| Anpassung an Folgen des Klimawandels

Katrin Eder: „Erderhitzung gefährdet Trinkwasserversorgung: Müssen uns an Folgen des Klimawandels anpassen und alles daransetzen, die Erderhitzung zu stoppen“

Klimaschutzministerin Katrin Eder überreicht Förderung für neues Wasserverbundsystem und zur Gründung eines Clusters von Wasserversorgern im nördlichen Rheinland-Pfalz. Diese verpflichten sich dazu, sich gegenseitig bei Wasserengpässen auszuhelfen, damit jederzeit ausreichend Wasser für alle Menschen verfügbar ist
Klimaschutzministerin Katrin Eder übergibt die Förderbescheide
Klimaschutzministerin Katrin Eder übergibt die Förderbescheide
Trinkwasser aus dem Hahn
Trinkwasser aus dem Hahn

„Dass sauberes und genügend Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt, ist auch in Europa längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Unser blauer Planet hat immer weniger Grundwasser. Dies zeigt: CO2 zu reduzieren und den Klimawandel aufzuhalten ist überlebenswichtig für uns alle. Wir müssen die Erderhitzung stoppen und uns gleichzeitig an die Folgen des Klimawandels anpassen und Vorsorge treffen. Dies gilt besonders für die Sicherstellung unseres Lebensmittels Nummer eins: sauberes Trinkwasser. Nachdem das Klimaschutzministerium vor rund einem Jahr den Pakt zur resilienten Wasserversorgung initiiert hat, wurde dieser bereits von 120 Wasserversorgern unterzeichnet, die sich dazu verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen, damit auch in Extremsituationen von langanhaltender Trockenheit bis hin zu Cyber-Attacken für alle Menschen ausreichend Trinkwasser vorhanden ist“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Dienstag. Die Unterzeichnenden unterziehen sich außerdem einer systematischen Standortanalyse zur Notfallvorsorge, in der etwaige Schwachpunkte und Lösungsansätze beschrieben werden. Die Kosten dazu übernimmt das Klimaschutzministerium in voller Höhe – pro Kommune sind dies rund 5.000 Euro.
 
Bereits vor der Schließung des Pakts zur resilienten Wasserversorgung haben sich rund 20 Wasserversorger diesem Check unterzogen. Damit haben sich mehr als 70 Prozent der Wasserversorgungsunternehmen in Rheinland-Pfalz der vom Klimaschutzministerium angebotenen Analyse unterzogen. 

Ein wesentlicher Punkt, um sowohl gegen die Folgen des Klimawandels als auch gegen andere Ausfälle in der kritischen Infrastruktur, etwa in der Stromversorgung, gewappnet zu sein, sind der Analyse zufolge Verbundnetze. Diese können mit einem Sonderförderprogramm des Klimaschutzministeriums in Höhe von 30 Millionen Euro gefördert werden. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung bereits bestehender Förderprogramme. Die Mittel dazu stammen aus Einnahmen durch den Wassercent. Das Sonderförderprogramm ist seit Antragsstart am 14.08.2023 bereits nahezu ausgeschöpft, bisher sind zehn neue Verbundleitungen in Planung. Das bedeutet, die Leitungsnetze der einzelnen Wasserversorger sollen durch weitere Rohre miteinander verknüpft werden und neue Pumpstationen sollen dafür sorgen, dass das Wasser in verschiedene Richtungen geleitet werden kann. Dies ist beispielsweise dann nötig, wenn etwa einzelne Brunnen nicht mehr genug Wasser führen oder Leitungen aufgrund von Naturkatastrophen zerstört sind.


