Kommunales Abwasser
Allgemeines
Mittlerweile sind rd. 99,5 % der rheinland-pfälzischen Bevölkerung an die Kanalisation und eine kommunale Kläranlage angeschlossen. Bei den nicht an kommunalen Kläranlagen angeschlossenen Einwohnern handelt es sich im Wesentlichen um Einwohner sehr kleiner Gemeinden, Gemeindeteile oder Einzelanwesen im ländlichen Raum. Die aktuellen Daten und Fakten zur Abwasserentsorgung werden im zweijährlich erscheinenden Lagebericht dokumentiert. Die Standorte der Kläranlagen in Rheinland-Pfalz können über die interaktive Karte abgerufen werden.
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) unterstützt die kommunalen Gebietskörperschaften sowie die Bürgerinnen und Bürger bei den anstehenden Aufgaben. Die finanzielle Förderung ist dabei ein wichtiger Baustein. Um das hohe Niveau dauerhaft zu sichern, müssen die notwendigen Investitionen kontinuierlich getätigt und Optimierungsmöglichkeiten genutzt werden. Nur so können zukünftig höhere Kosten sowie negative Auswirkungen auf die Umwelt vermieden werden.
FAQ Abwasser
Die Kanalisation ist die unterirdische Infrastruktur zur Ableitung des Abwassers zu den Kläranlagen. Ihre Instandhaltung ist eine Daueraufgabe der Abwasserbeseitigung. Die Kanalisation kann als Trenn- oder Mischkanalisation ausgeführt sein. Bei der Trennkanalisation werden getrennte Kanäle für Regen- und Schmutzwasser angelegt. Mischwassersysteme bestehen aus einem gemeinsamen Kanal für Regen- und Schmutzwasser.
Um bei starken Niederschlägen eine Überlastung der Kanäle und Kläranlagen zu vermeiden, enthalten sie Entlastungsbauwerke, die den überschüssigen Teil des Abwassers in die Gewässer ableiten. Um die Abschläge von verschmutztem Abwasser so gering wie möglich zu halten, werden Speicher- und Pufferbecken, teilweise mit mechanischer Reinigung, im Kanalnetz eingesetzt.
In Rheinland-Pfalz leistet eine Vielzahl von Regenüberlaufbecken, Regenentlastungen und Regenrückhaltebecken im Trenn- und Mischsystem einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Stoffeinträge aus Siedlungsgebieten in die Gewässer. Der ordnungsgemäße Betrieb und die Unterhaltung der Anlagen sind für die Reinigungsleistung auch im Hinblick auf die Erreichung des guten Gewässerzustandes nach Wasserrahmenrichtlinie von erheblicher Bedeutung.
Das Abwasser durchläuft in der Kläranlage mehrere Stationen, bis es als gereinigtes Abwasser in ein Gewässer eingeleitet wird. Die mechanische Reinigung entfernt Abfälle und andere gröbere Verunreinigungen aus dem Abwasser. Anschließend sorgen Mikroorganismen in der biologischen Reinigung dafür, dass verschiedene Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen abgebaut werden. Welche Werte im Ablauf der Kläranlage eingehalten werden müssen, hängt unter anderem von der Ausbaugröße der Kläranlage und dem Zustand des Gewässers ab.
Um den guten ökologischen Zustand der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen, kann es erforderlich sein, die Phosphorbelastung aus Kläranlagen weiter zu reduzieren. Die kommunale Abwasserbehandlung ist neben der Landwirtschaft der Hauptemittent dieses Pflanzennährstoffs in die Gewässer. In Rheinland-Pfalz konnten die Gesamtphosphoreinträge aus kommunalen Kläranlagen in den letzten Jahren mehr als halbiert werden.
Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaushalts so zu bewirtschaften, dass vermeidbare Beeinträchtigungen ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit unterbleiben. Die Überwachung der Abwasseranlagen stellt dabei die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen an die Abwasserbeschaffenheit sicher. Neben der Emissionsbetrachtung haben die zuständigen Wasserbehörden eine gewässerbezogene Bewertung der Einleitungen vorzunehmen. Die systematische Überwachung der kommunalen Kläranlagen erfolgt dabei in zwei sich ergänzenden Formen.
