Der Druck auf die Milchbauern in Rheinland-Pfalz wächst. Davon geht Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken angesichts der weltweit steigenden Milchproduktion und der großen Preisschwankungen auf dem globalen Milchmarkt aus. Bei einer Fachveranstaltung im Rahmen der Grünen Woche Rheinland-Pfalz 2012 am Freitag in Bitburg forderte die Ministerin, die Marktposition der Milcherzeuger zu stärken: „Eine Chance für unsere Milchbauern bestehen darin, sich zu Erzeugergemeinschaften zusammenzuschließen und damit eine bessere Verhandlungsposition zu erreichen“, sagte die Ministerin. Dies sei auch Ziel des zu Beginn dieses Monats in Kraft getretenen EU-Milchpakets sowie der aktuellen Vorschläge zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Gleichzeitig müsse Überproduktion vermieden werden, betonte Höfken. Bei der Agrarministerkonferenz kommende Woche in Konstanz werde Rheinland-Pfalz einen Antrag einbringen, der die Bundesregierung zur Unterstützung der Milchbauern auffordert.
„Milch ist ein wertvolles heimisches Naturprodukt und Grundlage einer gesunden Ernährung“, stellte Höfken fest. Die Milchwirtschaft trage zur Wertschöpfung in den ländlichen Räumen und zum Erhalt der grünlandbetonten Mittelbirgslandschaften in Rheinland-Pfalz bei. Deshalb liege es im Interesse der Gesellschaft, die Zukunft der Milchbauern zu sichern. Bei dem vom Landwirtschaftsministerium veranstalteten Milchforum in Bitburg diskutierten zahlreiche Gäste aus der Fachwelt und der Praxis über die Perspektiven der Milchwirtschaft, die sich auch in Rheinland-Pfalz einzelbetrieblich und regional zunehmend konzentriert. Die Anzahl der Milchviehbetriebe ist hierzulande im vergangen Jahrzehnt um rund 27 Prozent von etwa 3000 auf 2200 zurück gegangen. Dieser Trend dürfte sich voraussichtlich verschärfen, wenn wie geplant 2015 die EU-Milchmengenregelung ausläuft. Zwar haben sich die Milcherzeugerpreise seit 2010 erholt, verfehlten aber speziell in Rheinland-Pfalz mit weniger als 34 Cent pro Kilogramm in 2011 den Durchschnittspreis auf Bundesebene . Aktuell sind wieder Schwächetendenzen zu verzeichnen. Ministerin Höfken warb dafür, ein neues Denken und unkonventionelle Wege auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette Milch zuzulassen.
Die Grüne Woche Rheinland-Pfalz 2012 veranstaltet das Landwirtschaftsministerium mittlerweile zum sechsten Mal. In diesem Jahr steht die regionale Wertschöpfung unter dem Motto „Werte schätzen, Werte schaffen: Zukunft auf dem Land!“ im Mittelpunkt. In 18 Einzelterminen im ganzen Land werden agrar- und weinbaupolitische Zukunftsthemen diskutiert und neue Projekte und Ideen zur Wertschöpfung im ländlichen Raum vorgestellt.
Das Programm und Fotos von der Grünen Woche Rheinland-Pfalz 2012 stehen unter <link http: www.mulewf.rlp.de>www.mulewf.rlp.de bei Aktuelles/ Veranstaltungen.
Zahlen und Fakten zur Milchproduktion in Rheinland-Pfalz
- In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit rund 2200 Milchviehbetriebe, die ca. 118.000 Milchkühe halten. Bei Einführung der EU-Milchquotenregelung 1984 gab es noch etwa 18.500 Betriebe mit mehr als 230.000 Milchkühen. Aufgrund des produktionstechnischen Fortschritts wird heute annähernd die gleiche Milchmenge wie vor 28 Jahren erzeugt.
- Insgesamt produzieren die rheinland-pfälzischen Milchbauern 800.000 Tonnen Milch im Jahr, die durchschnittliche Milchquote pro Betrieb liegt bei 370.000 Kilogramm – bei Einführung der Milchquotenregelung lag diese Menge unter 50.000 Kilo.
- Molkereien: Die rheinland-pfälzischen Milcherzeuger sind mit wenigen Ausnahmen Mitglieder der beiden heimischen Genossenschaftsmolkereien Milch-Union-Hocheifel (MUH) in Pronsfeld und Hochwald Nahrungsmittel-Werke in Thalfang. Die beiden Unternehmen sind als „Europäische Molkereien“ zu bezeichnen, denn sie verarbeiten inzwischen weit über drei Milliarden Kilo Milch aus Rheinland-Pfalz und den benachbarten EU- Mitgliedstaaten sowie Bundesländern.