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Katrin Eder: „Auch in Rheinland-Pfalz wird Wasser immer kostbarer“

Klimaschutzministerin stellte Lagebild über die Trinkwasserversorgung und den Hochwasserschutz von Rheinland-Pfalz auf einer Podiumsdiskussion in Brüssel vor und appelliert an EU-Kommission bei Klimaschutz und Klimaanpassung nicht nachzulassen
Podiumsdiskussion in der Landesvertretung in Brüssel mit Klimaschutzministerin Katrin Eder
Podiumsdiskussion in der Landesvertretung in Brüssel mit Klimaschutzministerin Katrin Eder

„Der Klimawandel fordert unsere Gewässer stark heraus. Auf der einen Seite gibt es eine Zunahme an Extremereignissen mit zu viel Wasser, wie wir beispielsweise bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder auch bei den Hochwassern an Pfingsten gesehen haben. Weniger sichtbar, aber nicht minder besorgniserregend, ist auf der anderen Seite der Rückgang der Grundwasserneubildung, die im Landesschnitt in den letzten 20 Jahren um etwa 25 Prozent abgenommen hat – in einzelnen Regionen von Rheinland-Pfalz sogar bereits um 40 Prozent. Rheinland-Pfalz ist ein wasserreiches Land, doch auch hier wird Wasser – und damit auch Trinkwasser – immer kostbarer“, sagte die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder im Rahmen der Veranstaltung „Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz – Wie ist die Lage in Europa und Rheinland-Pfalz?“ am gestrigen Montagabend in der Landesvertretung in Brüssel.

Die Veranstaltung stellte Herausforderungen und Beispiele aus Rheinland-Pfalz in Brüssel vor – auch um einen Appell an die neue EU-Kommission zu senden bei Klimaschutz und Klimaanpassung nicht nachzulassen. Etliche wichtige Akteurinnen und Akteure aus dem Europäischen Parlament, der EU-Kommission, der Wirtschaft und Wissenschaft besuchten die Veranstaltung, um über die Wasserpolitik in der EU und in Rheinland-Pfalz zu diskutieren.

In Rheinland-Pfalz sind die Auswirkungen des Klimawandels sichtbare Realität: Hitze- und Dürreperioden fordern Wälder, Böden, Felder und Flüsse heraus – im schlimmsten Fall bis hin zu trockengefallenen Bächen und Fischsterben. Die neuesten Modellrechnungen im Verbundprojekt KLIWA – einem Kooperationsprojekt von Rheinland-Pfalz gemeinsam mit Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland und Thüringen, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft untersucht – prognostizieren bis zum Jahr 2100 eine Zunahme an Hochwasserabflüssen von über 30 Prozent. Nördlich der Mosel sowie im Nahe-Einzugsgebiet müsse sogar mit einer Zunahme von mehr als 40 Prozent gerechnet werden. Zugleich zeigten die Modelle auch, dass Niedrigwasserabflüsse deutlich – in einigen Gebieten um bis zu 60 Prozent – abnähmen und sich Niedrigwasserphasen verschärften. Steigende Wassertemperaturen ließen zudem ein Aussterben beispielsweise der Bachforelle in einigen Naturräumen befürchten und hätten zugleich eine Zunahme invasiver Arten und Algenarten, wie der potenziell giftigen Blaualge, zufolge, so die Prognosen.

„Diesen erschreckenden Prognosen müssen wir entgegenwirken. Das tun wir in Rheinland-Pfalz mit unserem kürzlich vorgestellten Zukunftsplan Wasser. Der Zukunftsplan Wasser definiert zwölf Handlungsschwerpunkte mit insgesamt 144 Maßnahmen für einen nachhaltigen Grundwasserschutz, eine langfristige Trinkwasserversorgung, Vorsorge vor Extremwetterereignissen sowie dem Schutz unserer Infrastruktur. Mithilfe unseres Pakts zur resilienten Wasserversorgung – den wir mit mehr als 80 Prozent der rheinland-pfälzischen Wasserversorger geschlossen haben – und einem 30 Millionen Euro schweren Sonderförderprogramm, das wir aus dem Wassercent speisen, leiten wir Maßnahmen in die Wege, damit auch in Notfallsituationen sauberes und hochwertiges Trinkwasser aus der Leitung kommt“, so Katrin Eder. 

Jutta Paulus, Mitglied des Europäischen Parlaments, sagte: „Das kürzlich verabschiedete EU-Renaturierungsgesetz kann den Hochwasserschutz erheblich stärken, indem es die natürlichen Funktionen von Flüssen, Auen und Mooren wiederherstellt. Dennoch bleibt der Zustand unserer Gewässer besorgniserregend, da sie weiterhin durch Pestizide und Chemikalien belastet sind. Der hohe Anteil an Schadstoffen ist das traurige Erbe einer gescheiterten Agrarpolitik. Gerade vor dem Hintergrund des Rechtsrucks in Europa müssen wir für den Erhalt wichtiger Umweltstandards kämpfen. Hierfür bildet die EU-Strategie zur Wasserresilienz gute Chancen, die Trinkwasserversorgung und den Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz zu fördern.”

Prof. Dr. Ing. Holger Schüttrumpf, Direktor des Lehrstuhls und Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen sagte: „Wir müssen heute für morgen planen. Eine wirksame Klimaanpassungsstrategie im Hochwasserschutz benötigt differenzierte Hochwasserschutzkonzepte für verschiedene Schutzlevel unter Nutzung baulicher und naturbasierter Maßnahmen. Dazu gehören innovative Frühwarnsysteme, sozioökonomische Aspekte und Versicherungsschutz aber auch eine risikobasierte Raumplanung mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen wie beispielsweise mehr Raum zur natürlichen Entfaltung der Flüsse. So verbessern wir Hochwasser- und Naturschutz gemeinsam.“

Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier, erläuterte zur Wichtigkeit von regionalen Verbundnetzen und dem Einsatz erneuerbarer Energien in der Trinkwasserversorgung: „Die Vernetzung unterschiedlicher Gewinnungsgebiete über Verbundsysteme bietet die Chance, das Angebot von Talsperren- und Grundwasserdargeboten in unserer Zielregion optimal zu bewirtschaften und so klima-bedingte Versorgungsengpässe auszugleichen. Wir bewirtschaften das Dargebot dynamisch und stellen die grüne Energieversorgung vorausschauend sicher – beides mittels KI. So können wir Versorgungssicherheit, Ökologie und Ökonomie im Sinne der Bürgerinnen und Bürger optimal miteinander vernetzen.“

Umweltministerin Katrin Eder fügte hinzu: „In Rheinland-Pfalz gewährleisten wir an oberirdischen Gewässern so weit wie möglich natürliche und schadlose Abflussverhältnisse und beugen insbesondere durch Rückhaltung des Wassers in der Fläche der Entstehung von nachteiligen Hochwasserfolgen vor. Jedoch ist der Klimawandel nicht allein eine technische Herausforderung. Auch rechtlich betrachtet ergeben sich zahlreiche Fragestellungen. Daher begrüße ich die erstmalige Berufung einer EU-Kommissarin für Wasserresilienz. Mit dem Start der neuen EU-Kommission sollte die angekündigte Strategie für die Wasserresilienz jetzt zügig vorgelegt werden.“

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