Das rheinland-pfälzische LIFE Natur Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald ist europaweit das beste Projekt in der Kategorie Naturschutz. „Das Aussterben von Tierarten gefährdet nicht nur die genetische Vielfalt, sondern beschädigt auch unser hochkomplexes Ökosystem. Bedrohte Wildtiere wie der Eurasische Luchs besiedelten ursprünglich gigantische Gebiete vom den Pyrenäen bis zum Pazifik im Osten, aber inzwischen sind sie selten geworden. Wiederansiedlungsprogramme sorgen für genetische Vielfalt und stabilisieren unser Ökosystem. Daher freut es mich sehr, dass sich inzwischen ein Populationskern im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen gebildet hat. Noch mehr mit Stolz erfüllt es mich, bei so starker Konkurrenz und so tollen Projekten die Auszeichnung zum besten LIFE Projekt verliehen zu bekommen. Denn das bedeutet eine große Aufmerksamkeit für den Luchs und würdigt die herausragende Zusammenarbeit von Jagd, Nutztierhaltung, Forst und Naturschutz“, sagte Umweltministerin Katrin Eder.
Finanziert wurde die Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald von der EU. Neben dem Förderprogramm LIFE erhielt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) weitere finanzielle Unterstützung durch die HIT-Umweltstiftung, die Deutsche Wildtier Stiftung, WWF Deutschland und zahlreiche Firmen und Privatpersonen, die Patenschaften für die Luchse übernommen haben. Im Rahmen der Grünen Woche bewertet die Europäische Kommission jährlich die abgeschlossenen Projekte aus der Förderkulisse LIFE und verleiht die Life-Awards. Mit den Awards werden besonders innovative Projekte, die zielgerichtet umgesetzt werden ausgezeichnet. Die anderen beiden LIFE Natur Projekte in der Nominierung des Jahres 2023 waren ein bulgarisches Projekt zur Wiederherstellung von drei sehr seltenen und bedrohten Naturwäldern sowie ein Tiroler Projekt zur Wiederherstellung und dem Schutz der natürlichen Dynamik am Lech und der damit verbundenen Lebensräume.
Der Pfälzerwald war bis zum 18. Jahrhundert ein Lebensraum der Luchse. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium unterstützte daher die Wiederansiedlung und die Rückkehr von Luchsen in ihren angestammten Lebensraum. In Zusammenarbeit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit SYCOPARC in Frankreich und Landesforsten Rheinland-Pfalz wurden 20 Luchse ab 2016 aus der Schweiz und der Slowakei in den Pfälzerwald umgesiedelt. Als Erfolg der Wiederansiedlung gilt, dass bereits mindestens 20 Jungtiere zur Welt gekommen sind. Die Luchse haben sich im deutsch-französischen Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und darüber hinaus ausgebreitet.
Die Wiederansiedlung wurde zunächst über den Verein Luchs-Projekt Pfälzerwald-Nordvogesen vorbereitet. Im Ergebnis unterstützen sowohl die Nutztierhalter wie auch die Jagdverbände LJV und ÖJV die Rückkehr der Luchse. Ebenso unterstützen die Umweltverbände NABU und BUND das Projekt.
„Neben der hervorragenden Vorbereitung folgte eine äußerst professionelle Umsetzung durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass die aufgebauten Partnerschaften auch nach dem Projektende weiterbestehen: Das Luchs-Parlament wird über den Landesjagdverband weitergeführt, im Herbst soll es erneut grenzüberschreitend tagen. Für das Monitoring und Management der Luchse wurde das Koordinationszentrum Luchs und Wolf bei Landesforsten eingerichtet. Damit haben wir wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung der Luchs-Population gelegt“, würdigte Eder das Luchs-Projekt.
„Die Akzeptanz des Luchses steht für die Wertschätzung, die der Mensch der Natur und ihren Geschöpfen entgegenbringt. Symbolhaft steht der Luchs somit für die Bereitschaft des Menschen, einen Beutegreifer in 'seinem' Wald zu akzeptieren. Die Akzeptanz des Luchses erhöht die Bereitschaft der Bevölkerung, seinen Lebensraum, den Wald, zu schützen“, sagte Karl-Heinz Klein, Vorsitzender des Vereins „Luchs-Projekt Pfälzerwald – Nordvogesen“ der im Zusammenschluss der Umweltverbände wie beispielsweise NABU, BUND, Pollichia und GNOR die Wiederansiedlung unterstützt.
Gundolf Bartmann, Vize-Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz führte aus: „Die Jägerschaft in Rheinland-Pfalz freut sich und kann stolz auf die Auszeichnung sein. Ihr jahrelanges großes Engagement bis heute zeigt, dass für die Jägerinnen und Jäger aktiver Artenschutz kein Lippenbekenntnis ist.“
„Als Vertreter der Schaf- und Ziegenhalter Rheinland-Pfalz senden wir unsere herzlichsten Glückwünsche zur Preisverleihung an das LIFE Luchs-Projekt. Ein wenig unbescheiden vielleicht, ist es ja auch unser Preis, denn dieses Projekt wird auch von unserer Seite unterstützt. Es ist ein schönes Beispiel dafür, dass man besser miteinander redet, um die Sicht der Anderen zu verstehen, aufeinander zuzugehen und dann konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Wir haben nicht nur für den Luchs, sondern auch für die nächsten Projekte Maßstäbe gesetzt, durch den Willen und das gegenseitige Verständnis, das Miteinander“, betonte Petra Kunz vom Landesverband der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz.
„Seit nunmehr sieben Jahren streift der Luchs durch den Pfälzerwald. Die EU-Auszeichnung für das Wiederansiedlungsprojekt zeigt: Der Luchs ist eine Erfolgsgeschichte“, so Ministerin Eder.
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