„Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt erneut, wie unsere Bäume unter den Auswirkungen der Klimaerhitzung und unter Luftschadstoffen leiden“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag bei der Ergebnisvorstellung der jährlichen Waldzustandserhebung.
„Diese Daten sind ein Hilferuf der Wälder für mehr Klimaschutz. Es muss jeden von uns betroffen machen, dass gerade einmal nur acht Prozent der Buchen und sieben Prozent der Eichen als gesund gelten, also nur rund jeder fünfzehnte Baum dieser Arten. Dabei sind dies jene Baumarten, die bei uns von Natur aus am häufigsten vorkommen.“
Forstleute und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) erfassen jährlich den Gesundheitszustand der Wälder und prüfen rund 3.700 Bäume in ganz Rheinland-Pfalz anhand von bundesweit einheitlichen Kriterien. Dabei begutachten sie unter anderem wie dicht beziehungsweise wie licht die Baumkrone ist, ob Blätter verfärbt sind und ob Fraßschäden von Insekten am Baum vorhanden sind.
Sechs Prozent der Bäume sind vor dem Absterben oder schon tot
Da seit 38 Jahren jedes Mal die gleichen Bäume betrachtet werden, ergibt sich eine wertvolle Datenbasis über die Veränderung des Gesundheitszustands der Wälder. Sind Bäume abgestorben, vermerken die Forstleute das und begutachten künftig nach objektiven Regeln einen Ersatzbaum, meist den Nachbarbaum.
Das war dieses Jahr bei rund sechs Prozent der Bäume der Fall – sie sind so stark geschädigt, dass sie nicht mehr austreiben werden oder bereits tot sind. „Das sind so viele abgestorbene Bäume wie noch nie seit Beginn der Erhebungen. Die Zahlen aus den vergangenen Jahren waren bereits erschreckend. Jetzt sind es über zwei Prozent mehr als 2020 und mehr als dreimal so viele wie in fast allen Jahren vor 2017“, so Eder. „Dazukommt: Der Anteil der zweithöchsten Schadkategorie, also der deutlich geschädigten Waldbäume erreicht mit rund 43 Prozent den nach 2020 zweithöchsten Wert.“
Naturnahe Waldwirtschaft und Klimaschutz helfen den Wäldern
Neben der Klimaerhitzung spielen auch Luftschadstoffe sowie durch den Menschen eingeschleppte Arten, die hier keine natürlichen Gegenspieler haben, eine Rolle. So schädigt ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz, das „Falsche Weiße Stängelbecherchen“, seit einigen Jahren Eschen in massivem Ausmaß. Die Forstleute sprechen bereits von einem „Eschensterben“.
Auch der Borkenkäfer trägt nach wie vor zu den hohen Zahlen an geschwächten, beziehungsweise toten, Bäumen bei. Klimaschutzministerin Eder sagte: „Wir müssen dem Wald eine Entwicklung ermöglichen, mit der er sich an den Klimawandel anpassen kann. Mit unserer naturnahen Waldbewirtschaftung mit laubbaumreichen Mischwäldern sind wir dabei auf einem guten Weg. So können wir unsere Wälder gezielt um fehlende Baumarten ergänzen und den Wald mit all seinen überlebenswichtigen Funktionen, wie sauberer Luft und sauberem Wasser, für uns alle stärken. Das allein wird aber nicht reichen: Wir alle müssen dazu beitragen, den Klimawandel zu stoppen.“
Die Ergebnisse des Waldzustandsberichtes auf einem Blick
- Insgesamt sind 82 % der Bäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern geschädigt. Dieser Wert ist seit dem ersten Dürrejahr 2018 in etwa konstant hoch. 2017 lag der Anteil noch bei 73 Prozent.
- Es gibt 5 Kategorien des Gesundheitszustandes der Bäume. Diese reichen von „ohne Schadmerkmale“ bis „abgestorben“. Der Anteil ab der dritten Schadkategorie, also der deutlich geschädigten Waldbäume, erreicht mit rund 43 Prozent den nach 2020 mit 45 Prozent zweithöchsten Wert, der in den vergangenen 38 Jahren erhoben wurde.
- Dabei sprang der Anteil der stark geschädigten und abgestorbenen Bäume von 4 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 6,1 Prozent, ein bisher nie erreichter Wert! Vor 2018 lag er immer unter 2,5 Prozent.
- Nur noch an gut 8 Prozent der Buchen und an weniger als 7 Prozent der Eichen wurden keine Schadmerkmale gefunden. Lediglich bei der Kiefer wurden insgesamt leichte Verbesserungen des Kronenzustands festgestellt.
- An der Fichte ging der Borkenkäferbefall weiter: Mit 11 Prozent ist die Ausscheiderate das dritte Jahr in Folge überdurchschnittlich hoch.
Schadensursachen
- Extrem belastet wird die aktuelle Situation in unseren Wäldern vom menschenverursachten Klimawandel, vor allem durch die steigenden Temperaturen und Extremwetterereignisse. Obwohl dieses Jahr wieder mehr Niederschläge gefallen sind, konnten sich viele Bäume nicht von den vorherigen Dürrejahren erholen. 2018 bis 2020 fehlten gegenüber dem langjährigen Durchschnitt pro Quadratmeter insgesamt mehr als 250 Liter Niederschlag.
- Auch die menschenverursachte Einschleppung von Neobiota in die Ökosysteme spielt eine Rolle. Ein Beispiel ist das Eschentriebsterben, das von einem Pilz aus Südost-Asien verursacht wird. Da die Eschen in Asien bereits seit Jahrhunderten an diesen Pilz angepasst sind, verursacht er dort, anders als hier, kaum Schäden. Natürliche Gegenspieler des Pilzes konnten sich hier noch nicht etablieren.
- Die Belastung der Wälder durch Luftschadstoffe und durch Stickstoff ist nach wie vor bedeutsam. Zwar sind die Einträge an Schwefel und Schwermetallen deutlich zurückgegangen, doch die Waldböden leiden auch jetzt an einigen Standorten unter Versauerung. So können Nährstoffe nicht gelöst werden, es gibt weniger Regenwürmer, die den Boden lockern und weniger Bodenvegetation, die wiederum Wasser speichern kann. Sind die Bäume ohnehin schon geschwächt, ist dies ein zusätzlicher Stressfaktor.
- Auch Ozon wirkt sich nach wie vor waldschädigend aus. Die Oberseiten besonnter Blätter verfärben sich vorzeitig und verlieren ihre Funktionsfähigkeit.
Den Waldzustandsbericht als PDF Datein finden Sie hier