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Katrin Eder: „Effiziente Kläranlagen sorgen nicht nur für sauberes Ab-, sondern sind auch eine Grundlage für sauberes Trinkwasser“

Klimaschutzministerin Katrin Eder überreicht Förderbescheid in Höhe von 6,5 Millionen Euro zum Ausbau einer vierten Reinigungsstufe der Kläranlage Mainz
Förderbescheidübergabe mit Jeanette Wetterling, Prof. Dr. Hannes Kopf, Katrin Eder und Janina Steinkrüger
Förderbescheidübergabe mit Jeanette Wetterling, Prof. Dr. Hannes Kopf, Katrin Eder und Janina Steinkrüger
Zentralklärwerk in Mainz-Mombach
Zentralklärwerk in Mainz-Mombach

„Der Ausbau der Mainzer Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Gewässer. Damit kann ein Großteil von Spurenstoffen wie Arzneimittelrückstände, Haushaltschemikalien und Weitere aus dem Abwasser gefiltert werden. Dieser Ausbau ist mit hohen Anstrengungen verbunden und ich bin dankbar, dass der Wirtschaftsbetrieb Mainz sich nicht vor dieser verantwortungsvollen Aufgabe scheut. Um die Abwasserkosten vertretbar zu halten, unterstützt das Ministerium den Ausbau gerne. Denn Investitionen in den Ausbau von Kläranlagen sind Investitionen in die Zukunft: Sie sorgen für gesunde Ökosysteme und sind damit auch eine der Grundlagen für die Reinhaltung unseres Lebensmittels Nummer eins – sauberem Trinkwasser, denn aus dem Uferfiltrat des Rheins wird Trinkwasser gewonnen“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Montag in der Kläranlage Mainz. 

Dort überreichte sie einen Förderbescheid in Höhe von 6,5 Millionen Euro und stellte gleichzeitig dem Wirtschaftsbetrieb Mainz weitere vier Millionen Euro in Aussicht. Mit dem Ausbau einer vierten Reinigungsstufe wird die Mainzer Kläranlage, die das Abwasser von rund 400.000 Einwohnerwerten (Einwohnerinnen und Einwohnern sowie die Belastung aus Gewerbe und Industrie) reinigt, eine der bundesweit modernsten Anlagen. Mittels Ozonung mit Fremdsauerstoff und einer Aktivkohle-Filtration sollen für die Umwelt gefährliche Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernt beziehungsweise reduziert werden. Dazu gehören Rückstände von Medikamenten, Haushaltschemikalien wie zum Beispiel Inhaltsstoffe von Wasch- und Reinigungsmitteln und weitere Substanzen. 

Das gereinigte Abwasser wird mit einer stark reduzierten Belastung in den Wasserkreislauf zurückgeführt. Damit steht es für das Ökosystem Gewässer und nach der Ausnutzung deren Selbstreinigungskraft und erforderlichen Aufbereitungsschritten wieder als Ressource zur Gewinnung von Trinkwasser zur Verfügung. 

„Die Mainzer Kläranlage geht hier mit gutem Beispiel voran. Obwohl es bislang noch keine gesetzliche Vorgabe zur Errichtung einer vierten Reinigungsstufe gibt, zeigt sich der Wirtschaftsbetrieb Mainz hier verantwortungsvoll im Hinblick auf den Gewässerschutz. Denn Situationen wie Niedrigwasser im Rhein werden häufiger – und dann reichern sich Nähr- und Schadstoffe schneller an, da der Verdünnungseffekt fehlt“, so Eder.

„Die leistungsfähige und gleichzeitig energieeffiziente Abwasserreinigung in Kläranlagen wie hier in Mainz ist ein zentraler Punkt zum Schutz unserer Gewässer. Dabei ist wichtig, dass dies energieeffizient erfolgt, weswegen wir großzügig ebenfalls die energetische Verbesserung der Kläranlagen in Rheinland-Pfalz fördern. Dieser Aspekt wurde in den vergangenen Jahren in Mainz ebenfalls vorbildlich bearbeitet. Kläranlagen sind die größten kommunalen Energieverbraucher, sie leisten bei entsprechender Optimierung einen Beitrag zum Klimaschutz durch Energieerzeugung und zum Gewässerschutz“, so Eder weiter. 

