blühen seltene Orchideen und andere gefährdete Pflanzenarten.
Das Land Rheinland-Pfalz ist aktuell an vier Naturschutzgroßprojekten (NGP) beteiligt. Neben dem NGP Bienwald sind dies das NGP „Obere Ahr – Hocheifel“, das NGP „Bänder des Lebens“ in der Nationalparkregion und das NGP „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“. Die Naturschutzgroßprojekte werden aus dem Bundesprogramm „chance.natur“ gefördert. Mit dem Programm verfolgt der Bund das Ziel, herausragende repräsentative Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern.

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