Wasserversorger aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz verpflichten sich gegenseitig zur Unterstützung

Eines der neuen Verbundsysteme wird im nördlichen Rheinland-Pfalz entstehen. Hier unterzeichneten sechs Wasserversorger eine Absichtserklärung, um ein Cluster zu bilden und sich gegenseitig bei Engpässen zu unterstützen. Sechs Wasserversorger aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz sind an dieser Initiative beteiligt: der RheinHunsrück Wasser Zweckverband, die Verbandsgemeindewerke Weißenthurm, die Stadtwerke Andernach, das Wasserwerk Koblenz/Weißenthurm, der Wasserversorgungszweckverband Maifeld-Eifel und die Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein. Eine Analyse hat ergeben, dass 50 „Scharniere“ möglich sind, um zu gewährleisten, dass auch über das eigene Versorgungsgebiet hinaus Wasser (aus dem Neuwieder Becken bis zur Ahr oder ins Maifeld) fließen kann. Mit dem zu schaffenden Verbundsystem der sechs Versorger wäre es zukünftig möglich, für etwa 450.000 Einwohner defizitäre Trinkwasserbilanzen auszugleichen. 

Bereits in den letzten Monaten haben diese Versorger ein Konzept entwickelt, das einfache technische und organisatorische Potenziale zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der bestehenden Trinkwasserversorgung in der Region aufzeigt. 

Bei der Konzeptarbeit wurden moderne Werkzeuge wie digitale Plattformen und hydraulische Rechenmodelle genutzt, um Verbundlösungen zu entwerfen. Dabei mussten mögliche Übergabestellen zwischen den oft naheliegenden Trinkwassersystemen der jeweiligen Wassernachbarn gefunden und geographische Bedingungen geklärt werden. „Stellen Sie sich vor, das Wasser in der Eifel wird aufgrund einer Versorgungsstörung knapp, entlang des Rheins gibt es aber noch genug Ressourcen. Es wäre also machbar, Wasser zu übergeben, nur müssen dafür diese Übergabestellen erst noch geschaffen werden“, erklärte Werkleiter Steffen Liehr vom RheinHunsrück Wasser Zweckverband, wo die Pressekonferenz am heutigen Dienstag in Dörth stattfand.

Das Klimaschutzministerium fördert dieses Cluster als Anschubfinanzierung mit 50.000 Euro.

Klimaschutzministerin Katrin Eder überreichte heute zudem dem Wasserversorgungszweckverband Maifeld-Eifel einen Förderbescheid in Höhe von 678.800 Euro, um eine Pumpstation beim Hochwasserbehälter Hochkreuz mitzufinanzieren, die der Ersatzwasserversorgung mit der Verbandsgemeinde Mendig dient. Diese kostet ca. 950.000 Euro, das Klimaschutzministerium übernimmt dazu insgesamt mit Mitteln aus verschiedenen Förderprogrammen 85 Prozent der Kosten.


Grundwassersituation in Rheinland-Pfalz: Auch ein regenreiches Jahr ändert nichts

Im Normalfall gleichen die Niederschläge im Winter und Frühjahr die Grundwasserneubildung mit der Grundwasserentnahme aus. Denn im hydrologischen Winterhalbjahr zwischen November und April beziehungsweise in der vegetationsfreien Phase brauchen die Bäume und andere Pflanzen weniger Wasser, sie stellen ihr Wachstum weitgehend ein. Gleichzeitig ist es kühler, wodurch kaum Wasser verdunstet. Wenn es also regnet oder schneit, sickert der Niederschlag in die Erde und füllt die Grundwasservorräte.
 
Das klimawandelbedingte Problem seit einigen Jahren ist aber: Es fällt zwar immer noch genau so viel Niederschlag wie bislang, aber nicht mehr so regelmäßig. Es kommt beispielsweise auch vermehrt zu Starkregenereignissen. So viel Regen auf einmal kann der Boden aber nicht aufnehmen. Die Folge: Das Wasser fließt oberirdisch über Bäche und Flüsse ab und kann nicht zur Grundwasserneubildung beitragen. Zudem steigen die Temperaturen, was Wasser verdunsten lässt, ehe es am Boden ankommt. Durch den fortschreitenden Klimawandel wurde in den vergangenen Jahren Rheinland-Pfalz weit im Schnitt rund ein Viertel weniger Grundwasser neugebildet. Das haben Untersuchungen des KLIWA-Projekts, einer Kooperation des rheinland-pfälzischen, des bayerischen und des baden-württembergischen Umweltministeriums mit dem Deutschen Wetterdienst, ergeben. 

