„Gut statt viel“ muss die Devise heißen: Beim parlamentarischen Abend der Landwirtschaftskammer am Mittwoch haben Ministerpräsident Kurt Beck und Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken appelliert, die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen. „Der Kampf gegen Hunger und für sichere Ernährung weltweit hat viel mit Konsum und Produktion hier bei uns zu tun. Lebensmittelverschwendung, die tierschutzwidrige Massentierhaltung, unsere Ernährungsgewohnheiten und zu wenig Unterstützung für die bäuerliche Erzeugung tragen zu der Besorgnis erregenden Situation bei“, betonte Beck. Er kritisierte zudem, dass Spekulanten die Preise für Agrarrohstoffe künstlich in die Höhe treiben: „Dies sind Fehlentwicklungen, die die Bundesregierung auch auf der internationalen Ebene anpacken sollte.“
Beck erinnerte in diesem Zusammenhang an entsprechende Beschlüsse der G 20, der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Erde. Diese gelte es dringend umzusetzen angesichts erheblicher trockenheitsbedingter Ernteausfälle und der dadurch absehbaren Ernährungskrise in den Entwicklungsländern. „Wir alle müssen uns unserer Verantwortung auch für diejenigen bewusst sein, die immer wieder unter Hungersnöten leiden“, sagte Beck.
Ministerin Höfken nannte neben der Welternährung den Klimawandel, die Energiewende, den Erhalt der Artenvielfalt, den Flächenfraß und den Verlust von Arbeitsplätzen in ländlichen Räumen als Herausforderungen für die Landwirtschaft. Sie forderte eine Wende zur besseren Ernährung mit weniger Fleisch und regionalen, saisonalen Lebensmitteln: „Gut statt viel - dies kommt auch unserer heimischen Landwirtschaft zugute und erhöht die Wertschöpfung in den ländlichen Räumen.“ Die Ministerin wies dabei auf die Einkommenssituation der Bauern in Rheinland-Pfalz hin. Dem heute vorgelegten Agrarbericht zufolge liege deren durchschnittlicher Stundenlohn bei weniger als zehn Euro. Trotz aktuell steigender Getreidepreise litten die Landwirte angesichts drastisch gestiegener Kosten unter Preisverfall in Europa, etwa bei der Milch.
Beck und Höfken hoben hervor, dass es das Anliegen der rheinland-pfälzischen Landesregierung sei, Rahmenbedingungen für eine moderne bäuerliche Landwirtschaft und guten Absatz mit möglichst viel Wertschöpfung zu schaffen: „Mit unserer Landwirtschaftspolitik schaffen wir Entwicklungsperspektiven sowohl für konventionell als auch für ökologisch wirtschaftende Betriebe.“ Dabei achte man auch darauf, die landwirtschaftlichen Nutzflächen zu bewahren. Dass die Energiewende in Rheinland-Pfalz im Einklang mit den Landwirten umgesetzt werde, werde mit bewährten Instrumenten wie dem Landesentwicklungsprogramm und der Bodenordnung sichergestellt.
Der Ministerpräsident und die Ministerin wiesen zudem darauf hin, dass die aktuelle Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine historische Möglichkeit biete, die Landwirtschaft in Europa grüner und nachhaltiger zu gestalten. Bei den Verantwortlichen der Landwirtschaftskammer bedankten sie sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Berufstand. „Sie ist die Grundlage für wichtige Weichenstellungen in der Landwirtschafts- und Weinbaupolitik.“
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