| Abfallvermeidung

Pilotprojekt „Mehrweg Modell Stadt“: Ergebnisse aus dem Praxistest vorgestellt

Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen Mehrwegangebote, wenn sie einfach sind
Logo Mehrweg Modell Stadt
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der PK "Mehrweg Modell Stadt"
Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der PK "Mehrweg Modell Stadt"

Mehrweg-Getränkebecher für unterwegs schonen Ressourcen, die Umwelt und helfen, Müll zu reduzieren. Um die Rückgabe möglichst einfach zu gestalten, startete die Initiative „Reusable-To-Go“ im Juli 2023 das Pilotprojekt „Mehrweg Modell Stadt“ in Wiesbaden und Mainz. Dieses Vorhaben wurde vom hessischen und rheinland-pfälzischen Umweltministerium unterstützt sowie wissenschaftlich begleitet. Drei Monate lang – von März bis Mai 2024 – boten elf beteiligte Cafés und Bäckereien ihren Kundinnen und Kunden verschiedene Mehrweg-Becher für Heißgetränke an, die sie bei allen 85 beteiligten Betrieben, aber auch an 40 Rückgabe-Säulen im öffentlichen Raum, zurückgeben konnten. Wer den Mehrwegbecher in einem Betrieb zurückgab, bekam einen Euro Pfand direkt zurück. Wer sich für die Rückgabe an einer Rückgabe-Säule entschied, konnte eine App nutzen, das hinterlegte Pfand wurde dann überwiesen.
 
Die Ergebnisse aus Praxis und Wissenschaft stellten die Initiative „Reusable-To-Go“ und die Hochschulen heute in Wiesbaden vor, begleitet von Vertreterinnen und Vertretern der hessischen und rheinland-pfälzischen Umweltministerien sowie der Städte Mainz und Wiesbaden. „Das Pilotprojekt war ein entscheidender initialer Schritt zur Schaffung von mehr Praktikabilität bei der Mehrwegangebotspflicht“, erklärten der hessische Staatssekretär Michael Ruhl und die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder. 

Janina Steinkrüger, Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Mainz sagte: „Die Landeshauptstadt Mainz hat sich gerne an der ‚Mehrweg Modell Stadt‘ beteiligt. Das Pilotprojekt liefert mit wissenschaftlicher Begleitung Erkenntnisse zum Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten, die nun bei weiteren Schritten zu einer Erhöhung der Mehrweg-Quote genutzt werden können. Das ist ein wichtiges Anliegen, denn jeder Wegwerf-Kaffeebecher, der gar nicht erst produziert wird, ist ein Beitrag zum Schutz von Umwelt und Klima.“

„Mit diesem Kreislauf-System könnte es uns gelingen, den Verpackungsmüll zu reduzieren, Energie sowie Ressourcen zu schonen und damit den Klimaschutz zu fördern“, so die Wiesbadener Bürgermeisterin Christiane Hinninger. „Als Wirtschaftsdezernentin sehe ich außerdem eine Chance für diejenigen gastronomischen Betriebe, die seit Anfang 2023 zu Mehrweg-Lösungen verpflichtet sind, sich einer bestehenden praktikablen Lösung anzuschließen.“ 
Ergebnisauswertung der Initiative „Reusable-To-Go“

Die Auswertung der Initiatoren ergab, dass eine erfolgreiche Umsetzung der Mehrwegangebotspflicht eine Zusammenarbeit und Vernetzung der beteiligten Akteure innerhalb der gesamten Lieferkette voraussetzt. Dies schaffe auf der einen Seite für die Konsumentinnen und Konsumenten eine praktikable und einfache Rückgabe durch eine flächendeckende Rückgabemöglichkeit. Auf der anderen Seite würden die Betriebe entlastet, indem mit Hilfe einer übergeordneten Organisations- und Informationsstruktur die Logistik, Versorgungssicherheit, Hygiene sowie Ausgleich (Clearing) geschaffen wird und gleichzeitig eine Kundenbindung entsteht. „Das Pilotprojekt zeigt, dass mit einer solchen wettbewerbsneutralen Infrastruktur Mehrweg stärker genutzt werden könnte. Gleichzeitig ist es für die zum Angebot von Mehrweg verpflichteten Betriebe eine Chance, mit überschaubarem Aufwand das Angebot verbraucherfreundlich auszugestalten“, betonte Staatssekretär Ruhl. 

