„Bei der Waldbewirtschaftung wird der Boden hinsichtlich des Klimawandels und des Artensterbens immer wichtiger: Für den Klimaschutz als CO2-Senke, für den Wasserrückhalt, für die Versorgung mit sauberem Wasser und für den Schutz der Artenvielfalt. Zudem sind gesunde Böden die Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit der Wälder an die Auswirkungen der Erderhitzung. Sie sind das Fundament des Waldes. Deshalb müssen wir alles daransetzen, sie noch mehr zu schützen und ihre Funktionen zu erhalten“, sagte Umweltministerin Katrin Eder anlässlich eines Besuchs eines fachübergreifenden Workshops zum Thema Holzrücken mit Pferden am forstlichen Bildungszentrum Hachenburg.
Hier diskutierten unter anderem Georg Schirmbeck, Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), Sabine Yacoub, Landesvorsitzende des BUND, Cosima Lindemann, Landesvorsitzende des NABU, Elmar Stertenbrink, Bundesvorsitzender der Interessensgemeinschaft Zugpferde e. V. sowie die erste Beigeordnete des Westerwaldkreises, Gabriele Wieland, unter anderem darüber, was sich wirtschaftlich, gesellschaftlich und praktisch ändern muss, um den Boden im Wald mehr zu schonen. Eder betonte: „Mir ist es immer wichtig, dass man miteinander, nicht übereinander spricht. Deshalb freue ich mich, dass heute sowohl Vertreterinnen und Vertreter aus Naturschutzverbänden, von Forstunternehmen, Waldbesitzenden und aus der Verwaltung gemeinsam über die wichtige Frage sprechen, wie wir unseren Waldboden schützen können und welchen Beitrag dazu die Waldarbeit mit Pferden leisten kann, aber auch, wo ihre Grenzen sind.“
Neben Pferden auch Seilkräne und Raupen bodenschonend
Neben Bodenseilkränen und Raupen ist der Einsatz von Rückepferden eine Möglichkeit, den Waldboden so wenig wie möglich zu verdichten. Etwa beim Einsatz mit Pferden wird der Boden auf der Größe des Hufabdrucks nur punktuell verdichtet. Dies kann der Boden ausgleichen und überwachsen.
Bei allen Ernteverfahren ist jedoch immer ein Forwarder nötig, also eine Maschine, die die Bäume auflädt und aus dem Wald transportiert. „Ganz ohne den Einsatz schwerer Maschinen, wie eines Forwarders oder Harvesters geht es auch in Zukunft nicht. Wir brauchen den Harvester beispielswiese für eine schnelle Aufarbeitung von Käferholz wie in den vergangenen Jahren. Diese Mengenleistung wäre in der kurzen Zeit mit dem Pferd niemals möglich gewesen. Allein schon aus Tierschutzgründen wäre es unverantwortlich, ausschließlich auf Pferde zu setzen. Aber wir sollten darüber diskutieren, wie wir verschiedene Holzernteverfahren ökologisch und ökonomisch sinnvoll kombinieren können“, so Eder. „Bereits jetzt tun wir viel für den Schutz unserer Böden. Wir befahren diese nicht flächig, sondern ausschließlich auf den Rückegassen. Ein Blick in andere Länder zeigt: Das ist nicht selbstverständlich. Und auch jetzt wird nicht ausschließlich mit dem Harvester geerntet. Auch diese Technik stößt gerade in Hanglagen und in strukturreichen Mischwäldern, wie wir sie wollen, an ihre Grenzen. Bereits jetzt kommen also Seilkräne und vereinzelt auch Rückepferde bei Landesforsten zum Einsatz. Dennoch müssen wir mehr tun, um unsere Böden mit sanfterer Waldtechnik zu schützen. Mit anderen Bundesländern setzen wir uns dafür ein, dass der Einsatz von Pferden für die Waldarbeit über die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) gefördert wird.“
Rückepferde erhöhen Akzeptanz für Holzernte
Bundesweit gibt es nur noch wenige zertifizierte Rückepferde und Holzrücker. Einer von ihnen, Elmar Stertenbrink, Bundesvorsitzender der Interessensgemeinschaft Zugpferde e. V., zeigte bei der Veranstaltung seine Arbeit mit den Tieren im Wald. Der erfolgreiche Forstunternehmer arbeitet seit Jahrzehnten mit Forstwirten und Maschinen. Nach eigenen Angaben sind dessen Auftragsbücher übervoll. Dazu trage vor allem die hohe Akzeptanz der Holzernte mit Pferden in der Bevölkerung bei, selbst wenn dabei zwangsläufig auch Forstmaschinen zum Einsatz kommen.
Die Ausbildung für Mensch und Pferd dauert rund sechs Jahre und verlangt von beiden körperlich viel ab. Anders als Maschinen können Pferde nicht rund um die Uhr, sondern maximal fünf bis sechs Stunden pro Tag eingesetzt werden und brauchen ein bis zwei Ruhetage pro Woche. Die Hangneigung darf außerdem 30 Prozent nicht übersteigen und die Stämme dürfen nicht zu schwer sein.
„Der Wald ist so wichtig wie noch nie zuvor. Er ist eine bedeutende Senke für das Treibhausgas CO2. Auch Holzprodukte speichern bis zu deren Verfall viel CO2. Wir brauchen Holz als klimafreundlichen und schönen Rohstoff. Die Wasserspeicherung, Wasserrückhalt und Grundwasserneubildung stehen mehr denn je im Mittelpunkt. Deshalb müssen wir auch die Grundlage dafür bewahren: gesunde Waldböden“, so Eder.
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Waldbewirtschaftung