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Katrin Eder: „Neues Webportal macht Waldwirtschaft für alle transparent“

Als erstes Bundesland veröffentlicht Rheinland-Pfalz alle Ergebnisse der Nachhaltigkeitszertifizierung von FSC in einem Online-Portal
Screenshot des neuen Webportals
Screenshot des neuen Webportals

„Transparenz ist für mich ein hohes Gut, sie fördert Teilhabe und damit unsere Demokratie und macht behördliches Handeln nachvollziehbar. Deshalb machen wir unsere Arbeit in den landeseigenen Wäldern nun noch durchsichtiger und bieten als bislang einziges Bundesland ein Webportal an, auf dem die Ergebnisse der jährlichen FSC-Zertifizierung frei einsehbar sind. Hier können alle Interessierten nachverfolgen, wo etwas gut läuft und wo es etwaige Beanstandungen gab – und auch, wie diese innerhalb der Fristen behoben wurden“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag bei einer Pressekonferenz in Mainz. Dort stellte sie gemeinsam mit Elmar Seizinger, dem Leiter des Waldbereichs von FSC Deutschland, die Nachhaltigkeitszertifizierung der Wälder in Rheinland-Pfalz sowie das neue Online-Portal vor.
 
FSC ist ein weltweites Nachhaltigkeitszertifikat für Holz und Holzprodukte. Das Label gibt es weltweit in 89 Ländern und ist damit das am meisten verbreitete Holz-Zertifikat für Nachhaltigkeit. „Wenn wir für den Wald sorgen, sorgt er auch für uns, etwa in dem er unsere Luft und unser Wasser säubert oder CO2 aus der Atmosphäre bindet. Ist der Wald allerdings weg, etwa, weil ein Sturm die Bäume zu Boden geworfen hat, fehlen all diese Leistungen. Deshalb setzen wir seit Jahrzehnten auf eine naturgemäße Waldwirtschaft mit Mischwäldern, ohne Kahlschläge, ohne Pestizide und mit möglichst viel Mitsprache externer Beteiligter, etwa Bürgerinnen und Bürgern oder Verbänden. Dies sagen wir nicht nur, sondern lassen uns jährlich überprüfen. Das FSC-Zertifikat bescheinigt Landesforsten Rheinland-Pfalz seit 2015, dass alle landeseigenen Wälder in Rheinland-Pfalz nach diesen Prinzipien bewirtschaftet werden“, so die Klimaschutzministerin. 


Weniger Bürokratie, mehr Transparenz

„Vorrangiges Ziel von FSC Deutschland ist eine umweltgerechte und sozialverträgliche Bewirtschaftung der Wälder. Hier zählt Rheinland-Pfalz zu den Vorreitern, weil es die FSC-Zertifizierung angenommen hat und die Standards in das Betriebsmanagement vorbildlich integriert hat. Das heißt nicht, dass nicht auch für eigene Themen gestritten wird. Dies ist aber in einem von Partizipation lebenden System wie FSC eines ist, überaus wertvoll. So hat sich Rheinland-Pfalz intensiv für einen FSC-Standard für Weihnachtsbäume engagiert und nun auch eine App mit Webportal entwickelt, die gleichzeitig für weniger Bürokratie und mehr Transparenz sorgt“, so Seizinger.
 
Unter www.audit.fsc.wald.rlp.de ist ab sofort öffentlich einsehbar, zu welchem Ergebnis die Auditorinnen und Auditoren wann und bei welchem Forstamt gekommen sind. Filter erleichtern die Suche nach Ort, Datum und nach Art der Feststellung, also ob es sich um einen Beobachtungsfall oder eine größere Abweichung handelt. Auch Best-Practice-Beispiele werden hier veröffentlicht. Dabei wird jeweils ein Foto samt Geo-Daten und einer kurzen Beschreibung in das Portal eingestellt. Grundlage dafür ist eine georeferenzierte App, die alle Auditorinnen und Auditoren stets dabei haben, um sich vor Ort Notizen zu machen. „Dies spart Berge an Papier, schafft mehr Überblick in den Unterlagen und bietet Transparenz für alle“, so Michael Kirchner, der die internen Audits bei Landesforsten RLP durchführt. 

„Als Spezialist für digitale Bürgerbeteiligungs- und Anliegenmanagementsysteme mit eigener Software-Entwicklung konnten wir auf dieser Basis die speziellen Anforderungen für die digitale Erfassung und Bearbeitung von Audits gemeinsam entwickeln und umsetzen, insbesondere mit Blick auf effiziente Prozesse und Transparenz“, so Theresa Lotichius, Geschäftsführerin der wer|denkt|was GmbH aus Darmstadt, die die App und das Portal für Landesforsten Rheinland-Pfalz entwickelt haben.

