| Neues Förderprogramm

Katrin Eder: „Wasserversorgung muss an Folgen des Klimawandels angepasst werden“

Klimaschutzministerin unterzeichnet mit Kommunalen Spitzenverbänden und Fachverbänden der Wasserwirtschaft Pakt zur resilienten Wasserversorgung und stellt Sonderförderprogramm in Höhe von 30 Millionen Euro vor / Leitungsnetze einzelner Wasserversorger sollen verbunden werden, um stets Wasser zur Verfügung zu haben
Klimaschutzministerin Katrin Eder mit den weiteren Vetragsunterzeichnern
Klimaschutzministerin Katrin Eder mit den weiteren Vetragsunterzeichnern

„Die fortschreitende Klimakrise und damit einhergehend zunehmende Dürren führen an heißen Sommertagen bereits jetzt mancherorts zu Verbrauchsspitzen in der Trinkwasser-Infrastruktur. Die ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, unserem Lebensmittel Nummer eins, muss oberste Priorität haben. Deshalb unterstützt das Klimaschutzministerium Maßnahmen, die einerseits für eine hohe Qualität des Trinkwassers sorgen und andererseits Maßnahmen dafür, dass auch stets überall ausreichend Wasser ankommt. Alleine seit dem Jahr 2011 hat das Land 312,4 Millionen Euro an Zuwendungen für die Wasserversorgung gewährt. Ein neues 30 Millionen Euro schweres Sonderförderprogramm sowie der Pakt zur resilienten Wasserversorgung sollen nun dafür sorgen, dass Trinkwasser auch in Notfallsituationen aus der Leitung kommt“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag im Wasserwerk Bodenheim. Dort unterschrieb sie gemeinsam mit Vertretern des Städtetags, des Gemeinde- und Städtebundes (GStB), des Landkreistag Rheinland-Pfalz, des Verbandes kommunaler Unternehmen sowie dem Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz (LDEW) und des Deutschen Verbandes des Gas- und Wasserfachs Rheinland-Pfalz den „Pakt zur resilienten Wasserversorgung“. Die Unterzeichnenden verpflichten sich darin freiwillig, Maßnahmen zu ergreifen, damit auch in Extremsituationen möglichst lange ausreichend sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt. Zudem unterziehen sich die Wasserversorgungsunternehmen einer systematischen Standortanalyse zur Notfallvorsorge, deren Kosten das Klimaschutzministerium in voller Höhe trägt; pro Kommune sind dies rund 5.000 Euro. In dieser Analyse werden auch außergewöhnliche Ereignisse, wie zum Beispiel Naturkatastrophen mit dem Ziel betrachtet, eine über den Regelbetrieb hinausgehende bestmögliche Notfallvorsorge zu erreichen. „Die Erderhitzung führt dazu, dass sich in Rheinland-Pfalz in den vergangenen fünf Jahren rund ein Viertel weniger Grundwasser neu gebildet hat. Gleichzeitig stammen über 90 Prozent unseres Trinkwassers aus dem Grundwasser. Vorsorgemaßnahmen werden daher zunehmend dringlicher“, so Eder.

In bereits erfolgten Standortbestimmungen hat sich ergeben, dass Verbundsysteme zunehmend wichtiger werden. Dabei sollen die Leitungsnetze einzelner Wasserversorger miteinander verbunden werden. So kann im Bedarfsfall, etwa wenn auf Grund von Dürren eigene Brunnen nicht mehr genug leistungsfähig sind, auf Trinkwasser zurückgegriffen werden, das außerhalb des jeweiligen Versorgungsgebiets liegt. Dazu hat das Klimaschutzministeriums eigens ein befristetes Sonderförderprogramm in Höhe von 30 Millionen Euro eingerichtet, das aus den Einnahmen des Wassercents gespeist wird. 

