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Katrin Eder: „Die Genressourcenforschung ist eine wichtige Zukunftsarbeit für die Wiederbewaldung“

Klimaschutzministerin besucht Forstliches Genressourcenzentrum der FAWF und informiert sich über Projekte zur Sicherung der genetischen Vielfalt des Waldes
Katrin Eder im forstlichen Genressourcenzentrum der FAWF
Katrin Eder im forstlichen Genressourcenzentrum der FAWF
Speierling
Speierling

„Der Erhalt der biologischen und genetischen Vielfalt ist eine der wichtigsten Strategien zum Erhalt unserer Wälder. Dazu gehört, dass sich unsere Wälder aus unterschiedlichsten Baumarten zusammensetzen und dass es von einer Baumart möglichst viele Ausprägungen gibt. So können sich die Bäume durchsetzen, die besonders gut mit den Auswirkungen der Klimakrise zurechtkommen. Sie sorgt dafür, dass Baumarten Flächenanteile verlieren, durch eingeschleppte Krankheiten und den Borkenkäfer bedroht werden und teilweise so isoliert stehen, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen können. Das sind nur wenige Beispiele, warum eine Sicherung der genetischen Vielfalt unserer Wälder von außerordentlicher Bedeutung ist, um trotz des Klimawandels stabile Wälder zu erhalten oder neu aufzubauen. Die FAWF mit ihrem Forstlichen Genressourcenzentrum leistet hierzu besonders wertvolle Arbeit“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder anlässlich ihres Besuchs im Forstlichen Genressourcenzentrum bei Trippstadt, dem sogenannten Antonihof, der zur Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) gehört.

Im Antonihof lagern die Samen vitaler und hochwertiger Bäume aller wesentlichen Baumarten aus ganz Rheinland-Pfalz, also auch seltener Arten wie dem Speierling, einer Wildobstart, aber beispielsweise auch Samen der Eibe. Das Forstliche Genressourcenzentrum sammelt die Samen überall in Rheinland-Pfalz – und geht dabei wie folgt vor: Entdeckt eine Försterin oder ein Förster Bäume, die keine Krankheiten, ein schönes Kronendach und eine gesunde Rinde haben und dadurch „superfit“ erscheinen, dann meldet er oder sie das der Zentralstelle der Forstverwaltung. Von hier werden anschließend Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis in den Wald geschickt, um diese Bäume zu begutachten. Denn je nach Baumart darf ein bestimmtes Alter nicht überschritten werden, da sie mit zunehmendem Alter immer weniger Samen produzieren. Außerdem muss es von diesen Bäumen, je nach Baumart, mindestens 20 am gleichen Standort geben. „So ist gewährleistet, dass sie sich untereinander kreuzen und es eine hohe genetische Vielfalt gibt“, erläuterte Ministerin Eder.

Sind all diese Kriterien erfüllt, wird der Bestand ins Erntezulassungsregister aufgenommen. Hier sind alle Saatguterntebestände mit Angaben unter anderem über die Baumart, den Ort und die Höhenlage verzeichnet. In Jahren mit entsprechender Fruchtbildung wird das Saatgut, also etwa Edelkastanien, Bucheckern, und Eicheln, aber auch Zapfen von Nadelbäumen gesammelt und zum Antonihof gebracht. Hier muss es aufwändig gereinigt und aufbereitet werden, bis daraus ein aussaatfähiger Samen entsteht. Manche Zapfen von Nadelbäumen werden sogar unter Hitzeeinwirkung mithilfe von Trocknungsöfen zum Öffnen gebracht. Anschließend werden die hohlen Saatkörner und Verunreinigungen durch den Einsatz von Spezialmaschinen von den Vollkörnern getrennt. Ist das Saatgut gereinigt, wird in Laboren unter anderem dessen Keimfähigkeit bestimmt und eine Probe zur Zertifizierung eingelagert. So kann auch Jahre später durch genetische Vergleichsuntersuchungen festgestellt werden, ob eine Pflanze tatsächlich aus dem angegebenen Bestand stammt. 

„Die Arbeit in der Genressourcenforschung ist eine wichtige Zukunftsarbeit für die Wiederbewaldung, ganz besonders, weil wir in Rheinland-Pfalz auf die genetische Vielfalt der heimischen Baumarten setzen wollen. Der Versuchspflanzgarten und die Dauerbeobachtungsflächen wie die Umweltkontrollstation Merzalben helfen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der FAWF dabei, Entwicklungen unter gleichen Parametern zu beobachten und dadurch Unterschiede und Veränderungen festzustellen. Das Ergebnis dieser zeitintensiven Arbeit ist wichtig und zukunftsweisend. Es gibt Hinweise zu Entscheidungen, die die Politik heute und künftig treffen muss“, so Eder. 

Die Umweltkontrollstation Merzalben ist eine langfristig und intensiv erforschte Fläche im Rahmen des europaweit abgestimmten Forstlichen Umweltmonitorings. Hier werden in einem eichengeprägten Waldökosystem umfassende Untersuchungen zur Ermittlung der Wirkung von anthropogenen (Stoff- und Säureeinträge) und natürlichen Einflussfaktoren (Witterungsverläufe, Schadorganismen etc.) auf deren Vitalität und Entwicklung durchgeführt. Es handelt sich hierbei um einen der im Rahmen von Dauerbeobachtungen am intensivsten wissenschaftlich begleiteten Eichenwälder. Er repräsentiert die wertvollen Eichenwälder des Pfälzerwaldes.

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