Am kommenden Montag, 22. Juli, beginnt die diesjährige Waldzustandserhebung in Rheinland-Pfalz. Verantwortlich hierfür sind die Forstleute der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt. „Wenn nächste Woche die Experten der Forschungsanstalt mit ihrer Waldzustandserhebung beginnen, werden sie mit einem mulmigen Gefühl in den Wald gehen. Nicht nur ich, auch die Forstleute und Bürgerinnen und Bürger machen sich große Sorgen um unseren Wald“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken heute in Mainz. „Umso wichtiger ist ein regelmäßiges und standardisiertes Monitoring, das uns Auskunft gibt darüber, wo es dem Wald gut geht, wo er geschwächt und wo er sogar geschädigt ist. Dabei werden nicht nur die am häufigsten vorkommenden Baumarten wie Buche, Eiche, Fichte und Kiefer untersucht, sondern auch Baumarten wie Douglasie, Lärche, Hainbuche oder Esche in den Blick genommen.“
In diesem Jahr werden mit besonderer Aufmerksamkeit die Folgen der Trockenheit des Vorjahres zu untersuchen sein. Die Waldzustandserhebung erfasst flächenrepräsentativ die Vitalität der Waldbäume anhand ihres Kronenzustandes und dazu alle offensichtlichen Schäden mit ihrer Ursache wie zum Beispiel Dürre, Borkenkäfer, Raupenfraß oder Pilzbefall. Im übergeordneten Monitoringprogramm an ausgewählten, intensiv untersuchten Waldflächen werden darüber hinaus natürliche Belastungen wie extreme Witterung oder vom Menschen verursachte Belastungen wie Schadstoffeinträge gemessen und deren Einfluss auf die Waldökosysteme untersucht. Dabei werden auch Vorsorgemaßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung vitaler und leistungsfähiger Wälder entwickelt. „
Bei der ersten Erhebung im Jahr 1984 standen Schäden durch Luftschadstoffeinträge und ‚Sauren Regen‘ im Vordergrund“, erinnert sich die Forstministerin. „Es zeigte sich dabei jedoch schnell, dass zur Beurteilung der Waldschäden möglichst viele vom Menschen verursachten und von der Natur gegebene Belastungsfaktoren für den Wald berücksichtigt werden müssen.“ Aus diesem Grund wurde das Monitoring nach und nach auf Witterungsextreme, Insektenfraß, Pilzbefall und ihr Einfluss auf die vielfältigen Waldfunktionen ausgeweitet. „So wurde die Waldzustandserhebung im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt und zu einem der umfangreichsten und langfristigsten Umwelt-Monitoringprogramme überhaupt“, so Höfken. In den vergangenen Jahren gewann der Einfluss des Klimawandels an Bedeutung. „Im Jahr 2018 zeigte die Waldzustandserhebung erhebliche Schäden durch Trockenstress und Borkenkäfer: 84 Prozent der Bäume in unseren Wäldern sind geschädigt, die Prognosen der Forstleute lassen für dieses Jahr keine Besserung erwarten.“
Hintergrund
- Zu Beginn der Erhebung treffen sich die mit den Außenaufnahmen betrauten Forstleute und besprechen den Ablauf der Erhebung sowie die Merkmale zur Beurteilung des Kronenzustandes bei den einzelnen Baumarten. Außerdem üben sie einen gemeinsamen Beurteilungsmaßstab ein. Insbesondere der Kronenzustand der Bäume wird an Beispielsbäumen gemeinsam beurteilt. Auf diese Weise wird die Erhebung einheitlich durchgeführt und die ermittelten Daten sind vergleichbar und aussagekräftig.
- In Rheinland-Pfalz werden auf einem systematischen Raster von 4 x 12 Kilometer an etwa 168 Aufnahmepunkten knapp 4.000 Bäume begutachtet. Mit eingeschlossen sind dabei die Aufnahmepunkte der deutschlandweiten und europaweiten Waldzustandserhebung (sogenanntes „Level I Monitoring“). An jedem Aufnahmepunkt sind 24 Bäume für die Erhebung markiert. Ein hoher Anteil dieser Bäume wurde bereits bei der ersten Waldzustandserhebung 1984 ausgewählt und seitdem regelmäßig begutachtet.
- Auf Basis einer Verwaltungsvereinbarung wird auch die Waldzustandserhebung im Saarland von der FAWF Rheinland-Pfalz in Trippstadt mit koordiniert und durchgeführt. Dabei werden im Saarland rund 2.300 Bäume an 97 Aufnahmepunkten in einem 2 x 4 Kilometer großem Raster begutachtet. Die erhobenen Daten werden an der FAWF ausgewertet und ein Waldzustandsbericht für das Saarland erstellt.
- Die Außenaufnahmen werden in diesem Jahr voraussichtlich bis zum 9. August abgeschlossen sein. Die Ergebnisse werden mit dem Waldzustandsbericht Ende des Jahres vom Forstministerin Ulrike Höfken im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.