25 Jahre nach der Sandoz-Katastrophe hat sich die Wasserqualität des Rheins und auch der übrigen Gewässer in Rheinland-Pfalz verbessert: Umweltministerin Ulrike Höfken hat am Montag den neu erschienenen Gewässerzustandsbericht 2010 vorgestellt, der die Qualität der Fließgewässer und Seen des Landes erstmals unter der Maßgabe der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie beurteilt. Das heißt, nicht nur die Chemie muss stimmen, sondern auch die Qualität des Gewässers als Lebensraum. „Hier können wir zwar Fortschritte verzeichnen, so sind im Rhein bis auf den Stör wieder alle Fischarten zurück gekommen. In unseren besten rheinland-pfälzischen Gewässern, etwa in der Our, leben bis zu 39 empfindliche Kleintierarten wie Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen, die Indikatoren für die Wasserqualität sind“, sagte die Ministerin. Trotzdem bleibe viel zu tun: 73 Prozent der Fließgewässer weisen noch keinen guten ökologischen Zustand auf. Eine wichtige Herausforderung für die kommenden Jahre bestehe darin, die Stickstoff- und Pflanzenschutzmitteleinträge durch die Landwirtschaft zu reduzieren. Höfken: „Da haben wir uns mit der geplanten stärkeren Förderung von Agrarumweltschutzmaßnahmen sowie der besseren Beratung für Landwirte bereits auf den Weg gemacht.“
„Gewässer sind wertvolle Lebensräume, und Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, das es zu schützen gilt. Dabei tragen wir nicht nur Verantwortung für unsere heimischen Flüsse, sondern auch für den Schutz der Meere“, betonte die Ministerin. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die im Jahr 2000 in Kraft getreten ist, verpflichte das Land, einen guten ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer herzustellen. Allein bis 2015 seien dafür Investitionen in Höhe von 420 Millionen Euro geplant: 310 Millionen Euro sollen in die Sanierung von Kläranlagen und Kanalsystemen fließen. Mit 110 Millionen Euro wird die Aktion Blau Plus zur Renaturierung von Gewässern gemeinsam mit Kommunen und anderen Akteuren vor Ort – etwa der Landwirtschaft - umgesetzt.
Der Gewässerzustandsbericht 2010 ist die erste umfassende Darstellung der Entwicklung rheinland-pfälzischer Gewässer seit dem Gütebericht 2000. Das 222 Seiten umfassende Werk, das das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht zusammen gestellt hat, soll auch das emotionale Interesse der Menschen im Land am Natur- und Erlebnisraum Wasser wecken. Höfken: „Gewässerschutz und Gewässerentwicklung schaffen Lebensqualität. Mit unserer nachhaltigen Wasserwirtschaft tragen wir dazu bei, dass auch künftige Generationen die Schönheit und Vielfalt der Bäche, Flüsse und Seen in Rheinland-Pfalz erleben können.“
Fakten aus dem Gewässerzustandsbericht 2010
- Proben wurden an über 1000 biologischen und 120 chemischen Messstellen genommen.
- Bei 19 Prozent der Gewässer in Rheinland-Pfalz ist der chemische Zustand nicht gut: Überschritten werden die Grenzwerte bei den Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die vor allem vom Verkehr verursacht werden. Zudem gibt es Überschreitungen bei den Pflanzenschutzmittelwirkstoffen Diuron und Isoproturon.
- Bei den PCB-Verbindungen (Polychlorierte Biphenyle), die europaweit verboten wurden, haben sich die Jahresmittelwerte in den großen Gewässern Rhein, Mosel und Saar von 1994 bis 2009 halbiert. Nach wie vor kommt es aber zu Überschreitungen der Lebensmittelgrenzwerte vor allem bei fettreichen Fischen.
- Die organische Belastung der rheinland-pfälzischen Gewässer hat sich deutlich verbessert: Über 90 Prozent der Bäche und Flüsse weisen einen guten Sauerstoffhaushalt auf, was auf die jahrzehntelangen Investitionen in kommunale und industrielle Kläranlagen zurückzuführen ist.
- Unter die Bestimmungsgrenze zurück gegangen sind die Chlorhaltigen chemischen Substanzen in den Gewässern, auch durch die gute Kooperation des Landes mit der Industrie.
- Durch den Rückgang der Luftverschmutzung sind auch die pH-Werte in den Gewässern wieder angestiegen, so dass sich die Versauerung der Bäche verringert hat.
- Ein Rückgang ist zudem bei der Phosphatbelastung zu verzeichnen. Ursache hierfür ist in erster Linie das Verbot phosphathaltiger Waschmittel sowie die Umrüstung der größeren Kläranlagen zur Phosphoreliminierung (zurzeit 89 Prozent Reinigungsleistung).
- Reduziert wurde auch der Stickstoffgehalt der Gewässer, vor allem durch die verbesserte Qualität der Kläranlagen (zurzeit 83 Prozent Reinigungsleistung). Aber auch die Stickstoffeinträge durch die Landwirtschaft sind zurück gegangen. So konnte in der Nahe bei vergleichbaren Abflüssen ein Rückgang der Nitratfrachten von 1994 bis 2009 um 10 bis 20 Prozent festgestellt werden. Im gesamten Rheineinzugsgebiet wurde in den letzten 20 Jahren eine Reduktion von fast 200.000 Tonnnen Stickstoff im Jahresmittel festgestellt.
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Gewässerzustands­bericht