Bereits jetzt können Fernwasserleitungen und Verbundsysteme gefördert werden. Das Neue an diesem Sonderförderprogramm zur resilienten Wasserversorgung ist, dass es die bestehenden Fördermöglichkeiten deutlich erweitert. „Ich weiß, dass in manchen Kommunen schon umfangreiche Überlegungen für Vorsorgemaßnahmen angestellt wurden, die Finanzierbarkeit hat die Umsetzung oft ausgebremst. Mit dem neuen Sonderförderprogramm wollen wir diesen einen kräftigen Anschub geben“, so Eder.

Nun können nicht nur neue Wasserverbundleitungen gebaut, sondern auch Maßnahmen zur Notstromversorgung, Übergabeeinrichtungen oder Pumpstationen zur Ersatzwasserversorgung teilweise finanziert werden. Ziel der Maßnahmen ist es, die Anlagen so zu ertüchtigen, dass in einer Notsituation mindestens drei Tage lang mindestens 50 Liter sauberes Trinkwasser pro Einwohnerin und Einwohner aus dem Hahn fließt. 

„Unsere Mitgliedsunternehmen arbeiten kontinuierlich daran, die Folgen des Klimawandels für die Wasserversorgung in ihren Netz- und Fördergebieten so gut es geht zu begrenzen und damit auch weiterhin langfristig die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Dabei ist jede Unterstützung oder Strukturierung herzlich willkommen. Als Verband kommunaler Unternehmen begrüßen wir daher den Pakt resiliente Wasserversorgung als gutes Angebot für die Unternehmen und Kommunen, den Weg zu einer gestärkten Wasserversorgung mit dieser Unterstützung weiterzugehen“, so der VKU-Vorsitzende Wolfgang Bühring.

Aloysius Soehngen, Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes sagte: „Auch in den ballungsraumfernen Regionen muss die Wasserversorgung in Krisensituationen, wie zum Beispiel den jüngsten Dürrejahren, ihre Aufgabe der Daseinsvorsorge erfüllen können. Für die Wasserwerke im ländlichen Raum ist der Pakt ‚resiliente Wasserversorgung‘ daher ein sehr wichtiger Beitrag zur systematischen Notfallvorsorge.“

Ronald Roepke, Wasserpolitischer Sprecher des LDEW sagte: „Mit dem KRITIS-Dachgesetz des Bundes sollen die Wasserversorger selbst zur Umsetzung von Resilienzmaßnahmen verpflichtet werden. Jedoch gilt dies erst ab 500.000 zu versorgenden Menschen. Sämtliche Wasserversorger in Rheinland-Pfalz liegen unterhalb dieser Grenze. Aus Sicht des LDEW begrüßen wir daher den Resilienzpakt, um diese Lücke zu schließen. Er bietet den Verantwortlichen die Möglichkeit, neben einer Standortbestimmung auch aktiv ins Handeln zu kommen. Die finanzielle Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz hilft bei der Umsetzung von Maßnahmen, um die Wasserversorgung der Menschen in Rheinland-Pfalz resilienter gegen Krisen und Notfallsituationen aufzustellen.“ 

Bereits erfolgreich umgesetzte Verbundprojekte im Hunsrück und der Westeifel

„Um unser Wasser langfristig für künftige Generationen zu sichern, müssen wir die Erderhitzung stoppen. Klimaschutz ist das wirksamste Mittel, um uns alle mit sauberem Wasser zu versorgen. Beispiele wie das Verbundsystem in der Westeifel machen aber Hoffnung. Hier wird die Trinkwasserversorgung sogar mit der Erzeugung von Erneuerbaren Energien verknüpft und ist damit auch unabhängiger von externer Stromversorgung“, so Eder. Beim regionalen Verbundnetz Westeifel wurde eine 128 Kilometer lange Trasse verlegt. Sie verbindet die nordrhein-westfälische Oleftalsperre und die rheinland-pfälzische Riveristalsperre. Während zuvor das Trinkwasser innerhalb der kommunalen Grenzen auf den Berg in mehrere hundert Hochwasserbehälter gepumpt wurde, verläuft jetzt der Wassertransport auch über die Grenzen der Kommunen hinweg von Norden nach Süden – und muss dank des natürlichen Gefälles nicht mehr aufwändig gepumpt werden. Das spart in Summe rund eine Million Kilowattstunden Pumpenergie im Jahr und erzeugt gleichzeitig durch den Einsatz von Turbinen zusätzlich rund 500.000 Kilowattstunden pro Jahr. Diese Energie kann nicht nur erzeugt, sondern auch gespeichert werden: Denn künftig sollen die Hochwasserbehälter immer dann befüllt werden, wenn gerade überschüssiger Strom vorhanden ist. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass dies auch an den Wasserverbrauch angepasst wird.

