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Höfken: Ökofläche in Rheinland-Pfalz wächst um 60 Prozent

Angesichts der steigenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln sieht Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken gute Marktchancen für die ökologische Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz. „Allein im vergangenen Jahr haben nahezu weitere 200 Landwirte aus Rheinland-Pfalz Fördermittel zur Umstellung auf ökologische Produktion beantragt. Damit wird sich die Ökofläche im Land bis zum Jahresende voraussichtlich auf 60.000 Hektar vergrößern.“
Pressekonferenz mit Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken
Pressekonferenz mit Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken

Im Vergleich zum Jahr 2010 sei die Ökofläche dann um rund 60 Prozent gewachsen. Dies entspreche einem Anteil von 8,5 Prozent an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. In Rheinhessen beantrage der Ökowein-Anteil jetzt schon zehn Prozent.

„Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Lebensmittel aus der Region, die umweltfreundlich und tiergerecht produziert werden“, so Höfken. Gleichzeitig leiden viele konventionelle Betriebe, insbesondere die Milcherzeuger, massiv unter der aktuellen Preiskrise. Da die Nachfrage nach Ökoprodukten groß ist und die Preise auch für die Erzeuger stabiler und fairer sind, wird die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise zunehmend attraktiver. „Wir wollen die Bauern dabei unterstützen, umwelt- und verbrauchergerecht zu produzieren und diese Marktchancen zu nutzen“, sagte Höfken und stellte ein Maßnahmenpaket des Landes vor. „Wir wollen die Ziele der Bundesregierung umsetzen und in Rheinland-Pfalz den Anteil der Ökofläche auf 20 Prozent steigern“, so die Ministerin. Unterstützung erhielt sie bei der Pressekonferenz von Felix Prinz zu Löwenstein, dem Vorsitzenden des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft, Arla-Aufsichtsrat Hans-Wilhelm Thelen, Sabine Berger, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz/Saarland sowie von Eugen Heim, Vorstandsmitglied der Wasgau AG.

Höfken wies auf die positiven Umwelteffekte der ökologischen Landwirtschaft hin. Sie trage zum Schutz der Böden, des Grundwassers, der Artenvielfalt und des Klimas bei. Zum Beispiel schone der Verzicht auf chemische-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Dünger das Grundwasser, Flüsse und Bäche. Die ökologische Bewirtschaftung stabilisiere die Böden und führe zu Humusbildung, so dass mehr CO2 gespeichert werden kann.  „Auch die konventionellen Betriebe können von den innovativen Ansätzen einer umweltgerechten und nachhaltigen Bewirtschaftung profitieren“, sagte Höfken und nannte als Beispiel den Pheromoneinsatz im Weinbau. Dass Biolebensmittel weniger Schwermetalle und Pestizide enthalten, gehe aus einer jüngst in Mainz vorgestellten Studie der Universität Newcastle hervor.

„Um das von der Bundesregierung gesetzte 20-Prozent-Ziel zu erreichen, brauchen wir die Unterstützung des Bundes“, sagte Höfken und schloss sich der Forderung des Deutschen Bauernverbands an, das Bundesprogramm Ökologische Landwirtschaft von 17 Millionen auf 60 Millionen Euro aufzustocken. Die Strategie der Landesregierung zum Ausbau der ökologischen Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz beruhe auf vier Säulen:

1. Mehr Fördermittel: Die Prämien für Einführung und Beibehaltung der ökologischen Wirtschaftsweise wurden seit 2010 um 25 bis 46 Prozent erhöht. Zum Beispiel wurde die Prämie für die Umstellung von Acker- oder Grünland von 240 auf 300 Euro pro Hektar aufgestockt. Mit den neuen Fördersätzen liegt Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich im Mittelfeld.

2. Bessere Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen: Damit Biobauern ihre Lebensmittel besser absetzen können, fördert das Land Erzeugerzusammenschlüsse zum Beispiel für Bio-Rindfleisch. Geplant ist ein Wettbewerb für Öko-Modellregionen.

