„Dieses auch in Rheinland-Pfalz populäre Pestizid steht unter Verdacht, Fehlbildungen bei Embryonen auszulösen. Statt die Zulassung von Glyphosat zu verlängern, muss die Wirkungsweise des Stoffes dringend auf den Prüfstand gestellt werden“, sagte Höfken am Donnerstag in Mainz. Bei einer Veranstaltung des Umweltministeriums stellte der argentinische Embryologe Professor Andrés Carrasco seine alarmierenden Forschungsergebnisse vor, wonach Roundup/Glyphosat Fehlbildungen bei Embryonen von Amphibien und Hühnern verursache.
Professor Carrasco wies darauf hin, dass schwere Missbildungen bereits bei niedrigsten Glyphosat-Konzentrationen auftreten. Aufgrund der großen Ähnlichkeit der frühen Embryonalentwicklung bei allen Wirbeltieren seien die in seinen Studien beobachteten Auswirkungen auf Amphibien durchaus auf den Menschen übertragbar. Der Anstieg der Rate von Fehlgeburten, Missbildungen und Krebs bei Kindern in Argentinien um ein Vielfaches in den vergangenen zehn Jahren bestätige das auf traurige Weise. Glyphosat überwinde nachweislich die Blut- und Plazentaschranke und kann sich in embryonalen Zellen anreichern. Auch den Einwand, nur die Beistoffe (Netzmittel) seien besonders giftig, konnte Carrasco widerlegen, da er reines Glyphosat ohne Zusätze verwendete. Das heißt: Auch europäisches Roundup ist gesundheitsschädlich, selbst wenn es anders zusammengesetzt ist, als die Produktvarianten in Südamerika.
Der steigende Einsatz von Glyphosat steht in Verbindung mit dem weltweit stark zunehmenden Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, die gegen das Mittel resistent sind. Auch in Deutschland ist Glyphosat das mit Abstand am häufigsten ausgebrachte Pestizid: Im Jahr 2010 wurden hierzulande ca. 5000 Tonnen des Wirkstoffs eingesetzt, das sind rund 15 Prozent der insgesamt verbrauchten Menge von Pflanzenschutzmitteln. In Rheinland-Pfalz wird Glyphosat im Ackerbau und in Sonderkulturen eingesetzt. Sehr verbreitet ist auch die Anwendung in Haus- und Kleingärten.
Umweltministerin Höfken wies darauf hin, dass die Forschungsergebnisse von Prof. Carrasco und anderen Wissenschaftlern im Gegensatz zu den Bewertungen von Glyphosat durch die europäischen und deutschen Zulassungsbehörden stehen, die keine gesundheitliche Gefährdung sehen. Verboten hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit allein, dass bestimmte Glyphosatmittel, die so genannte Tallowamine enthalten, auf Futtermittelkulturen ausgebracht werden. „Demnächst steht die Neubewertung von Glyphosat durch die EU an. Dabei müssen alle Forschungsergebnisse in die Bewertung einbezogen werden“, forderte die Ministerin.
Zumal in importierten Futtermitteln Rückstände von Glyphosat gefunden wurden, hat Höfken Untersuchungen vor Ort veranlasst. „Die bislang vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass in Rheinland-Pfalz erzeugte Futtermittel kein Glyphosat enthalten. Dies belegt einen sorgfältigen Umgang der Landwirtschaft mit dem Stoff.“ In importiertem Sojaextraktionsschrot sei hingegen Glyphosat gefunden worden. Die Mengen seien aber unter dem zulässigen – allerdings sehr hohen - Grenzwert gelegen. Die Umweltministerin rief dazu auf, den sicheren Umgang mit dem Pestizid stärker zu thematisieren.