Ein weiteres Beispiel ist das Verbundsystem Hunsrück, bei dem eine 32 Kilometer lange Verbundleitung zwischen der saarländischen Primstalsperre und der Steinbachtalsperre am Rand des Nationalparks Hunsrück-Hochwald Versorgungssicherheit für die Region und darüber hinaus bietet.

Hintergrund: Aktuell vorgesehene Projekte

Gegenseitige Netzbesicherung zwischen den Verbandsgemeinde-Werken Oberes Glantal und Wasserzweckverband Ohmbachtal: 

Zur weiteren Absicherung der Wasserversorgung wurde in einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeit einer gegenseitigen Netzbesicherung zwischen den Verbandsgemeindewerken Oberes Glantal und dem Wasserzweckverband Ohmbachtal geprüft. Neben der technischen Machbarkeit wurde dabei auch die Mischbarkeit der Wässer untersucht und positiv bewertet. In einem ersten Schritt soll eine 1,7 Kilometer lange Verbindung zwischen Dunzweiler und Dittweiler gebaut werden (Kosten rund 1,7 Mio. Euro).

Gegenseitige Netzbesicherung und Bau eines interkommunalen Hochbehälters zwischen der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Stadt Sinzig: 

Durch die Hochwasserkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 ist der dringliche Bedarf zur Erhöhung der Versorgungssicherheit für die Wasserversorgung in Sinzig sowie für die Wasserversorgung in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler deutlich geworden.

Eine gegenseitige leitungsgebundene Ersatzwasserversorgung kann durch einen von den Stadtwerken Sinzig und dem Wasserwerk der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gemeinsam genutzten Hochbehälter ermöglicht werden. Die beiden Städte haben auf Basis der jeweiligen Stadtrats- und Werkausschussbeschlüsse eine entsprechende Grundsatzvereinbarung zum Bau eines gemeinsamen Hochbehälters mit einem Speichervolumen von 2.000 m³ geschlossen. Die Lage des geplanten Hochbehälters ermöglicht auch den Anschluss eines weiteren Wasserversorgers, dem Wasserzweckverband Maifeld-Eifel (Kosten rund 15 Mio. Euro).

Ersatzwasserversorgung zwischen dem Wasserzweckverband Maifeld-Eifel und der Verbandsgemeinde Mendig:

Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit plant der Zweckverband WVZ Maifeld-Eifel den Aufbau einer leitungsgebundenen Ersatzwasserversorgung mit Zusatzwasser vom Hochbehälter Weißenthurm bis zum Hochbehälter Gänsehals. Mit dem Neubau von drei Pumpstationen kann auch die Verbandsgemeinde Mendig über diese Ersatzwasserversorgung versorgt werden (Kosten rund 800.000 EUR).

Viele weitere Kommunen haben oder erarbeiten Versorgungsstrategien zur zukunftsfähigen Sicherung der Wasserversorgung, beispielsweise die Verbandsgemeinde Hachenburg, die Verbandsgemeinde Loreley sowie der Landkreis Cochem-Zell. Im nördlichen Rheinland-Pfalz erarbeiten mehrere Wasserversorger ein Sicherheitskonzept, um die Vernetzungschancen und Ideen unter den Akteuren abzustimmen.
 

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