3. Beratung, Forschung und Ausbildung stärken: Am DLR in Bad Kreuznach wurde das Kompetenzzentrum ökologischer Landbau gegründet, das dort angesiedelte Beraterteam wird in diesem Jahr von 10 auf 12 Stellen verstärkt. Geplant sind Projekte zu mobilen Ställen in der Geflügelhaltung und zur Förderung des Anbaus von Hülsenfrüchten. Die Staatsweingüter in Bad Kreuznach und Avelsbach wurden auf ökologische Produktion umgestellt. Die Ausbildung im Bereich der ökologischen Landwirtschaft wurde deutlich verbessert.

4. Bessere Verbraucherinformation: Mit der Ernährungs-Initiative „Rheinland-Pfalz isst besser“ erhöht die Landesregierung die Wertschätzung für gute Lebensmittel, die regional, umwelt- und tiergerecht produziert werden. Im Schulobst- und –gemüseprogramm stammen die gelieferten Früchte überwiegend aus regionaler und zu rund 20 Prozent aus ökologischer Erzeugung. Zudem unterstützen wir Aktivitäten für mehr Ökoprodukte in Großküchen und Kantinen.

Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft: „Es ist sehr erfreulich, dass Rheinland-Pfalz die Chancen, die ein weiterhin wachsender Bio-Markt bietet, so erfolgreich genutzt hat. Deutschland muss jetzt die Spielräume der Europäischen Agrarpolitik für eine Umwidmung der Agrarmittel nutzen. So können auch in den kommenden Jahren konventionelle Betriebe ihre Existenz durch Umstellung auf den Ökolandbau sichern.“

Arla-Aufsichtsrat Hans-Wilhelm Thelen: „Arla, als große europäische Genossenschaftsmolkerei mit einem hohen Anteil an Bio-Milch sieht ein stetiges Wachstum des Bio-Milchmarktes. Die Erzeugung von Bio-Milch hat bei Arla einen hohen Stellenwert und ist ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige Milchwirtschaft. Darum ist Arla auf der Suche nach Milcherzeugern, die bereit sind, den Weg der Bio-Umstellung zu beschreiten. Deshalb haben wir uns im letzten Jahr dazu entschlossen, Betriebe durch gezielte Beratungsleistungen zu begleiten und auch finanziell zu unterstützen.“

Sabine Berger, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz/Saarland:  „Die ökologisch wirtschaftenden Betriebe profitieren derzeit von den stabilen Preisen und der hohen Nachfrage nach Öko-Produkten in allen Bereichen. Damit der Ökolandbau in Rheinland-Pfalz weiter wachsen kann, müssen konventionelle Betriebe umstellbar bleiben. Deshalb sollten Fördermittel für Investitionen an ökologische Kriterien geknüpft werden. Milchviehbetriebe, die jetzt umstellen wollen, benötigen Liquiditätshilfen. Investitionen in ökologische und regionalen Vermarktungsstrukturen bilden den Schlüssel für weiteres Wachstum in Rheinland-Pfalz.“

Eugen Heim, Vorstand Wasgau AG
: „Wasgau berücksichtigt, dass sich beim Konsumenten die Definition von Qualität weiterentwickelt hat. Derzeit haben Aspekte wie Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit und Tierwohl einen hohen Stellenwert oder anders ausgedrückt: Der Kunde möchte heute ein qualitativ hochwertiges Produkt mit ‚gutem Gewissen‘ kaufen. Besonders regional und/oder ökologisch produzierte Lebensmittel erfüllen dieses Verbraucherbedürfnis. Als regional verwurzeltes Unternehmen hat Wasgau aus diesem Grund unter anderem die Eigenmarke „Wasgau Natur Bio“ geschaffen und erfolgreich etabliert.“

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