Die meisten Becher (87 Prozent) wurden wieder in den Betrieben und nicht an den Automaten im öffentlichen Raum zurückgegeben. 80 Prozent der ausgegebenen Becher wurden bei derselben Bäckereikette wieder zurückgegeben, 60 Prozent sogar in der gleichen Filiale. Dies zeigt, dass regionale Kreisläufe im Vordergrund stehen, regionale Unternehmen in besonderem Maße einbezogen werden können und für die Kommunen Ansatzpunkte für die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen bestehen. 

Zudem wurde deutlich, dass das alleinige Angebot von Mehrwegbechern nur zu einem kleinen Anstieg des Mehrwegaufkommens führte. Durch direkte Ansprache der Kundinnen und Kunden und entsprechende Werbung konnten zahlreiche Betriebe allerdings ihre Mehrwegquote deutlich steigern. „Mehrweg ist ein Gewinn für alle: für die Gastronomie, die Unternehmen und für die Umwelt. Denn allein in Deutschland landen laut Umweltbundesamt 2,8 Milliarden Einwegbecher im Müll – oder direkt in der Landschaft“, so Klimaschutzministerin Eder.  
Ergebnisauswertung der Hochschulen

Durch die im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durchgeführten Bürgerbefragungen wurde deutlich, dass der Bekanntheitsgrad sowohl der Mehrwegangebotspflicht als auch der Initiative „Reusable-To-Go“ im Laufe des Projekts gesteigert wurde. Grundsätzlich beweisen die Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung jedoch die Notwendigkeit einer verstärkten Förderung von Mehrwegsystemen durch vereinfachte Rückgabemöglichkeiten und deren Kommunikation. Eine weitere entscheidende Stellschraube, um die Mehrwegquote nennenswert zu erhöhen, liegt in dem Aspekt des finanziellen Anreizes. Die Umfrage der Hochschulen ergab, dass 60 Prozent der Kundinnen und Kunden Mehrweg häufiger nutzen würden, wenn es günstiger als Einweg wäre.
            

Über das Projekt

Das Pilotprojekt „Mehrweg Modell Stadt“ will die Umsetzung der gesetzlichen Mehrwegangebotspflicht erleichtern, die seit dem 1. Januar 2023 gilt. Demnach müssen Restaurants, Cafés und Lebensmittelgeschäfte beim Verkauf von Speisen oder Getränken in Einwegkunststofflebensmittelverpackungen und Einweggetränkebechern zum Mitnehmen zu gleichen Konditionen auch entsprechende Mehrwegbehälter anbieten. Dabei nehmen viele der Betriebe nur die Mehrwegbehältnisse zurück, die sie selbst ausgegeben haben. Die Initiative „Reusable-To-Go“ will gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen und Verbänden diese Einschränkung überbrücken. 
            

Hintergrund: Entsorgung von Einwegbechern im öffentlichen Raum kostet den Steuerzahler jährlich rund 120 Mio. Euro

In den letzten Jahren ist das Aufkommen der Einwegbehältnisse kontinuierlich gestiegen. Mehr als 20 Prozent Volumen der Gesamtabfallmenge im innerörtlichen öffentlichen Raum besteht aus Verpackungen für den kurzen Gebrauch. Die Entsorgung von Einwegbechern im öffentlichen Raum kostet den Steuerzahler jährlich rund 120 Mio. Euro. Das belegt eine Studie im Auftrag des VKU aus dem Jahr 2020.
 
Fast alle Einweg-Becher bestehen aus Plastik, selbst wenn sie als Pappbecher ausgegeben werden. Denn diese sind meist mit Kunststoff beschichtet. Einweg-Becher steigern unnötig den Ressourcenverbrauch und sind schlecht für die Umwelt und das Klima. Denn landen diese in der Umwelt, belasten sie die Böden und Gewässer. 

Damit Mehrweg-Becher eine bessere Umweltbilanz aufweisen als Einweg-Becher, müssen sie mindestens zehn Mal in Umlauf gebracht werden, damit sich die Herstellung lohnt. Je öfter die Becher genutzt werden, desto besser wird die Umweltbilanz.

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