73 Prozent der Waldbäume in Rheinland-Pfalz sind geschädigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der schwach geschädigten Bäume auf 48 Prozent sowie der deutliche geschädigten Bäume auf 25 Prozent jeweils leicht angestiegen. „Während sich der Kronenzustand der Buche deutlich verbessert hat, sind die Kronen der Eiche, Fichte, Lärche und Esche lichter geworden“, so Umweltministern Ulrike Höfken am Donnerstag bei der Vorstellung des Waldzustandsbericht 2015 in Mainz. Vor dem Hintergrund des Weltklimagipfels in Paris wies die Ministerin darauf hin, dass sich die globale Erderwärmung im rheinland-pfälzischen Wald bereits deutlich bemerkbar mache. Die Vegetationszeit von Mai bis September sei in den vergangenen drei Jahrzehnten zu warm und zu trocken gewesen. Die extreme Hitze und Trockenheit dieses Sommers habe die Waldbäume darüber hinaus gestresst und geschwächt, was sie im kommenden Jahr anfälliger für Borkenkäfer und andere Schädlinge mache. Die Ministerin verwies auf Modellrechnungen, wonach die Klimaschäden der rheinland-pfälzischen Forstwirtschaft in Zukunft jährliche Einnahmeverluste zwischen 16 und 21 Millionen Euro bescheren könnten.
„Wir müssen unsere Wälder fit machen für den Klimawandel“, sagte Höfken und verwies auf ihre Waldpolitik: Neben der naturnahen Forstwirtschaft im Land seien der neue Nationalpark Hunsrück-Hochwald, die Ausweisung weiterer Wildnisgebiete und die weitgehend abgeschlossene FSC©-Zertifizierung des Staatswaldes Beiträge zum Klimaschutz und zum Erhalt der natürlichen Artenvielfalt. Zudem leiste Rhein-land-Pfalz mit der konsequenten Umstellung von fossilen Energien auf Erneuerbare seinen Beitrag zur Energiewende und damit zum weltweiten Klimaschutz – übrigens auch durch den naturverträglichen Ausbau der Windkraft im Wald.
Höfken, die von Sonntag an als Vertreterin der Bundesländer an den Klimaverhandlungen in Paris teilnehmen wird, hob die Funktion des Waldes als natürlicher CO2-Speicher hervor: „Der Wald in Rheinland-Pfalz speichert rund 280 Millionen Tonnen CO2, das sonst in die Atmosphäre entweichen würde.“ Dies gelte auch für Holz als Baustoff, dessen Verwendung die Landesregierung voran treibe und damit gleichzeitig die Wertschöpfung in den ländlichen Räumen erhöhe.
„Während der Klimawandel unseren Wäldern zu schaffen macht, sind die Luftschadstoffe seit Jahren rückläufig. Hier zeigt die Luftreinhaltepolitik Erfolge“, stellte die Ministerin fest. Durch die zunehmend wärmeren Sommer sei allerdings die Ozonbelastung des Waldes langfristig erhöht. Ozon bilde sich an heißen Tagen insbesondere durch Stickoxid- und Kohlenwasserstoff-Emissionen aus dem Straßenverkehr, Kraft-werken und Industrieprozessen. „Darunter leidet die Gesundheit der Menschen genauso wie die der Bäume“, so Höfken.
Weitere Anstrengungen seien vor allem zur Reduktion der Stickstoffemissionen notwendig: „Dazu muss der Bund den Ländern neue Instrumente in die Hand geben.“ Rheinland-Pfalz setze sich dafür auch vor dem Hintergrund des VW-Abgasskandals aktuell auf Bundesebene ein.
Für den vorliegenden Waldzustandsbericht haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landesforsten unter Federführung der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Trippstadt die Kronen von mehr als 4000 Bäumen begutachtet. Diese gelten als Fieberthermometer: Je lichter die Krone, desto kranker der Baum. Um ein umfassenderes Bild der Waldgesundheit zu zeichnen, wurden in den Bericht auch die Themenfelder Wald und Klimawandel, Waldentwicklung und Biodiversität, Wildschäden und Zertifizierung der Forstbetriebe aufgenommen.
Der Waldzustandsbericht im Internet: <link http: www.wald-rlp.de forschungsanstalt-fuer-waldoekologie-und-forstwirtschaft veroeffentlichungen waldzustandsbericht.html>www.wald-rlp.de/forschungsanstalt-fuer-waldoekologie-und-forstwirtschaft/veroeffentlichungen/waldzustandsbericht.html
Zahlen und Fakten zum Wald in Rheinland-Pfalz
• Waldgröße: 42 Prozent der Landesfläche sind bewaldet, das entspricht 840.000 Hektar
• Waldbesitzer: Rund die Hälfte des Waldes befindet sich im Besitz der Kommunen, jeweils ein Viertel des Waldes ist in staatlicher und privater Hand
• Waldstruktur: Der Laubbaumanteil liegt bei fast 60 Prozent; 27 Prozent der Wälder sind über 100 Jahre alt
• Baumarten: Die Buche ist mit einem Anteil von knapp 22 Prozent die häufigste Baumart in Rheinland-Pfalz, der Eichenanteil beträgt 20 Prozent und der Fichtenanteil 19,5 Prozent