Auch ein regenreiches Jahr wie 2024 es bisher war, kann diesen Mangel nicht komplett auffüllen. In Rheinland-Pfalz wird das Trinkwasser zu 97 Prozent aus dem Grundwasser und zu drei Prozent aus den beiden Talsperren „Riveris“ bei Trier und „Steinbach“ bei Idar-Oberstein gewonnen. Das schwindende Grundwasser ist aber auch weltweit ein Problem. Allein in Deutschland wird dem Umweltbundesamt zufolge 70 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser entnommen. Das Grundwasser speist jedoch Seen, Tümpel, Bäche und Flüsse. Weniger Grundwasser bedeutet also auch ein sinkender Wasserpegel in diesen Gewässern – mit Problemen für die Natur, da Laichgebiete wegfallen, für die Wirtschaft, wenn Kühlwasser für die Industrie fehlt oder die Schifffahrt aufgrund von Niedrigwasser eingeschränkt ist, für den Tourismus, wenn Badeseen trockenfallen oder Pools nicht mehr befüllt werden dürfen. „Das Problem geht uns also alle in fast allen Lebensbereichen an. Deswegen ist es so wichtig, jetzt zu handeln. Neben der Vorsorge mit technischen Lösungen, um Wasser weiter transportieren zu können, brauchen wir auch eine globale Lösung – und die lautet: Den Klimawandel und damit die Erderhitzung zu stoppen“, so Klimaschutzministerin Eder. 

Beispiele für Projekte in ganz Rheinland-Pfalz, die mit den Förderprogrammen des Klimaschutzministeriums teilweise bis zu 80 Prozent finanziert werden:

Unter anderem wurden folgende Projekte konzipiert und zum Teil bereits beantragt:

  • Aufhärtung der Wasserversorgung Rheinhessen GmbH
  • Trinkwasserverbundprojekt Südlicher Westerwald der Maßnahmenträger VG Wirges, VG Montabaur, VG Höhr-Grenzhausen und VG Ransbach-Baumbach
  • Verbundprojekt Nördliches Rheinland-Pfalz der Maßnahmenträger Rhein Hunsrück Wasser Zweckverband, Wasserwerk Koblenz/Weißenthurm GmbH, Vereinigte Wasserwerke Mittelrhein GmbH, VGW Weißenthurm, WVZ Maifeld-Eifel, Stadtwerke Andernach GmbH
  • Neubau gemeinsamer Hochbehälter Ahrtal Süd (Sinzig, Bad Neuenahr-Ahrweiler, WVZ Maifeld-Eifel)
  • Ersatzwasserversorgung VG Mendig über WZV Maifeld-Eifel
  • Verbundprojekt Vorderpfalz der Maßnahmenträger VGW Leiningerland, ZV WV Friedelsheimer Gruppe, ZV WV Pfälzische Mittelrheingruppe, Stadtwerke Frankenthal, Technische Werke Ludwigshafen
  • Verbund Stadtwerke Germersheim und WZV Germersheimer Südgruppe
  • Verschiedene Projekte zur Verbesserung der Notstromversorgungen (Eisenberg, Edenkoben, Altenkirchen…)
  • Aufhärtung der Wasserversorgung in Speyer (Neubau Brunnen und Aufbereitungsanlage als Redundanz)
  • Verbund VG Simmern-Rheinböllen mit Rheinhunsrück Wasser ZV
  • Anschluss VG Kirchberg an WZV Birkenfeld
  • Verbund VG Nastätten und VG Loreley
  • Verbundleitung Grafschaft und WZV Eifel-Ahr
  • Verbundleitung Trier und VG Ruwer
  • Verbundleitung Trier und VG Konz

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