Hannes Kopf, Präsident der SGD Süd sagte: „Wir sind froh und dankbar, dass wir innovative Kommunen bei uns haben, die sich auf den Weg machen, Vorreiter im Hinblick auf den Umweltschutz zu sein. Nur so kommen wir voran, dass sich die Gewässerqualität insgesamt verbessern lässt.“

Mit der neuen Technologie sollen mindestens 80 Prozent der für die Umwelt gefährlichen Spurenstoffe aus dem Abwasser beseitigt werden können. Eine hundertprozentige Beseitigung ist auch aufgrund immer neuer Stoffe nicht möglich. Auch aufgrund des demografischen Wandels mit einer alternden Gesellschaft, ist davon auszugehen, dass sich der Anteil an Arzneimittelrückständen im Wasser erhöhen wird. Deshalb sei es wichtig, bereits jetzt vorzusorgen, so Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende Wirtschaftsbetrieb Mainz. Bei der Förderbescheidübergabe sagte sie: „Mit dem Förderbescheid vom Land und der wasserrechtlichen Genehmigung für die vierte Reinigungsstufe durch die SGD Süd haben wir jetzt quasi den theoretischen Teil mit Bestnote bestanden und können nun in die Praxis übergehen. Damit wird hier am Standort Mainz nach Inbetriebnahme der Klärschlammverwertungsanlage ein weiteres Leuchtturmprojekt realisiert. Für uns als Betreiber der größten kommunalen Kläranlage in Rheinland-Pfalz ist das eine Bestätigung dafür, dass wir im Bereich Gewässer- und Umweltschutz auf dem richtigen Weg sind - und auch in Zukunft neue Ideen und Projekte entwickeln werden, um schon heute darauf vorbereitet zu sein, was morgen gefordert wird.“

Janina Steinkrüger, Verwaltungsratsvorsitzende Wirtschaftsbetrieb Mainz, sagte: „Flüsse sind wichtige Lebensräume für viele Arten. Um die Gewässerqualität zu verbessern und die Biodiversität zu erhalten, hat die Landeshauptstadt Mainz in den vergangenen Jahren das Laubenheimer Rheinufer bereits naturnah umgestaltet. Mit der vierten Reinigungsstufe leisten wir nun einen weiteren wichtigen Beitrag für den Lebensraum Fluss, denn die herauszufilternden Stoffe stellen nicht nur für den Menschen, sondern auch für die im Rhein lebenden Tiere eine Gefahr dar. Und wir freuen uns natürlich sehr, dass das Land dieses Mainzer Projekt fördert, dessen Bedeutung weit über die Stadt und Rheinland-Pfalz hinausgeht.“

 

Hintergrund: Reinigung von Abwässern

Die meisten Kläranlagen verfügen über drei Reinigungsstufen. 

  1. Die erste Reinigung des Abwassers erfolgt mechanisch, etwa mittels Rechen und Sandfang
  2. In der zweiten Reinigungsstufe kommen Mikroorganismen zum Einsatz. Hier bauen Bakterien organische Stoffe ab. Der anfallende Überschussschlamm wird in den größeren Kläranlagen zur Klärgasgewinnung mit Stromerzeugung genutzt und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Energiebilanz von Kläranlagen.
  3. Unter der dritten Reinigungsstufe wird die gezielte Reduktion der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor verstanden. In den meisten Kläranlagen wird eine Phosphatfällung vorgenommen – diese soll das Eutrophieren, also das „Umkippen“ von Gewässern verhindern. Auch die Entfernung von Stickstoffparametern ist auf den rheinland-pfälzischen Kläranlagen weit fortgeschritten.
  4. In der vierten Reinigungsstufe werden für die Umwelt schädliche Spurenstoffe gezielt reduziert. Dies passiert in der Regel mittels Ozonierung, Aktivkohle oder Membranfiltration. Die Kläranlage Mainz ist die erste rheinland-pfälzische Kläranlage, die mit einer solchen Stufe ausgestattet wird. Es gibt allerdings bereits einige Konzepte und Studien weiterer Anlagen. 
     

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