Während der Abwasserreinigung fällt auf Kläranlagen Klärschlamm an. Ab einer bestimmten Schlammmenge ist es wirtschaftlich, diese Biomasse in sogenannten Faulbehältern zu vergären (anaerobe Stabilisierung). Dabei entsteht Klärgas, das auf der Kläranlage zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Auf kleineren Kläranlagen wird der anfallende Schlamm hingegen häufig noch aerob stabilisiert oder den Faulbehältern größerer Kläranlagen zur Stabilisierung mit Gasverwertung zugeführt. Die Entsorgung des verbleibenden Klärschlamms kann unter anderem durch eine thermische Verwertung erfolgen. Dabei entsteht als Nebenprodukt Wärme, die wieder in den Betriebsprozessen der Kläranlage weiter verwertet oder direkt eingesetzt werden kann. Ein Beispiel dafür ist die Klärschlamm-Mono-Verbrennungsanlage Mainz, die neben der Eigenenergieversorgung zudem einen Teil der anfallenden Wärme ins Mainzer Fernwärmenetz abgibt.
© Umweltbundesamt - Empfehlungen zur Reduzierung von Mikroverunreinigungen in den Gewässern

Mikroverunreinigungen (oft auch als Spurenstoffe oder Mikroverunreinigungen bezeichnet; im Folgenden in Anlehnung an die Bezeichnung des Bundes „Spurenstoffe“) sind synthetische Stoffe, die bereits in sehr geringen Konzentrationen in der aquatischen Umwelt nachweisbar sind und eine schädigende Wirkung haben können. Der Begriff „Spurenstoffe“ umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Substanzen, darunter Röntgenkontrastmittel, Arzneimittel, Inhaltsstoffe von Kosmetika oder Haushaltsprodukten sowie Wirkstoffe aus dem Bereich der Biozide und Pestizide.
Die Stoffe gelangen auf verschiedenen Wegen in die Gewässer (siehe Abbildung). Ein Weg führt über das häusliche Abwasser in die Kläranlagen, die Spurenstoffe mit den herkömmlichen Verfahren nicht ausreichend aus dem Abwasser entfernen können.
Die rheinland-pfälzische Umsetzung des auf Bundesebene entwickelten „Orientierungsrahmens zur Verminderung des Spurenstoffeintrags in die Gewässer“ lehnt sich an der Vorgehensweise Baden-Württembergs an, setzt aber eigene Schwerpunkte hinsichtlich einer energieeffizienten Umsetzung und der Synergie mit der Phosphorelimination.
Die Zentralkläranlage Mainz ist die erste Anlage in Rheinland-Pfalz, für die Genehmigungsunterlagen für eine 4. Reinigungsstufe. Diese „End-Of-Pipe“-Maßnahmen stellen jedoch keine flächendeckende Lösung zur Reduzierung der Spurenstoffbelastung der Gewässer dar. Sie sind anlagentechnisch anspruchsvoll, mit zusätzlichen Kosten verbunden und energie- und betriebsmittelintensiv. Zudem kann eine vollständige Entfernung der Spurenstoffe aus dem Abwasser auch durch eine weitergehende Abwasserreinigung nicht gewährleistet werden.
Daher ist der kombinierte Ansatz aus quellen- und anwendungsorientierten sowie nachgeschalteten Maßnahmen an ausgewählten Standorten der effektivste Weg, um die Spurenstoffbelastung der Gewässer zu reduzieren. Jeder vermiedene Eintrag in das Abwasser muss nicht mit erheblichem Aufwand wieder aus dem Abwasser entfernt werden.
Weitere Informationen zu:
Arzneimitteln Arzneimittel richtig entsorgen Gewässer schützen – Einträge von Arzneimitteln vermeiden
Bioziden Kurzinfo Biozide
Per- und polyfluorierte Chemikalien FAQ PFT
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