Rheinland-Pfalz baut auf Holz. Das jedenfalls belegt eine Studie der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt, die darlegt, wie sehr die Bauwirtschaft von der Forst-, Holz- und Papierwirtschaft profitiert. „Rheinland-Pfalz ist Waldland“, erklärte Forst- und Klimaschutzministerin Katrin Eder. „Der Wald schützt nicht nur unser Klima und bietet Erholung; er treibt auch das Baugewerbe an.“
Die Studie unter dem Titel „Die Forst-, Holz- und Papierwirtschaft in Rheinland-Pfalz: Motor für das Baugewerbe in Rheinland-Pfalz“ der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt dokumentiert die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der Nutzung des Rohstoffs Holz für das Land Rheinland-Pfalz. Auf Basis veröffentlichter wissenschaftlicher Studien und amtlicher Statistiken weist die Studie für das Bezugsjahr 2019 nach, dass in den fast 7.500 Unternehmen der Branche nahezu 54.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Umsatz von über zehn Milliarden Euro und eine Wertschöpfung von mehr als drei Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Die rheinland-pfälzische Forst-, Holz und Papierwirtschaft nimmt damit im produzierenden Gewerbe eine führende Stellung hinsichtlich der Beschäftigung ein und rangiert hinsichtlich der Umsatzleistung nach der Herstellung chemischer Erzeugnisse auf Platz 2 im Land.
Die Ergebnisse bestätigen zugleich die Befunde der Vorgängerstudie, die die Verhältnisse zum Stichjahr 2013 beleuchtet hatte: Die Branche bleibt eines der volkswirtschaftlichen Schwergewichte in Rheinland-Pfalz, wobei sie im Vergleich zu den meisten umliegenden deutschen Bundesländern ihren Umsatzanteil am verarbeitenden Gewerbe steigern konnte.
Innerhalb des Sektors haben sich seither Verschiebungen ergeben. So hat die sogenannte Holzbaukette die Papierwarenkette als wichtigster Wertschöpfungstreiber abgelöst: Der Holzbau wuchs den Umsätzen nach fast doppelt so schnell wie der Rest des Baugewerbes. In dieser Hinsicht nimmt das rheinland-pfälzische Holzbaugewerbe unter den umliegenden Bundesländern eine Sonderstellung ein und stellt einen Motor für das Baugewerbe insgesamt dar.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen eine erfreuliche Entwicklung auf – und das nicht allein in ökonomischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf die damit verbundenen ökologischen Aspekte“, sagte Ministerin Eder. „Wir setzen auf das umweltfreundliche und nachhaltige Holz aus unseren Wäldern als künftiges Fundament vieler Wertschöpfungsketten, die bislang noch auf dem Verbrauch endlicher Ressourcen basieren.“ Hier spiele gerade der Holzbau eine zentrale Rolle, sei doch der Baubereich weltweit für rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen, den Abbau, Transport und Verbrauch zahlreicher nicht erneuerbarer Rohstoffe und ein hohes Aufkommen bislang nicht recyclebarer Stoffe verantwortlich. Holz habe hingegen das Potential, energieaufwändig produzierte Baustoffe, wie etwa Stahl, Ziegel oder Beton zu ersetzen und könne zudem den im Zuge seines Wachstums aufgenommenen Kohlenstoff über lange Zeit binden. Eder, die auch für den Klimaschutz und die Abfallwirtschaft im Land politisch zuständig ist, verwies zugleich auf das von ihrem Haus gemeinsam mit dem Bauministerium ins Leben gerufene „Klimabündnis Bauen“, das sich eine Förderung klimafreundlichen Bauens zum Ziel gesetzt habe.
„Ziel des Klimabündnisses ist eine deutliche Steigerung der Verwendung nachwachsender, möglichst regionaler und zertifizierter Rohstoffe bei Bauvorhaben in Rheinland-Pfalz. Wir forcieren klimafreundliche und klimawandelangepasste Bauweisen, um damit einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung der Klimaschutzziele des Landes zu leisten. Im vergangenen Jahr haben wir die Konditionen für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau stark verbessert. Hier wurden unter anderem die Tilgungszuschüsse zu den Förderdarlehen auf bis zu 50 Prozent erhöht, das heißt, dass bis zur Hälfte des Darlehens nicht zurückgezahlt werden muss“, erklärte Finanzministerin Doris Ahnen.
„Zudem wurden finanzielle Anreize für das Bauen mit Holz und die Verwendung ökologischer Dämmstoffe eingeführt. Damit bieten wir eine optimale Förderkulisse, um bezahlbaren, zeitgemäßen und klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen. Bei Hochbaumaßnahmen des Landes setzen wir verstärkt auf klimafreundliche und kreislaufeffiziente Rohstoffe“, sagte Bauministerin Ahnen.
Maßgeblicher Treiber der aufgezeigten Entwicklung im Baubereich sind Betriebe im Nordteil des Landes, die sich dem Bauen mit Holz verschrieben haben. Hier haben sich Strukturen herausgebildet, die als „Cluster“ bezeichnet werden. Darunter versteht man räumliche Verdichtungen von Unternehmen und Institutionen, die untereinander im ökonomischen und informatorischen Austausch stehen. Es sind dabei in Rheinland-Pfalz weniger Großunternehmen, sondern insbesondere kleine und mittlere Betriebe, die eine solche Struktur befördern. Der von diesen Unternehmen getragene rheinland-pfälzische Holzbau hat für die hiesige Bauwirtschaft mittlerweile eine Bedeutung erreicht, die sich von anderen Bundesländern erkennbar absetzt: Gemessen am Umsatzanteil innerhalb des Baugewerbes nimmt das Land noch vor Baden-Württemberg und Bayern zwischenzeitlich eine führende Position ein.
„Ich sehe die durch den Forschungsbericht ermittelten Befunde als Bestätigung unserer Politik im Rahmen des Klimabündnisses, die wir konsequent weiter vorantreiben wollen“, resümierte Eder.
Aus Sicht von Umweltministerin Eder wäre es wünschenswert, wenn sich auch im waldreichen Süden des Landes Clusterstrukturen im Holzbau herausbilden würden: „Der Pfälzerwald, Deutschlands größtes geschlossenes Waldgebiet und zugleich Biosphärenregion, bietet dafür beste Voraussetzungen.“ Denn der dortige Wald werde, abgesehen von den Kernzonen des Reservats, nahezu flächendeckend durch den Landesbetrieb Landesforsten vorbildlich bewirtschaftet und sei Standort wichtiger Institutionen, wie etwa der forstlichen Forschungsanstalt, des Hauses der Nachhaltigkeit oder der TU Kaiserslautern mit dem dortigen „t-lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“.
„Im Zuge der Weiterentwicklung des Biosphärenreservats, dessen Markenkern ja gerade auf eine beispielgebende nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Einklang mit der Natur ausgerichtet ist, wollen wir landesseitig Impulse für weitere wertschöpfende Vernetzungen geben“, so die Ministerin abschließend.
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