Die Auditorinnen und Auditoren überprüfen jährlich jedes Forstamt sowohl auf Einhaltung der über 200 Indikatoren des deutschen FSC-Standards als auch auf Einhaltung der geltenden Gesetze und der internen Vorschriften von Landesforsten RLP selbst. Dafür nehmen sie sich pro Forstamt einen Tag Zeit, überprüfen sowohl relevante Dokumente im Büro, etwa ob es Nachweise für Arbeitsschutzschulungen gibt, andere Dienstleister über Sicherheitsvorkehrungen informiert wurden oder ob bestellte Pflanzen den Nachhaltigkeitsstandards genügen. 
Anschließend geht es in den Wald. Die Auditorin oder der Auditor bestimmt, was gezeigt werden soll, so dass im Vorfeld nichts geschönt werden kann. So wird beispielsweise geprüft, ob es genug BAT-Gruppen gibt. Dies ist ein Standard von Landesforsten Rheinland-Pfalz zum Artenschutz. BAT steht dabei für Biotop-, Altbäume und Totholz, also etwa besonders alte Bäume, Bäume mit Spechthöhlen, solche, die von Fledermäusen bewohnt werden oder solche, auf denen vielleicht sogar ein Schwarzstorch seinen Horst errichtet hat. Solche BAT-Bäume dürfen nicht gefällt werden und sind dementsprechend mit einer wellenförmigen Linie gekennzeichnet. 

Zudem wird bei der jährlichen Überprüfung die Holzernte gecheckt. Hier sprechen die Auditorinnen und Auditoren beispielsweise mit den Forstwirtinnen und Forstwirten, ob ihre Schutzkleidung bezahlt und regelmäßig erneuert wird. Außerdem werden die einzelnen Arbeitsschritte geprüft. So muss unter anderem jedes Mal geprüft werden, ob in den Bäumen hängende, lose Äste zur Gefahr werden können, wenn diese bei der Baumernte herabfallen. 

Bei jedem Audit können stets verschiedene Stakeholder dabei sein, dazu gehören unter anderem Umweltverbände, Gewerkschaften, Wandervereinigungen, Sportgruppen oder Jäger. 

Einfache Abweichungen vom Standard müssen binnen eines Jahres, schwerwiegende binnen einer Frist von drei Monaten behoben werden. Wird in zu hohem Maße oder zu oft gegen den Standard verstoßen, kann die Aberkennung des FSC-Zertifikats folgen. Das Holz kann dann entsprechend nicht weiter höherwertig vermarktet werden. 

„Abweichungen können nicht verschleppt, sondern müssen behoben werden. Dies führt auch zu sich ständig verbessernden Betriebsabläufen und allen voran zu einem vertrauensvollen Verhältnis mit den einzelnen Stakeholdern“, so Kirchner. 


Über FSC

Der Forest Stewardship Council (FSC) entstand aus einer Initiative von Umweltverbänden und Menschenrechtsorganisationen 1990 in Kalifornien. Die Gründungsveranstaltung des FSC International fand im Oktober 1993 in Toronto/ Kanada statt, im Rahmen der Folgeprozesse nach der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro.

FSC ist ein weltweites Nachhaltigkeitszertifikat für Holz und Holzprodukte, welches das Ziel hat, die Wälder dieser Erde zu schützen, indem es in dreifacher Hinsicht nachhaltiges Waldmanagement sicherstellt: Wirtschaftliche Nachhaltigkeit, indem illegaler Holzeinschlag verhindert und nie mehr Holz geerntet wird als im gleichen Zeitraum nachwächst. Soziale Nachhaltigkeit, indem faire Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten im Wald sichergestellt werden. Und ökologische Nachhaltigkeit, indem wichtige Ökosysteme und Arten geschützt werden. 

FSC setzt sich für die Mehrung natürlicher Mischwälder, die Schonung des Waldbodens, für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme ein. Damit sind FSC-zertifizierte Wälder stabiler in einem sich wandelnden Klima und können als Ökosystem mehr CO2 langfristig binden. Für die Menschen im Wald sichert FSC faire Entlohnung und mehr Bürgerbeteiligung. Hierbei ist besonders wichtig, dass nicht nur Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft, sondern auch Vertreter von Natur- und Umweltschutz sowie sozialer Belange bei der Entwicklung der Standards beteiligt werden.
 

FSC in Zahlen 

In Rheinland-Pfalz sind alle Wälder in Landesbesitz FSC-zertifiziert, insgesamt 220.000 Hektar. Auch 170 Kommunen sind mit insgesamt 50.000 Hektar Wald FSC zertifiziert. 

In Deutschland sind rund 1,6 Millionen Hektar Wald FSC zertifiziert und rund 4.100 Unternehmen (Stand: November 2023). FSC Deutschland hat 169 Mitglieder und 52 Fördermitglieder (Stand Januar 2022).

Weltweit sind 160 Millionen Hektar Wald FSC-zertifiziert und 60.000 Unternehmen. 1.200 FSC-Mitglieder unterstützen die Initiative in insgesamt 89 Ländern weltweit.
 

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