Eröffnet wurde gleichzeitig das Besucher- und Informationszentrum „Mosellum – Erlebniswelt – Fischpass Koblenz“. „Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer durchgängigen Mosel. Unser Ziel ist, dass diese wirtschaftlich bedeutsame Wasserstraße auch wieder von Lachsen, Aalen und anderen Fischarten durchwandert werden kann. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer biologischen Artenvielfalt“, sagte Höfken. Die Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen wieder herzustellen sei eine neue Herausforderung für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Die Ministerin bedankte sich beim Bund und bei der Bauherrin, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, für die gute Zusammenarbeit.
Für Fische sind die Wanderungen zu ihren Laichplätzen flussaufwärts lebensnotwendig. Ziel der Landesregierung ist deshalb die Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern, was auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie einfordert. Die Mosel spielt dabei eine besondere Rolle, da sie und ihre Nebengewässer im Einzugsgebiet des Rheins die größten Laich- und Jungfischhabitate aufweisen. In den Jahren 1958 bis 1964 war der Fluss zu einer Schifffahrtsstraße mit 14 Staustufen ausgebaut und damit wandernden Fischen versperrt worden.
„Ich bin zuversichtlich, dass an der Mosel die Vision eines durchgängigen Gewässers in überschaubarer Zeit Realität wird“, sagte Umweltministerin Höfken. Der Koblenzer Fischpass sei die erste von insgesamt zehn Fischwechselanlagen bis Trier, die in den kommenden Jahren neu gebaut werden. Das Bundesverkehrsministerium finanziert diese Projekte als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen für den aktuellen Ausbau der Mosel-Staustufen um zweite Schleusenkammern. 5,3 Millionen Euro hat allein die Erneuerung des Fischpasses Koblenz gekostet, der mit seinen 39 Becken eine Höhendifferenz von 6,5 Metern überwindet. Bei der Anlage handelt es sich um eine der modernsten und aufwändigsten bundesweit: Sie ist mit einer Überwachungskamera ausgestattet, die auf- und abwanderungswillige Fische aufzeichnet. In einer Fang- und Zählanlage können Fische vorübergehend unter wissenschaftliche Beobachtung gestellt werden. RWE hat in den Fischpass eine zusätzliche Turbine eingebaut, die auch den Strom für das Mosellum produziert.
„Das Mosellum ist ein umweltpädagogischer Glücksfall, weil Besucherinnen und Besucher dort hautnah erleben können, wie Gewässerökologie, Schifffahrt und Wasserkraft zusammen hängen“, erklärte Umweltministerin Höfken. Auf mehreren Etagen machen interaktive Ausstellungselemente die Mosel, ihre Landschaft und die Fischwelt lebendig. Für Aktionen zur Umweltbildung, zum Beispiel das Grüne Klassenzimmer, gibt es einen separaten Raum. Von der Dachterrasse aus blicken Besucher aus der Vogelperspektive in die Becken des Fischpasses und durch drei Fenster im Untergeschoss direkt in den Fischpass hinein.
Die Ministerin lobte auch die Architektur des energieautarken und Hochwasserangepassten Gebäudes, das mit seinem geschwungenen Dach und der an Fischschuppen erinnernden Fassade ein Blickfang sei. 2,4 Millionen Euro hat das Land in den Bau investiert. Für die Bevölkerung ist das Mosellum ab Samstag, 1. Oktober 2011, 10 Uhr geöffnet.
Mehr Information unter <link http: www.mosellum.rlp.de>www.mosellum.rlp.de
Hintergrund zur Renaturierung von Fließgewässern
Gewässer und ihre Auen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen. Mit der „Aktion Blau Plus“ investiert die Landesregierung von Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2015 rund 110 Millionen Euro in die Gewässerentwicklung. Das Programm ist ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die das Land dazu verpflichtet, eine gute Qualität der Fließgewässer herzustellen. Bislang sind in Rheinland-Pfalz 27 Prozent der Fließgewässer in einen guten Zustand. Im Bundesdurchschnitt wird nur bei 10 Prozent der Fließgewässer diese Anforderung erfüllt. Dies ist auch ein Erfolg der „Aktion Blau“, die bereits 1995 gestartet wurde: Mit einem Investitionsvolumen von 177 Millionen Euro wurden seither 920 Renaturierungsprojekte an Flüssen umgesetzt und 780 Bachpatenschaften initiiert.
Zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Rheins hat die Internationale Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) das Programm „Lachs 2020“ ins Leben gerufen, das von der Rheinministerkonferenz als „Masterplan Wanderfische“ fortgeschrieben wurde. Der Lachs als „prominentester“ Langdistanzwanderfisch steht dabei symbolisch für die gesamte Lebensgemeinschaft des Gewässers. In Abstimmung mit den Nachbarstaaten Luxemburg und Frankreich benennt daher das in den Internationalen Kommissionen zum Schutze von Mosel und Saar (IKSMS) abgestimmte Programm die Mosel als eines der Gewässer, an denen die Durchgängigkeit vorrangig wieder herzustellen ist.
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Gewässerschutz